Kinderwunsch bei Lupus (SLE): Individuelle Diagnostik und Betreuung sind entscheidend
Schwanger sein und trotzdem Medikamente einnehmen - für werdende Mütter
ist das mit Sorgen verbunden. Für Frauen, die an Systemischem Lupus
erythematodes (SLE) leiden, ermöglicht oft eine individuell angepasste
Medikation, ohne größere Risiken für sich und das Kind schwanger zu
werden. Die entzündlich-rheumatische Autoimmunerkrankung kann den Verlauf
einer Schwangerschaft negativ beeinflussen – und umgekehrt.
Die Zeiten, in
denen SLE-Patientinnen generell von einer Schwangerschaft abgeraten werden
musste, sind jedoch vorbei, wie Expertinnen der DGRh darlegen. Besonders
wichtig sei eine fachärztliche rheumatologische Betreuung der
Patientinnen.
„90 Prozent weibliche Erkrankte und ein Erkrankungsgipfel in den
Zwanzigern und Drei-ßigern - bereits diese Zahlen machen deutlich, dass
das Thema Familienplanung bei SLE von großer Bedeutung ist“, sagt Dr. med.
Isabell Haase, Mitglied des DGRh-Vorstands und Sprecherin des
Arbeitskreises Schwangerschaft der DGRh. Ziel des Arbeitskreises ist es,
Standards für die Betreuung und Behandlung von Rheumapatientinnen bei
Kinderwunsch, sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit zu
erarbeiten.
Gerade bei SLE ist jede Schwangerschaft noch immer als
Risikoschwangerschaft zu betrachten, auch wenn die Risiken für
Präeklampsie, auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet, Früh- oder
Fehlgeburt in den vergangenen 20 Jahren gesunken sind. Wie hoch das
individuelle Risiko ist, lässt sich heute anhand mehrerer Faktoren genau
ein-schätzen. Von besonderer Bedeutung sind die so genannten
Antiphospholipid-Antikörper, die sich im Blut von rund 40 Prozent der SLE-
Patientinnen finden, und die ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten mit sich
bringen. Werden Patientinnen mit SLE und Antiphospholipid-Syndrom (APS)
nicht adäquat behandelt, endet nur ungefähr jede zweite Schwangerschaft
mit einer Lebendgeburt; mit einer leitliniengerechten Behandlung lässt
sich diese Rate auf 75 bis 85 Prozent steigern. Bei Blutuntersuchungen
sollten auch regelmäßig die Komplementfaktoren bestimmt werden, denn ein
Mangel kann auf einen bevorstehenden Krankheitsschub hindeuten.
Als wichtigste Voraussetzung für eine komplikationslose Schwangerschaft
gilt jedoch eine geringe Krankheitsaktivität, im Idealfall sogar
Symptomfreiheit (Remission) zum Zeit-punkt der Empfängnis. „Das oberste
Ziel für SLE-Patientinnen mit Kinderwunsch sollte es daher sein, die
Erkrankung medikamentös gut unter Kontrolle zu halten und akute
Krankheitsschübe im Jahr vor der Empfängnis und während der
Schwangerschaft zu vermeiden“, sagt auch Arbeitskreis-Mitglied Dr. med.
Ann-Christin Pecher vom Universitätsklinikum Tübingen. Das sei unter
Umständen nicht einfach, denn eine Schwangerschaft könne auch Schübe
auslösen; eine engmaschige rheumatologische Betreuung und - bei Bedarf -
eine gezielte Anpassung der Medikation seien daher unerlässlich. „Mittler-
weile gibt es umfangreiche Erfahrungen mit allen Klassen von Rheuma-
Medikamenten während der Schwangerschaft“, versichert Haase. Diese
stammten weniger aus kontrollierten Studien als vielmehr aus Fallberichten
und Patientenregistern wie dem RheKiss-Register. Diese reine
Beobachtungsstudie läuft mit Unterstützung des Deutschen Rheuma-
Forschungszentrums (DRFZ) deutschlandweit seit 2015. Die daraus gewonnenen
Daten ermöglichen es, eine an die individuellen Risikofaktoren, die
Krankheitsaktivität und das Stadium der Schwangerschaft angepasste und für
das Kind verträgliche Medikation zu finden. Wichtig sei, dass in dieser
besonderen Situation die behandelnde Rheumatologin oder der behandelnde
Rheumatologe ihre Patientin engmaschig betreuen.
Bei Abdruck Beleg erbeten.
Originalpublikation:
Haase I and Fischer-Betz R (2024) Pregnancy planning in lupus and APS
patients. Front. Lupus 2:1479881. doi: 10.3389/flupu.2024.1479881
Pecher, A., Update Schwangerschaft bei Autoimmunerkrankungen, Vortrag
Internistenkongress, 03.05.2025