Wie Heilende Architektur entsteht von Franziska Ritz
Coburger Symposium unter Leitung von Prof. Gemma Koppen führt die Debatte
über Heilende Architektur an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis
fort. Die Hochschule Coburg, Fakultät Design + Bauen, lädt am Freitag,14.
November, zum Fachsymposium LA INFIRMITA: Wie Heilende Architektur
entsteht! ein. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Gemma
Koppen, die seit 2023 die Professur für Entwerfen und Gesundheit an der
Hochschule Coburg innehat, beleuchtet die Veranstaltung zukunftsweisende
Wege zum Gestaltungsprozess Heilender Architektur.
Heilende Architektur: ein interdisziplinärer Auftrag
Das Konzept der Heilenden Architektur stammt ursprünglich aus den USA und
beschreibt Gebäude und gebaute Umwelten, die gezielt zur Gesundheit der
Nutzerinnen und Nutzer sowie zur Genesung von Patienten beitragen. Um
diese Wirkung zu erzielen, müssen Entwurfsentscheidungen auf fundierten
wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren – wie beispielsweise der
Tatsache, dass sich die Raumwahrnehmung Schwerkranker verändern kann.
Obwohl die Forschung in diesem Bereich bemerkenswerte Fortschritte erzielt
hat, finden diese Erkenntnisse derzeit noch unzureichend Einzug in die
Architekturpraxis. Das Symposium der Hochschule Coburg führt die
öffentliche Debatte an dieser entscheidenden Schnittstelle von
Wissenschaft und Praxis weiter.
Prof. Gemma Koppen ist eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet. Zu
ihren Lehr- und Forschungsgebieten zählen unter anderem das Entwerfen von
Krankenhäusern, der Einfluss von Architektur und Innenarchitektur auf die
psychosoziale Gesundheit und Genesung sowie das Evidenzbasierte Entwerfen.
Das Symposium LA INFIRMITA: Wie Heilende Architektur entsteht! versammelt
herausragende Vertreter und Vertreterinnen internationaler
Architekturbüros und renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Es werden wichtige methodische, planerische, ökonomische und ästhetische
Fragen beleuchtet, die bei der Realisierung von Krankenhäusern und
Gesundheitsbauten aufkommen. Das Programm gliedert sich in zwei Panels,
die jeweils durch eine Frage- und Diskussionsrunde abgeschlossen werden.
Das erste Panel konzentriert sich auf die Neugestaltung von Strukturen und
die wissenschaftliche Fundierung: Prof. Dr. Andreas Schmid (Universität
Bayreuth / Oberender AG), ein Experte für Gesundheitsökonomie und
Management, beleuchtet die Planung und Entwicklung von
Versorgungsstrukturen. Prof. Dr. Tanja C. Vollmer (Kopvol architecture &
psychology) – deren Buch Die Erkrankung des Raumes (2010) als Grundstein
der modernen Architekturpsychologie gilt – spricht über die notwendigen
Wirksamkeitsnachweise durch Forschung in der Architektur. Prof. Linus
Hofrichter (a|sh sander.hofrichter architekten GmbH), der über 90
Krankenhäuser geplant hat, teilt seine Expertise zur Berücksichtigung von
Bedarf und Bedürfnissen in der Krankenhausbauplanung. Das zweite Panel
widmet sich der Anwendung in der Praxis und historischen Erkenntnissen:
Frank Wiesemeyer (White Arkitekter) zeigt auf, wie die Materialauswahl und
-gestaltung sich auf die Architektur auswirkt. Dr. David Freis
(Universität Augsburg) forscht zur Medizingeschichte, insbesondere der
Psychiatrie, und beleuchtet historische Perspektiven in der
Krankenhausplanung. Zum Abschluss wird Andrea Erpenbeck, die für das
Herzog & de Meuron in Basel tätig ist, in ihrem Vortrag einen Fokus
daraufsetzen, wie Qualität bis ins kleinste Detail Spitalbauten
bereichert.
Das Symposium findet von 14 bis ca. 20 Uhr auf dem Campus Design (Am
Hofbräuhaus 1, 96450 Coburg) statt. Informationen zu Anmeldung und
Programm entnehmen sie der Webseite der Hochschule Coburg. Die Bayerische
Architektenkammer und die Architektenkammer Thüringen erkennen die
Veranstaltung als Fortbildung an.
Begleitende Ausstellung: Das Kranke(n)haus in Coburg
Das Symposium ist eng mit der Ausstellung „Das Kranke(n)haus. Wie
Architektur heilen hilft.“ verbunden, die das Coburger Designforum
Oberfranken e.V. nach Coburg holt. Diese Ausstellung beleuchtet, wie die
Gestaltung von Krankenhausarchitektur das soziale und emotionale
Wohlbefinden beeinflusst. Die Ausstellung zeigt innovative
architektonische Konzepte, wissenschaftliche Erkenntnisse und
gestalterische Lösungen für eine patientenzentrierte
Krankenhausarchitektur. Im Fokus stehen 13 internationale Projekte sowie
sieben „Wirkstoffe“ heilender Architektur, veranschaulicht durch Modelle,
Zeichnungen und Filmproduktionen.
Die Ausstellung feierte 2023 in der Pinakothek der Moderne in München mit
über 80.000 Besucherinnen und Besuchern einen großen Erfolg und eröffnete
eine breite öffentliche Debatte. Im 2. Obergeschoss in der Spitalgasse 14
in Coburg kann die Ausstellung vom 8. November 2025 bis zum 14. Dezember
2025 donnerstags und freitags von 16 bis 20 Uhr sowie samstags und
sonntags von 12 bis 17 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. An allen
Ausstellungstagen werden Führungen angeboten: donnerstags und freitags
jeweils um 19 Uhr, samstags und sonntags um 14 Uhr.
Ein besonderer Bestandteil der Ausstellung ist die Sonderausstellung
„AUFWACHEN!“, die von Studierenden der Hochschule Coburg, Fakultät Design
+ Bauen, unter der Leitung von Prof. Gemma Koppen und Markus Flämig
konzipiert und umgesetzt wurde. Grundlage hierfür war die Methode des
„architektonischen Mikroskopierens“, mit der das Thema auf innovative
Weise untersucht wurde.