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Aktuelle Studiendaten: Rationaler Umgang bei Bluttransfusionen erhöht die Patientensicherheit

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Hauptstadtkongress der DGAI vom 15. bis 17. September 2016

Die Entschlüsselung der Blutgruppen und der sichere Transfer von Blut revolutionierte die Medizin. Bis heute sind Transfusionen eine der wichtigsten lebensrettenden Maßnahmen im OP. Sie können jedoch auch Risiken bergen. So kann nach der Gabe von Spenderblut die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ansteigen. Aktuellen Studien zufolge kann dies durch Patient Blood Management (PBM) reduziert werden. [1,2,3]


Dabei handelt es sich um ein multidisziplinäres Behandlungskonzept zur Vorbeugung und Therapie von Blutarmut bei Operationen, welches den verantwortungsbewussten Umgang mit Fremdblut miteinschließt. Wie das möglich ist, diskutierten Experten im Rahmen des diesjährigen HAI, dem Hauptstadtkongress der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) in Berlin. Seit 2016 stellt PBM eine der zehn Qualitätsindikatoren für die Anästhesiologie dar. [4]

Obwohl der Bedarf an Bluttransfusionen durch die moderne Medizin weiter steigt, sinkt die Spendebereitschaft seit Jahren. Gleichzeitig kann Spenderblut ein Risiko für Patienten sein. Das Immunsystem des Empfängers kann geschwächt werden und auch bei exakt passender Blutgruppe können neue Infektionen auftreten. [5] Aktuelle Studiendaten zeigen, dass durch PBM die Anzahl der Bluttransfusionen um ca. 20 Prozent verringert werden kann. [2] Das schont nicht nur die kostbaren Blutreserven [6], sondern erhöht ebenso die Patientensicherheit. [3] „Mit PBM stehen neue Möglichkeiten zur Verfügung, um das Risiko einer Blutarmut, auch Anämie genannt, deutlich zu verringern“, berichtete Professor Dr. Dr. Kai Zacharowski. „Die aktuellen Studien belegen vor allem einen Nutzen für den Patienten“, fährt der Kongresspräsident des HAI 2016 fort.

Operationsvorbereitung mit Patient Blood Management

Durch die drei Säulen des PBM wird – auch ohne Bluttransfusion – eine bestmögliche Versorgung der Patienten gewährleistet: Zum einen kann die körpereigene Blutbildung durch bestimmte Medikamente angeregt werden. So kann der Patient eine operationsbedingte Blutarmut besser kompensieren. Zum anderen benötigen heutige Geräte nur noch minimale Mengen an Blut für Untersuchungen, wodurch das Blutvolumen der Patienten geschont werden kann. Ebenso beinhaltet PBM eine individuelle Betreuung des Patienten, um dessen spezifische Anämietoleranz zu erhöhen. Dazu können zum Beispiel Blutersatzstoffe gegeben werden, die das Volumen aufrechterhalten. Auch kann eigenes Wundblut von Patienten gereinigt und wiederverabreicht werden. [6]

Patient Blood Management ist ein Qualitätsindikator

Die Anästhesiologie zielt sowohl bei stationären als auch bei ambulanten Operationen auf eine bestmögliche Behandlungsqualität ab, um letztlich die Patientenversorgung immer weiter zu optimieren. Daher befindet sich PBM unter den zehn Qualitätsindikatoren für die Anästhesiologie, die durch das Forum für Qualitätsmanagement und Ökonomie, beauftragt durch die DGAI, erarbeitet wurden. Ziel dieser Indikatoren ist es, relevante, verständliche, messbare, und erreichbare Qualitätskriterien zu definieren. [4] „PBM ist unverzichtbar in der Anästhesie“, berichtete Professorin Dr. Thea Koch, Präsidentin der DGAI. „Zusammen mit der präoperativen Risikoevaluation des Patienten und der optimalen Behandlung der Begleiterkrankungen hilft PBM wesentlich die Patientensicherheit weiter zu erhöhen.“

Weitere Informationen im Internet:
Hauptstadtkongress für Anästhesiologie und Intensivtherapie (HAI) 2016, Berlin
http://www.hai2016.de.
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V. (DGAI) http://www.dgai.de.

Veranstaltung zum Thema am HAI 2016:
Hauptsitzung: Patient Blood Management means the management of acute anemia during the …

Vorträge:
Prof. Dr. Donat R. Spahn, Zürich (Schweiz)
Dr. Aryeh Shander, Englewood (USA)
Prof. Dr. Toby Richards, London (UK)

Vorsitz:
Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, Frankfurt am Main
Prof. Dr. Thea Koch, Dresden

Termin:
Donnerstag, 15. September 2016, 14.45 bis 16.15 Uhr

Ort:
Estrel Convention Center Berlin, Saal D (2. EG)
Sonnenallee 225, 12057 Berlin

Über die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI):
Die im April 1953 gegründete Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V. (DGAI) vereinigt über 15.038 Mitglieder und ist damit die drittgrößte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft Deutschlands. Nach ihrer Satzung hat sie die Aufgabe, „Ärzte zur gemeinsamen Arbeit am Ausbau und Fortschritt der Anästhesiologie, lntensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie zu vereinen und auf diesen Gebieten die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“. Gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten e. V. (BDA) trägt die DGAI die Deutsche Akademie für Anästhesiologische Fortbildung e. V. (DAAF), die regelmäßig Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen für Anästhesisten durchführt. Die DGAI veranstaltet jährlich den Deutschen Anästhesiecongress (DAC), den Hauptstadtkongress der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (HAI) und richtet darüber hinaus internationale Anästhesiekongresse aus. Präsidentin der DGAI ist Prof. Dr. med. Thea Koch, Dresden.

Quellen:
[1] Gross I et al.: Patient blood management in cardiac surgery results in fewer transfusions and better outcome. Transfusion. 2015 May; 55(5):1075-81.
[2] Meybohm P et al.: Patient Blood Management is Associated With a Substantial Reduction of Red Blood Cell Utilization and Safe for Patient's Outcome: A Prospective, Multicenter Cohort Study With a Noninferiority Design. Ann Surg. 2016 Aug; 264(2):203-11.
[3] Kotze A, Carter LA, Scally AJ. Effect of a patient blood management programme on preoperative anaemia, transfusion rate, and outcome after primary hip or knee arthroplasty: a quality improvement cycle. Br J Anaesth. 2012 June; 108(6):943-52.
[4] Coburn M et al.: Qualitätsindikatoren Anästhesiologie 2015. Anästh Intensivmed. 2016; 2016(57):219-30.
[5] Rohde JM et al.: Health care-associated infection after red blood cell transfusion: a systematic review and meta-analysis. JAMA. 2014 Apr; 311(13):1317-26.
[6] Meybohm P et al.: Patient Blood Management Bundles to Facilitate Implementation. Transfus Med Rev. 2016 May [Epub ahead of print].