Magdeburger Forschungsteam will Hüftoperationen verbessern
Studie untersucht Verschleiß von keramischen Hüftimplantaten und liefert
neue Ansätze für verbesserte Patientenversorgung.
Keramische Hüftimplantate gelten als besonders haltbar und gut
verträglich. Doch auch sie können mit der Zeit Veränderungen zeigen, die
bei Folgeeingriffen eine Rolle spielen.
Ein Forschungsteam der
Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg hat deshalb untersucht, wie
sich keramische Hüftköpfe über längere Zeit im Körper verhalten – mit
Ergebnissen, die Ärztinnen und Ärzten künftig helfen könnten, Operationen
besser zu planen und in manchen Fällen sogar ganz zu vermeiden.
Unter der Leitung von Dr.-Ing. Joachim Döring, Leiter Biomechanik im
Forschungsbereich Experimentelle Orthopädie der Orthopädischen
Universitätsklinik Magdeburg, und Adrian Buchholz, Wissenschaftlicher
Mitarbeiter, wurden insgesamt 43 keramische Hüftexplantate aus dem
Material Biolox®delta untersucht. Die Proben stammten aus der
Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg sowie der Universitätsklinik
in Posen (Polen). „Unsere Forschung zeigt, dass sich mit einer gezielten
Schadensanalyse wertvolle Hinweise gewinnen lassen, die Chirurginnen und
Chirurgen bei Folgeoperationen unterstützen können“, erklärt Dr. Döring.
Konkret konnte das Team feststellen, dass keramische Hüftköpfe insgesamt
nur minimal verschleißen, selbst nach vielen Jahren im Einsatz. Die
häufigsten Veränderungen waren winzige Metallablagerungen auf der
Oberfläche, die zwar sichtbare Spuren hinterlassen, die Stabilität des
Materials aber nicht wesentlich beeinträchtigen. Nur in wenigen Fällen kam
es zu ernsthaften Schäden wie einem Bruch. Für die Untersuchung nutzte das
Team sowohl makroskopische Analysen (Damage Scoring) als auch
hochauflösende Verfahren wie Raman-Spektroskopie, Röntgendiffraktometrie,
Konfokalmikroskopie und Rasterelektronenmikroskopie.
„Mit unserer Methodik lässt sich besser einschätzen, ob ein keramischer
Hüftkopf tatsächlich ersetzt werden muss oder im Körper verbleiben kann“,
so Buchholz. Somit haben die Erkenntnisse unmittelbare praktische Relevanz
für die Patientenversorgung. Das spart Kosten im Gesundheitssystem und
steigert zugleich die Lebensqualität der Betroffenen. Die Implantation
einer Hüftprothese ist einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe in
Deutschland, mit etwa 200.000 Operationen pro Jahr.
„Die nächste Aufgabe besteht nun darin, unsere Erkenntnisse so
aufzubereiten, dass sie direkt in den klinischen Alltag einfließen
können“, so Döring. „Dazu wollen wir Ärztinnen und Ärzte gezielt für diese
Methodik sensibilisieren.“
Für ihre Studie wurde das Team mit dem Heinz-Mittelmeier-Forschungspr
der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V.
(DGOOC) ausgezeichnet. Unterstützt wurde das Projekt durch die
Geräteförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Joachim Döring, Leiter Biomechanik, Experimentelle Orthopädie,
Orthopädische Universitätsklinik Magdeburg, Tel.: +49 391 67 21764,
E-Mail:
Originalpublikation:
Joachim Döring, Adrian Buchholz, Maria Herbster, Jennifer Gehring, Ulf
Betke, Paweł Chodór, Jan Zabrzyński, Jessica Bertrand, Christoph H
Lohmann, Łukasz Łapaj. Damage analysis of retrieved Biolox®delta
components used in hard and soft bearings, Acta Biomaterialia, DOI:
10.1016/j.actbio.2022.12.055