Eine neue Vision für den globalen Handel: CBS präsentiert das Konzept „Ethical World Trade“

Die CBS International Business School hat gemeinsam mit dem European
Environmental Bureau, der Wellbeing Economy Alliance und der World Fair
Trade Organization das Konzept „Ethical World Trade & Economy for the
Common Good“ für eine gerechtere und nachhaltigere globale Handelsordnung
entwickelt.
Kern des Vorschlags ist die Integration sozialer und
ökologischer Standards in die Handelsregeln. Das Konzept verbindet
Klimaschutz, Menschenrechte und lokale Wirtschaftsstärkung und zielt
darauf ab, politische Entscheidungsträger:innen, Unternehmen und die
nächste Generation für eine faire Weltwirtschaft zu sensibilisieren.
Angesichts globaler Herausforderungen wie der Klimakrise, zunehmender
sozialer Ungleichheit, Kriegen und Demokratieabbau ist ein radikaler
Wandel in der internationalen Handelsordnung unverzichtbar. Ein
interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Praxis hat mit dem Working
Paper “Ethical World Trade & Economy for the Common Good“ eine innovative
Grundlage für eine Neuorientierung des internationalen Handels entwickelt.
Ziel ist ein Paradigmenwechsel, der den reinen Freihandel hinter sich
lässt und stattdessen soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit
und internationale Kooperation in den Fokus rückt. Die Ergebnisse dieses
wegweisenden Konzepts wurden vergangene Woche von Prof. Dr. Brigitta
Herrmann (CBS), Christian Felber (Gemeinwohl-Ökonomie) und Jürgen Knirsch
(Experte für Welthandel) am Campus der CBS International Business School
in Köln vorgestellt.
Warum der Freihandel an seine Grenzen stößt
Die Forschenden kritisieren, dass die Welthandelsorganisation (WTO) Handel
und Investitionen als Selbstzweck behandelt und dabei soziale und
ökologische Aspekte vernachlässigt. Das vorgestellte Konzept fordert eine
klare Ausrichtung des Handels an globalen Zielen wie Klimaschutz,
Menschenrechten und fairer Verteilung.
Handel als Werkzeug für das Gemeinwohl
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie kann ein gerechter und
nachhaltiger Welthandel gestaltet werden? Ziel sei es, Handelsbeziehungen
konsequent an sozialen und ökologischen Prinzipien auszurichten und so
eine globale Wirtschaft für das Gemeinwohl zu schaffen. Der neue Ansatz
richte sich dabei nicht nur an politische Entscheidungsträger:innen,
sondern auch an Unternehmen und Studierende. Er biete Unternehmen eine
Orientierungshilfe, wie sie ihre Geschäftsmodelle nachhaltiger gestalten
können, und eröffne Studierenden die Möglichkeit, sich mit den
Herausforderungen einer zukunftsorientierten Weltwirtschaft fundiert
auseinanderzusetzen.
Der Vorschlag der Forschenden ist die Integration der globalen
Handelsordnung in das UN-System, um Handelsregeln stärker mit universellen
Werten wie Nachhaltigkeit und Menschenrechten zu verknüpfen. Diese
Verknüpfung solle durch ein System von Anreizen und Sanktionen konkret
überprüfbar und mess-bar gemacht werden.
Perspektive für eine gerechtere Weltwirtschaft
Im Fokus der Vision stehe die Schaffung einer „United Nations Ethical
Trade Zone“ (UNETZ), die durch ein ethisches Zollsystem unterstützt wird.
Dieses System belohne Länder, die sich an internationale Vereinbarungen zu
Menschen-rechten, Klimaschutz und Arbeitsnormen halten, während es
Verstöße sanktioniere. Gleichzeitig solle die nationale Souveränität
gewahrt bleiben, indem schwächeren Ländern flexible Marktstrategien
ermöglicht werden. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf der Förderung
lokaler und resilienter Wirtschaftskreisläu-fe, um nachhaltige
Wertschöpfung und Krisenfestigkeit zu gewährleisten. Die Forschenden
stellten heraus, dass das Konzept des “Ethical World Trade & Economy for
the Common Good” der EU die Chance biete, ihre Kernwerte – wie
Menschenrechte, Umweltschutz und kulturelle Vielfalt – nicht nur auf
europäischer, sondern auch auf globaler Ebene zu stärken. Ein solches
System könnte etwa Exportzölle auf nicht nachhaltige Produkte erhöhen und
gleichzeitig Anreize für emissionsarme Technologien schaffen.
Synergien mit bestehenden Strategien
Durch die Verankerung einer regelbasierten, ethischen Handelsordnung im
UN-System könnten die Ziele bestehender EU-Strategien, wie der Green Deal
und die Agenda 2030, wirkungsvoll unterstützt werden. Gleichzeitig schaffe
der Ansatz Synergien mit internationalen Abkommen, darunter die Pariser
Klimazie-le und die Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation
(ILO), und po-sitioniere die EU als Vorreiterin für eine nachhaltige und
gerechte Weltwirtschaft.
Das vollständige Working Paper steht auf der CBS-Website zum Download
bereit. Die Forschungsergebnisse wurden zudem am 21. November bei einer
Veranstaltung des European Environmental Bureau in Brüssel vorgestellt.
Originalpublikation:
https://www.cbs.de/ueber-uns/f
white-papers