Herzinsuffizienz-Forschung am HDZ NRW: Neue Ergebnisse

Eine Arbeitsgruppe am Agnes Wittenborg Institut für translationale Herz-
Kreislaufforschung unter der Leitung von PD Dr. Anna Klinke, Herz- und
Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, hat erstmals am Mausmodell
nachgewiesen, dass Nitro-Ölsäure den zellulären Stoffwechsel im Herzgewebe
bei einer bestimmten Form der Herzinsuffizienz verbessert. Die Arbeit
wurde jetzt wissenschaftlich vorgestellt (Nature Communications 04/2025).
Vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) und damit verbundenen hohen Einschränkungen ihrer
Lebensqualität. Die Zahl der Betroffenen wächst kontinuierlich. Etwa die
Hälfte der Patienten leiden unter einer gestörten Entspannungs- und
Füllungsphase (Diastole) des Herzens verbunden. Dann bleibt zwar die
Pumpfunktion des Herzens grundsätzlich erhalten. Allerdings kann sich die
linke Herzkammer nicht mehr ausreichend weiten, so dass insgesamt und
dauerhaft zu wenig Blut in den Kreislauf gelangt. Die prozentuale Menge
des in der linken Herzkammer befindlichen Blutes, das pro Herzschlag
ausgeworfen werden kann, bezeichnen die Fachleute als Ejektionsfraktion.
Bei den Betroffenen ist dieser Wert normal oder nur geringfügig
vermindert. Die Erkrankung wird demnach als „Herzinsuffizienz mit
erhaltener Ejektionsfraktion“ (HFpEF) bezeichnet.
HFpEF tritt häufig in Zusammenhang mit Bluthochdruck, Diabetes oder
fettleibigkeitsbedingten Stoffwechselstörungen auf. Weil die
Behandlungsmöglichkeiten bislang nicht zufriedenstellend sind,
konzentriert sich die Forschung auf das Herzgewebe der linken Herzkammer.
„Wenn wir hier die Krankheitsmechanismen auf zellulärer Ebene verstehen
und insbesondere wissen, welche Faktoren die kleinsten Kraftwerke in den
Herzzellen, die Mitochondrien, beeinflussen, dann könnten daraus
langfristig vielversprechende therapeutische Studien entstehen“, sagt
Privatdozentin Dr. Anna Klinke, Leiterin des Agnes Wittenborg Instituts
für translationale Herz-Kreislaufforschung am Herz- und Diabeteszentrum
NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen.
Auf eine mögliche therapeutische Wirksamkeit von Nitro-Ölsäure weisen
frühere Studien hin. Dass sie den mitochondrialen Stoffwechsel verbessert
und die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion lindert, konnte
in den experimentellen Studien des Instituts unter Laborbedingungen anhand
männlicher und weiblicher Maus-Kohorten nachgewiesen werden. Das
anspruchsvolle Studienprotokoll sah dabei unter anderem Herzultraschall,
Dehnungsanalyse der Myokardwand, Belastungs- sowie Glukose-Toleranz-Test
und weitere spezielle Laboruntersuchungen vor. Zusammenfassend stellen
sich die Ergebnisse wie folgt dar:
• Nitro-Ölsäure mildert die Herzinsuffizienz bei Mäusen mit HFpEF.
• Nitro-Ölsäure verändert das Myokardproteom und den
Glukosestoffwechsel.
• Nitro-Ölsäure erhöht die Mitochondrien-Produktion und die
mitochondriale Atmung des Herzens.
• Nitro-Ölsäure wirkt stoffwechselregulierend und verbessert die
Signalwege zur Fettverbrennung.
• Nitro-Ölsäure verbessert den kardialen Fettsäurestoffwechsel.
Das im HDZ NRW angesiedelte Forschungsvorhaben des Agnes Wittenborg
Instituts zur translationalen Herzkreislaufforschung zur therapeutischen
Wirkung von nitrierten Fettsäuren auf Herzmuskelzellen der Maus im Modell
der Herzinsuffizienz zählt zu insgesamt zehn Kooperationsprojekten, die im
Rahmen des Anschubfonds Medizinische Forschung der Medizinischen Fakultät
OWL von der Universität Bielefeld zur Förderung ausgewählt wurden.
Gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten der Klinik für Allgemeine und
Interventionelle Kardiologie/Angiologie bemüht sich das Wissenschaftsteam
außerdem in Anbetracht der positiven Ergebnisse der Versuche im
Mausmodell, eine klinischen Studie zur Testung von Nitro-Ölsäure für HFpEF
Patienten initiieren zu können.