Prof. Klaus-Peter Günther nimmt Abschied von der Hochschulmedizin Dresden
Über 20 Jahre hat der Orthopäde seinen Fachbereich am Universitätsklinikum
maßgeblich geprägt. | Er formte das Erfolgsmodell des UniversitätsCentrums
für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie.
Nach über zwei Jahrzehnten herausragender Tätigkeit am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden tritt Prof. Dr. med. habil.
Klaus-Peter Günther, langjähriger geschäftsführender Direktor des
UniversitätsCentrums für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, in
den Ruhestand. Am vergangenen Freitag, 22. August, wurde der Mediziner im
Kreis von Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeitenden, Wegbegleitenden sowie
geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bei einer
Feierstunde verabschiedet. Den Festvortrag anlässlich der Verabschiedung
hielt Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister a.D.. Prof. Klaus-Peter
Günther hat die Entwicklung der Orthopädie an der Dresdner
Hochschulmedizin maßgeblich geprägt.
„Mit Prof. Günther verlässt uns nicht nur ein exzellenter Mediziner,
sondern auch ein Mensch, der mit seiner ruhigen, integrativen Art
Generationen von Ärztinnen und Ärzten geprägt hat“, würdigt Prof. Uwe
Platzbecker, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden,
seinen Kollegen. „Sein Wirken hat das Universitätsklinikum Dresden weit
über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt gemacht.“ „Mit Weitblick, ruhiger
Hand und großer Sorgfalt hat Prof. Günther komplexe Entwicklungen
gesteuert und stets das Ganze im Blick behalten. Es ist mir eine große
Ehre, im Namen der Medizinischen Fakultät einen der profiliertesten,
visionärsten und exzellenten Mediziner unseres Hauses zu verabschieden“,
erklärt Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU
Dresden.
Klinisches Wirken
Seit 2002 hatte Klaus-Peter Günther als C4-Professor den Lehrstuhl für
Orthopädie an der Medizinischen Fakultät inne. Zeitgleich wurde er zum
Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie am Universitätsklinikum
Dresden ernannt. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Klinik zu einer
der führenden universitären Einrichtungen für Endoprothetik,
gelenkerhaltende und Wirbelsäulenchirurgie sowie Tumororthopädie in
Deutschland. Mit dem Zusammenschluss von Orthopädie und Unfallchirurgie im
Jahr 2013 sowie der Gründung eines UniversitätsCentrums für Orthopädie,
Unfall- und Plastische Chirurgie (OUPC) gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus-
Dieter Schaser und Prof. Dr. Adrian Dragu war Prof. Günther maßgeblich an
der Konzeption eines Vorbildmodells für das Zusammenwachsen der
Disziplinen an deutschen Universitätsklinika beteiligt. Heute arbeiten
unter dem Dach des OUPC Orthopädinnen und Orthopäden sowie Unfall- und
plastische Chirurginnen und Chirurgen unter der Leitung von drei
Direktoren zusammen. Die drei Fachbereiche verantworten pro Jahr über
6.500 stationär behandelte Patientinnen und Patienten sowie knapp 7.000
durchgeführte Operationen. 240 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit sind
hier tätig – neben Ärztinnen und Ärzten auch Pflegekräfte auf den
Stationen und im OP sowie Physiotherapeutinnen und -therapeuten.
Auf diese enge und facettenreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit legte
Prof. Klaus-Peter Günther stets großen Wert. So setzt das Endoprothetik-
Zentrum auf strukturierte Kooperationsvereinbarungen mit Physiotherapie,
Orthopädietechnik und Anästhesie. Auch bei der Behandlung von
Oberschenkelhalsbrüchen kommt der interdisziplinäre Austausch zum Tragen.
Expertinnen und Experten mit internistischen und geriatrischen Kenntnissen
unterstützen das OUPC-Team – dieser ganzheitliche Ansatz bietet eine
geriatrische Mitbehandlung sowie spezielle Physiotherapie. Darüber hinaus
arbeiten bei der Versorgung von komplexen Frakturen mit Weichteilschäden
die Plastische und die Unfallchirurgie des OUPC Hand in Hand. Viele
Operationen werden gemeinsam durch Orthopädie, Unfall- und Plastische
Chirurgie durchgeführt.
