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Talsperre trifft Bergbau: Innovatives Harzer Kombi-Kraftwerk als Schlüssel für Energiewende und Klimaanpassung

Dr.-Ing. Sylvia Schattauer (links), Präsidentin der TU Clausthal, nimmt von Melanie Walter, Niedersachsens Ministerin für Europa und Regionale Landesentwicklung, Förderbescheide für das Projekt EWAZ-Transfer entgegen.  Quelle: Christian Ernst  Copyright: TU Clausthal
Dr.-Ing. Sylvia Schattauer (links), Präsidentin der TU Clausthal, nimmt von Melanie Walter, Niedersachsens Ministerin für Europa und Regionale Landesentwicklung, Förderbescheide für das Projekt EWAZ-Transfer entgegen. Quelle: Christian Ernst Copyright: TU Clausthal
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Technologietransferprojekt für ein Verbundsystem gestartet, das die Themen
Energiespeicherung, Hoch- und Niedrigwasserschutz, Trinkwassersicherung
und Mehrfachnutzung bergbaulicher Infrastruktur vereint.

Die Energiewende wird nur mit großen Speichern für grünen Strom
funktionieren. Zugleich stellt der Klimawandel mit zunehmenden
Wetterextremen wie Hochwasser und Dürre die regionale Wasserwirtschaft vor
immer größere Probleme. Angesichts dieser Herausforderungen muss der
Energie- und Wasserspeicher Harz (EWAZ) mit seinen zahlreichen Talsperren
fit für die Zukunft gemacht werden. Dieses Ziel verfolgt das
Millionenprojekt „EWAZ-Transfer“, an dem fünf Hochschulen und fünf
Wirtschaftsunternehmen beteiligt sind. Die Zukunftsregionen
Südniedersachsen und Südostniedersachsen fördern das Verbundvorhaben aus
Mitteln der Europäischen Regionalförderung (EFRE). Den Förderbescheid hat
Niedersachsens Ministerin für Europa und Regionale Landesentwicklung
Melanie Walter am 18. September auf der Staumauer der Okertalsperre im
Harz übergeben.

„Mit dem EWAZ-Transfer-Projekt setzen wir ein starkes Zeichen für den
Klimaschutz und die kommunale Daseinsvorsorge“, betonte Ministerin Walter
bei dem Termin. „Die intelligente Verbindung von Energie- und
Wassersystemen schafft neue Arbeitsplätze, fördert die regionale
Wertschöpfung und schützt vor den Folgen des Klimawandels. Wir setzen
dabei auf innovative und passgenaue Lösungen, die den Menschen im Westharz
und weit darüber hinaus in ganz Niedersachsen zugutekommen werden. Dabei
zeigt dieses Projekt eindrucksvoll, wie Wissenschaft und Wirtschaft
gemeinsam nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen von morgen
entwickeln können.“

Unter Federführung der Technischen Universität Clausthal setzt das Projekt
auf den Know-how-Transfer aus der im Jahr 2022 abgeschlossenen
wissenschaftlichen EWAZ-Vorstudie. „Es freut uns sehr, dass dieses Projekt
von gesamtgesellschaftlicher Dimension weitergeführt wird. Die TU
Clausthal kann zum einen ihre ureigene Kompetenz im Bereich bergbaulicher
Hohlräume einbringen, zum anderen impliziert die Nachnutzung bereits
vorhandener unterirdischer Infrastruktur exakt den
Nachhaltigkeitsgedanken, den wir mit unserem Leitthema Circular Economy
adressieren“, so unisono Universitätspräsidentin Dr.-Ing. Sylvia
Schattauer und Prof. Jens-André Paffenholz, Direktor am Institute of
Geotechnology and Mineral Resources (IGMR) der TU Clausthal. Das neue
Transferprojekt greift den Systemgedanken auf und entwickelt daraus ein
Leitprojekt zur Umsetzung eines Piloten für ein sogenanntes Kombi-
Kraftwerk. „Es werden zwei intensive Projektjahre, in denen wir nun
konkrete Schritte in Richtung der Umsetzung von Kombi-Kraftwerken
unternehmen werden. Dabei spielen u.a. die geotechnischen Untersuchungen
und Simulationen eine entscheidende Rolle“, sagt Prof. Thomas Ulrich
(IGMR, Department of Geosciences).

Konkreter Projektansatz ist es, bereits vorhandene bergbauliche Hohlräume
mit den ebenfalls vorhandenen Talsperren des Westharzes zu verbinden. Auf
diese Weise können neue Kapazitäten für Pumpspeicherkraftwerke mit
minimalen zusätzlichen Eingriffen in die Umwelt geschaffen werden. Mit der
Kopplung von energiewirtschaftlichen und wasserwirtschaftlichen Funktionen
entstehen so Kombi-Kraftwerke, die sowohl zur Speicherung von
regenerativer Energie als auch für die wasserwirtschaftlichen Funktionen
Trinkwasserversorgung, Hochwasserschutz und Niedrigwasseraufhöhung
eingesetzt werden können.

Derartige Bauwerke sind in der vorgeschlagenen Konzeption nicht nur im
Westharz neu: Einerseits stellen sie eine Anpassungsmaßnahme an den
Klimawandel im Rahmen der Energiewende in Norddeutschland dar,
andererseits dienen sie der Daseinsvorsorge in den Zukunftsregionen
Südost- und Südniedersachsen. Insbesondere werden dazu folgende Aspekte
adressiert:

• Systemische Betrachtung der verschiedenen Standorte als kombiniertes
energie- und wasserwirtschaftliches Verbundsystem
• Anpassung der energie- und wasserwirtschaftlichen Infrastruktur an den
Klimawandel
• Konzeption und Voruntersuchung des ersten, innovativen Kombi-Kraftwerkes
• Entwicklung, Ausführung, Simulation und Optimierung der Betriebsführung
der Kombi-Kraftwerke im Verbund und Einzelbetrieb
• Erbringung von Systemdienstleistungen für Hoch- und Niedrigwasserschutz,
Trinkwassergewinnung und Speicherung regenerativer Energien

Das zu entwickelnde energie- und wasserwirtschaftliche Verbundsystem hat
einen hohen Innovationsgrad und wird mit Kooperationspartnern aus der
Wasser- und Energiewirtschaft bearbeitet. Sie unterstützen das Vorhaben
durch eine integrative Mitarbeit sowie eine Mitfinanzierung, was die hohe
praktische wirtschaftliche Relevanz des Themas unterstreicht. Zum
interdisziplinären Projektverbund zählen neben der TU Clausthal vier
weitere Hochschulen: die TU Braunschweig, die Hochschule Ostfalia, die
Universität Göttingen und die Leibniz Universität Hannover. Hinzu kommen
fünf Partner aus der Wirtschaft: die Harzwasserwerke, Uniper, Harz
Energie, die VGH Versicherungen und die Öffentliche Versicherung
Braunschweig.

Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren und verfügt über ein
Gesamtvolumen von knapp 2,4 Millionen Euro. Davon wird knapp eine Million
Euro aus EFRE-Mitteln der beteiligten Zukunftsregionen gefördert. Der
erforderliche Kofinanzierungsanteil von rund 1,4 Millionen Euro wird im
Wesentlichen durch die Industriepartner getragen, deren starkes Engagement
eine zentrale Voraussetzung für die Umsetzung des Projekts bildet.