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Intervallfasten, Low Carb oder Vegan bei Diabetes – was sagt die Wissenschaft?

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Welche Ernährung ist die richtige bei Diabetes? Anlässlich des
Welternährungstags am 16. Oktober haben sich Forschende des Deutschen
Diabetes-Zentrums (DDZ) die wissenschaftlichen Fakten zu Ernährungstrends
wie Intervallfasten, kohlenhydratreduzierter (Low-Carb) Diät und veganer
Kost genauer angesehen. Sie erklären, welche Ernährungsweisen helfen
können, Blutzucker und Gewicht zu verbessern – und wo Chancen und Risiken
liegen

Eine ausgewogene Ernährung hat direkten Einfluss auf den
Blutglukosespiegel, die Insulinsensitivität und die Blutfettwerte. Sie
trägt entscheidend dazu bei, Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder
Nierenerkrankungen vorzubeugen. Deshalb gilt sie seit langem als zentrale
Säule in der Behandlung und Prävention von Typ-2-Diabetes.

„Gerade weil die Ernährung so wichtig ist, lohnt es sich, Ernährungstrends
nicht blind zu folgen, sondern die verschiedenen Ansätze genau zu
betrachten – und zwar auf Basis wissenschaftlicher Daten“, erklärt Dr.
Sabrina Schlesinger, stellvertretende Direktorin des Instituts für
Biometrie und Epidemiologie am DDZ.

Intervallfasten – was Studien über Nutzen und Grenzen zeigen

Beim Intervallfasten wird die Nahrungsaufnahme auf bestimmte Zeitfenster
beschränkt, etwa nach dem 16:8-Prinzip: 16 Stunden fasten, acht Stunden
essen. Weitere Varianten sind das Alternate-Day-Fasting, bei dem
abwechselnd ein Fastentag und ein normaler Tag folgen, oder die 5:2-Diät,
bei der die Kalorien an zwei Tagen pro Woche auf maximal 500 bis 600
Kalorien reduziert werden.

Studien zeigen, dass Intervallfasten bei Typ-2-Diabetes die
Insulinsensitivität verbessern, das Gewicht reduzieren und teilweise den
Langzeitblutzucker (HbA1c) senken kann. Eine kürzlich veröffentlichte
Studie hat verschiedene Formen des Fastens mit einer kontinuierlichen
Kalorienreduktion verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass Alternate-Day-
Fasting kurzfristig zwar etwas wirksamer zur Gewichtsreduktion beiträgt
als eine kontinuierliche Kalorienreduktion. Langfristig führt es jedoch
weder zu einer stärkeren Gewichtsabnahme noch schützt es besser vor Herz-
Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen. „Jede extreme Diät oder
Ernährungsänderung kann riskant sein. So kann Intervallfasten bei Menschen
mit Diabetes, die Insulin spritzen oder bestimmte blutzuckersenkende
Medikamente einnehmen, zu Unterzuckerungen führen. Daher sind alle Diäten
vor allem bei Menschen mit Diabetes nur mit ärztlicher Begleitung
empfehlenswert“, betont Prof. Michael Roden, wissenschaftlicher
Geschäftsführer und Sprecher des Vorstands des DDZ sowie Direktor der
Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum
Düsseldorf.

Low Carb: weniger Kohlenhydrate, mehr Fette und Eiweiß

Bei der Low-Carb-Ernährung werden Kohlenhydrate deutlich reduziert – von
moderat bis hin zu sehr streng. Weniger Kohlenhydrate bedeuten geringere
Blutzucker- und Insulinspitzen, der Körper nutzt dann verstärkt Fett und
Ketonkörper als Energiequelle.
Forschungen des DDZ zeigen: Eine kohlenhydratarme Ernährung kann bei
Typ-2-Diabetes Gewicht und Blutzuckerkontrolle verbessern und
Blutfettwerte günstig beeinflussen. Langfristig gleichen sich die Vorteile
gegenüber anderen Ernährungsweisen wie der kalorienreduzierten Ernährung
jedoch an. Bei Typ-1-Diabetes ist die Studienlage deutlich begrenzter,
hier ist eine enge Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten nötig, da das
Risiko für Unterzuckerungen oder lebensbedrohliche
Stoffwechselentgleisungen (Ketoazidosen) steigt.

Wichtig: Wer Low Carb ausprobiert, sollte die Qualität der Lebensmittel im
Blick behalten. Ein hoher Anteil tierischer Fette und Proteine kann das
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Für Menschen mit Diabetes
und Nierenerkrankungen ist eine stark kohlenhydratarme Ernährung nicht zu
empfehlen.

Vegan essen nur mit sorgfältiger Planung sinnvoll

Richtig umgesetzt, werden bei der veganen Ernährung viele
ballaststoffreiche Lebensmittel mit vielen sekundären Pflanzenstoffen
gegessen, die sich günstig auf den Stoffwechsel auswirken. Bei Menschen
mit Typ-2-Diabetes kann eine vegane Ernährung das Körpergewicht senken,
die Blutzuckerkontrolle verbessern und auch Blutdruck und Blutfette
positiv beeinflussen. Studien zu Langzeiteffekten oder zu Typ-1-Diabetes
fehlen aber bislang.

Allerdings erfordert die vegane Ernährung eine sorgfältige
Nährstoffplanung: „Vitamin B12 muss ergänzt werden; zudem besteht bei Jod,
Eisen, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Calcium ein erhöhtes Risiko für
eine Unterversorgung“, erklärt Dr. Janett Barbaresko, Wissenschaftlerin am
Institut für Biometrie und Epidemiologie am DDZ. Sie hat an dem
Positionspapier zur Neubewertung veganer Ernährung der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE) führend mitgewirkt. „Wer nicht ganz auf
tierische Produkte verzichten möchte, kann mit einer gesunden,
pflanzenbetonten Ernährung ähnliche Vorteile erzielen“, ergänzt
Barbaresko. Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte,
Hülsenfrüchte und Nüsse stehen hierbei im Mittelpunkt. Eine aktuelle
Beobachtungsstudie des DDZ zeigt, dass dies mit einer geringeren
Sterblichkeit bei Typ-2-Diabetes verbunden ist (zur Pressemitteilung).

Fazit: Keine Einheitslösung – individuelle Anpassung zählt

Jede der genannten Ernährungsweisen kann also Vorteile bieten –
entscheidend ist, ob sie sich langfristig in den Alltag integrieren lässt
und mit Medikamenten sowie Begleiterkrankungen abgestimmt ist. „Bei
strengen Ernährungsformen besteht die Gefahr, dass diese schnell
abgebrochen werden. Wichtiger ist, dass man Veränderungen langfristig
durchhält und sich realistische Ziele setzt“, betont Schlesinger.

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