Wirken in Lehre und Fakultät
Neben seiner klinischen Tätigkeit war Prof. Günther auch in der
akademischen Lehre aktiv. Mit ihm endet nun eine Ära auch für die
Medizinische Fakultät. Als Professor an der Medizinischen Fakultät der TU
Dresden engagierte er sich intensiv in der Ausbildung des medizinischen
Nachwuchses und förderte zahlreiche wissenschaftliche und medizinische
Karrieren. Wissenschaftlich exzellent und außergewöhnlich in der Lehre
eröffnete Prof. Günther Räume des gemeinsamen Lernens und Forschens:
interprofessionell, interdisziplinär und immer mit Herz. Mit seiner
wissenschaftlichen Arbeit setzte er fachliche Maßstäbe im Bereich der
Orthopädie und Unfallchirurgie. Klinische Programme wie OptiTEP zur
Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einem künstlichen Knie- oder
Hüftgelenk stehen für seine Fähigkeit, medizinische Exzellenz in die
Praxis zu bringen. Sein wissenschaftlicher Fokus lag auf der Endoprothetik
großer Gelenke, der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie sowie der Behandlung
komplexer muskuloskelettaler Erkrankungen. Zahlreiche Publikationen,
internationale Vorträge und seine Vorstandstätigkeit in Fachgesellschaften
wie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
(DGOOC) sowie der Europäischen Orthopädenvereinigung (EFORT) zeugen von
seiner Expertise und seinem Engagement. Zunächst als Prodekan für
Strategie und Finanzen (ab 2017) und später als Prodekan für Finanzen
(Januar 2022 bis Januar 2025) unterstützte er zudem maßgeblich die
Ausrichtung der Fakultät und sorgte für ihre finanzielle Stabilität.
„Das Universitätsklinikum Dresden bedankt sich herzlich bei Prof. Günther
für sein jahrzehntelanges Engagement, seine medizinische Exzellenz und
seine menschliche Größe. Für seinen neuen Lebensabschnitt wünschen wir ihm
Gesundheit, Zufriedenheit und viele erfüllende Momente“, sagt Prof. Uwe
Platzbecker. Anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand hielt Dr.
Thomas de Maizière, Bundesminister a.D., den Festvortrag „Führung muss man
wollen“.
Biografie Prof. Klaus-Peter Günther
Klaus-Peter Günther, Jahrgang 1959, nahm 1978 sein Medizinstudium an der
Ludwig-Maximilians-Universität München auf, das er dort 1985 – nach dem in
Traunstein, San Francisco und Los Angeles absolvierten Praktischen Jahr –
mit dem Staatsexamen abschloss. Nach seiner Approbation 1985 arbeitete er
zunächst als Assistenzarzt in der Chirurgischen Abteilung des
Stadtkrankenhauses Traunstein. 1986 wurde Klaus-Peter Günther unter
Vorlage der Dissertation „Cyclosporin und Methylprednisolon als
immunsuppressive Therapie nach Nierentransplantation“ an der Universität
München promoviert. 1988/89 zunächst Wissenschaftlicher Assistenzarzt an
der Orthopädischen Universitätsklinik Balgrist in Zürich, war er seit 1989
an der Orthopädischen Klinik der Universität Ulm tätig, wo er auch seine
Facharztausbildung absolvierte, die er 1992 abschloss. Mit der
wissenschaftlichen Arbeit „Histomorphologische und histomorphometrische
Untersuchungen zum Einwachsverhalten von Knochentransplantaten und
Ersatzstoffen“ habilitierte er sich 1997 in Ulm und erlangte gleichzeitig
die Lehrbefähigung für das Fach Orthopädie. 2000 wurde Klaus-Peter Günther
zum Leitenden Oberarzt der Klinik für Orthopädie am
Rehabilitationskrankenhaus Ulm (Orthopädische Universitätsklinik Ulm)
ernannt. Nach einem Forschungsstipendium in Harvard 2001, folgte er 2002
dem Ruf als C4-Professor auf den Lehrstuhl für Orthopädie an die
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden. Zeitgleich wurde
Klaus-Peter Günther zum Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie
am Universitätsklinikum Dresden ernannt. Prof. Klaus-Peter Günther ist
Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen Fachgesellschaften
und vertritt dort die Dresdner Expertise in seinem Gebiet.