Zum Weltsuizidpräventionstag am 10. September: 28 Menschen versterben bundesweit jeden Tag durch Suizid
Wirkungsvolle Instrumente zur Suizidprävention aus Deutschland kommen
europaweit zum Einsatz
Anlässlich des heutigen Weltsuizidpräventionstages macht die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention darauf aufmerksam, dass in
Deutschland zuletzt 10.304 Menschen im Jahr durch Suizid verstarben – das
sind mehr als durch Verkehrsunfälle, Drogen und Mord zusammen
(Statistisches Bundesamt 2023).
Dabei gibt es wirkungsvolle, in
Deutschland entwickelte Instrumente zur Suizidprävention, die europaweit
zum Einsatz kommen.
Mehrheit der Suizide erfolgt im Kontext psychischer Erkrankungen
Suizide erfolgen fast immer vor dem Hintergrund einer nicht optimal
behandelten psychischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression. Aber
auch Schizophrenie, Suchterkrankungen oder Borderline
Persönlichkeitsstörungen gehen mit einem deutlich erhöhtem Suizidrisiko
einher. „Durch eine krankhaft bedingte, völlige Hoffnungslosigkeit in
Verbindung mit quälenden, übertriebenen Schuldgefühlen und dem hohen
Leidensdruck der Erkrankung sehen manche depressiv Erkrankte im Suizid den
vermeintlich einzigen Ausweg. Unter einer konsequenten Behandlung der
Depression oder anderen psychiatrischen Erkrankung kehren jedoch in der
Regel die Hoffnung und Lebensfreude wieder zurück“, erklärt Prof. Ulrich
Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und
Suizidprävention.
Maßnahmen zur Suizidprävention aus Deutschland im europaweiten Einsatz
In Deutschland sind von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und
Suizidprävention und der European Alliance Against Depression unter
Leitung von Prof. Ulrich Hegerl Ansätze zur Suizidprävention entwickelt
wurden, deren Wirksamkeit wissenschaftlich gezeigt wurde und die nun auch
international zum Einsatz kommen.
Der 4-Ebenen-Interventionsansatz ist eines der am häufigsten
implementierten Suizidpräventionsprogramme. In einer Stadt oder Gemeinde
werden über eigens gegründete regionale Bündnisse gegen Depression
gleichzeitig Interventionen auf vier Ebenen gestartet:
• Kooperation mit Hausärzten (u.a. Schulungen)
• Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Plakatkampagne, öffentliche
Veranstaltungen)
• Schulungen von Multiplikatoren (z.B. Pfarrer, Lehrkräfte,
Medienredaktionen, Altenpflegekräfte, Polizei)
• Unterstützung für Betroffene und deren Angehörige, u.a. durch
Informationsmaterialien, die Förderung der Selbsthilfe und das digitale
Selbstmanagement-Programm iFightDepression (tool.ifightdepression.com/).
Eine systematische Überblicksarbeit kommt zu dem Schluss, dass der 4
-Ebenen-Ansatz weltweit der vielversprechendste von allen untersuchten
gemeindebasierten Suizidpräventionsansätzen ist (Linskens et al. 2022).
Das MentBox-Projekt
Eingesetzt wird der 4-Ebenen-Ansatz nun auch im neuen EU-finanzierten
MentBox-Projekt. Ziel dieses von Prof. Hegerl geleiteten EU-finanzierten
Projektes ist es, in Kooperation mit Gesundheitsministerien vorhandene
Interventionen mit nachgewiesener Wirksamkeit bei Depressionen und anderen
psychischen Problemen so aufzubereiten, dass deren Nutzung erleichtert
wird. Eines der Interventionen in der Tool-Box ist neben dem genannten 4
-Ebenen-Ansatz das ebenfalls im Verbund entwickelte Online-
Selbstmanagement-Programm iFightDepression. Durch das Projekt soll die
Lücke zwischen vorhandenen wirksamen Instrumenten für psychische
Gesundheit und der raschen Nutzung bei Krisen oder für gefährdete
Bevölkerungsgruppen in Deutschland und Europa geschlossen werden. Das
Projekt wird von der European Alliance Against Depression durchgeführt,
deren Mitglied für Deutschland die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und
Suizidprävention ist.
Anlaufstellen bei Suizidgedanken:
• Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Depression oder
Suizidgedanken ist der Hausarzt, Psychiater oder psychologischer
Psychotherapeut
• In akuten Krisen: Wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden,
wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten,
die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter 112.
• rund um die Uhr erreichen Sie die Telefonseelsorge kostenfrei
unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222.
• Unterstützung bietet auch der Krisendienst in der jeweiligen
Region
• In besonders kritischen Situationen fällt es oft schwer, klar zu
denken. In solchen Situationen kann ein Krisenplan helfen. Kostenfrei
finden Sie diesen zum Download unter www.deutsche-
depressionshilfe.de/krisenplan