Verbindung von Grundlagenforschung und Kita-Studium

Kinderpsychologin Nicole Wetzel wurde zur Professorin für Neurokognitive
Entwicklung an den Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften der
Hochschule Magdeburg-Stendal berufen. Es ist die erste erfolgreiche
gemeinsame Berufung der Hochschule Magdeburg-Stendal mit einer
außeruniversitären Forschungseinrichtung.
Mit einer EEG-Haube auf dem Kopf sitzt der kleine Proband in der Kabine
und schaut einen Film. Plötzlich sind unerwartete Geräusche zu hören. Wie
werden diese die Aufmerksamkeit des Filmeguckers beeinflussen? Lässt sich
ein Kind hier leichter von der Handlung ablenken als ein Erwachsener? Und
was kann man daraus für Lernprozesse im Allgemeinen ableiten? Die
Kinderpsychogin Prof. Dr. Nicole Wetzel, die am Leibniz-Institut für
Neurobiologie (LIN) Magdeburg zu diesen Themen forscht, wurde vor Kurzem
auf eine Professur für Neurokognitive Entwicklung an die Hochschule
Magdeburg-Stendal berufen.
In ihrer seit 2017 vom Center for Behavioral Brain Sciences (CBBS)
geförderten Forschergruppe Neurokognitive Entwicklung untersucht Nicole
Wetzel am LIN, wie sich die zugrundeliegenden neuronalen Mechanismen für
Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Gedächtnis bei Kindern entwickeln. Sie
erklärt: „Dabei wollen wir systematisch untersuchen, ob es Unterschiede im
Entwicklungsverlauf von der frühen bis zur späten Kindheit gibt und
welchen Einfluss Faktoren wie Motivation, Emotion und der soziale Kontext
haben. Außerdem erforschen wir Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitung
und Lernen in Kindergarten und Schule, aber auch im klinischen Bereich zum
Beispiel bei ADHS-Symptomen oder sozialängstlichen Kindern.“
Neben der Grundlagenforschung spielen auch anwendungsbezogene
Fragestellungen eine Rolle. „Wir verknüpfen Psychologie und
Neurowissenschaften und wollen unsere Studien nicht nur unter
standardisierten Laborbedingungen, sondern planen diese auch unter realen
Bedingungen, beispielsweise in Kindergärten oder Horten, durchzuführen“,
so Wetzel.
Vor Kurzem hat Nicole Wetzel den Ruf für die Professur für Neurokognitive
Entwicklung an der Hochschule Magdeburg-Stendal im Fachbereich Angewandte
Humanwissenschaften erhalten, die für fünf Jahre von der Leibniz-
Gemeinschaft im Rahmen des Professorinnen-Programms unterstützt wird. „Ich
freue mich sehr, dass es zu dieser Kooperation zwischen dem LIN als
außeruniversitärer Forschungseinrichtung und der Hochschule Magdeburg-
Stendal gekommen ist. Diese innovative Kombination gibt es nicht oft und
ist somit etwas Besonderes“, erklärt die Psychologin. Seit diesem
Wintersemester bildet sie Studierende der Hochschule im Studiengang
„Leitung von Kindertageseinrichtungen – Kindheitspädagogik“ und
„Rehabilitationspsychologie“ am Standort Stendal aus.
Prof. Dr. Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, betont
das Besondere der gemeinsamen Berufung: „Es handelt sich um die erste
erfolgreiche gemeinsame Berufung der Hochschule Magdeburg-Stendal mit
einer außeruniversitären Forschungseinrichtung. Das ist letztlich ein
Beleg für die Forschungsstärke des Fachbereichs Angewandte
Humanwissenschaften, worauf wir sehr stolz sind. Ich freue mich vor allem
für die Studierenden, die davon profitieren werden, mit einer renommierten
Wissenschaftlerin in Sachsen-Anhalt zusammenzuarbeiten.“
Nicole Wetzel hat in Leipzig Psychologie studiert, dort 2007 promoviert
und anschließend als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen
Projekten gearbeitet und anschließend habilitiert. Sie entschied sich für
Sachsen-Anhalt und gab dafür einen Ruf an die Universität Wuppertal
zurück. Nicole Wetzel ist Mitglied im Kompetenzzentrum Frühe Bildung der
Hochschule Magdeburg-Stendal und im Forschungsnetz Frühe Bildung in
Sachsen-Anhalt und sie vertritt Magdeburg im Leibniz-Forschungsverbund
Bildungspotenziale, der im September ein Bildungspolitisches Forum
ausgerichtet hat, um Politiker und Wissenschaftler zum Austausch
zusammenzubringen.
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