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UN-Plastikabkommen: Bringen die Verhandlungen in Genf endlich den Durchbruch?

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Vom 5. bis 14. August setzen Vertreter:innen aus über 170 Ländern sowie
aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft in der Schweiz die
Verhandlungen für ein rechtsverbindliches Abkommen gegen die
Plastikverschmutzung fort. Dr. Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-
Institut (AWI), begleitet die Verhandlungen von Anfang an als Teil der
deutschen Delegation und der 'Scientists‘ Coalition for an Effective
Plastics Treaty':

„Im besten Fall erreichen wir in Genf, dass sich die
Weltgemeinschaft, oder zumindest weite Teile davon, zu einem starken
Abkommen bekennt, das sich an wissenschaftlichen Fakten orientiert und
anerkennt, wie schädlich Plastik für den Menschen und die Natur ist.“

Weltweit werden jedes Jahr über 460 Millionen Tonnen Plastik produziert.
Allein bei der Produktion entstehen mehr Treibhausgase als im gesamten
Flugsektor. Viele Produkte sind dabei so gestaltet, dass sie schwer oder
gar nicht recycelbar oder wiederverwendbar sind. Bis 2060 soll sich daher
die Menge des Plastikmülls verdreifachen, wenn weiterhin so viele
Kunststoffe hergestellt werden. Eine aktuelle Studie zeigt, dass es viel
mehr Plastikpartikel im Meer gibt als bisher angenommen. Demnach befinden
sich allein in der oberen Wasserschicht des Nordatlantiks 27 Millionen
Tonnen kleinster Plastikpartikel. Kunststoffe tauchen mittlerweile selbst
in den entlegensten Teilen unseres Planeten auf, und auch in unseren
Körpern finden Forschende überall Plastik. Studien zeigen, dass wir die
planetaren Belastungsgrenzen für neue Stoffe bereits überschritten haben.
Als Teil der dreifachen planetaren Krise tragen Kunststoffe demzufolge zur
Erderhitzung und Biodiversitätskrise bei.

Seit 2022 verhandeln Delegierte der UN-Mitgliedstaaten sowie
Vertreter:innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft über
ein Abkommen, das die Plastikverschmutzung eindämmen soll. Dr. Melanie
Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und
Meeresforschung (AWI), begleitet die Verhandlungen von Anfang an als Teil
der deutschen Delegation und der „Scientists‘ Coalition for an Effective
Plastics Treaty”: „Wissenschaftliche Berechnungen zeigen, dass wirksame
Maßnahmen schon bei der Produktion ansetzen müssen. Wir sollten die
Produktion auf unumgängliche Einsatzbereiche beschränken, schon beim
Design die chemische Vielfalt reduzieren und bedenkliche Inhaltsstoffe
ausschleichen.“

Zwar konnte in der letzten Verhandlungsrunde in Südkorea keine finale
Einigung erzielt werden, allerdings traten mehr als 100 Staaten in Bezug
auf rote Linien deutlich geschlossener und klarer auf als zuvor,
beispielsweise in Bezug auf Produktionsgrenzen und die Regulierung von
Chemikalien. Dies könnte einen Wendepunkt bedeuten. In Genf soll es nun zu
einer Einigung auf einen endgültigen Text mit Maßnahmen für das Abkommen
kommen. Für die AWI-Meeresbiologin bedeutet das: „Die Delegationen müssen
mit Diplomatie darauf hinwirken, dass sich die Positionen trotz
geopolitischer Spannungen und unterschiedlicher Interessenlagen annähern,
um eine Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu schaffen.“ Ein
wichtiger Knackpunkt wird auch weiterhin sein, ob Entscheidungen
mehrheitlich oder einstimmig getroffen werden und wie sich
Interessenskonflikte vermeiden lassen. „Im besten Fall erreichen wir in
Genf, dass sich die Weltgemeinschaft, oder zumindest weite Teile davon, zu
einem starken Abkommen bekennt, das sich an wissenschaftlichen Fakten
orientiert und anerkennt, wie schädlich Plastik für den Menschen und die
Natur ist.“ Ein Abkommen mit globalen Regelungen würde die Produktion von
Plastik in einer globalisierten Wirtschaft vereinfachen und einheitliche
Wettbewerbsbedingungen für alle Länder schaffen. Fest steht: Die
Produktion von Plastik müsste ab 2024 um mindestens 12 bis 17 Prozent pro
Jahr reduziert werden, um die Treibhausgasemissionen, die bei der
Herstellung von Kunststoffen entstehen, so zu senken, dass sie im Einklang
mit der im Pariser Abkommen festgelegten 1,5 bis 2 Grad-Grenze sind.

Weitere Einschätzungen von Melanie Bergmann und Hintergründe zu den
Verhandlungen über ein UN-Plastikabkommen, finden Sie auf unserer
Webseite: <https://www.awi.de/im-fokus/muell-im-meer/un-plastics-
treaty.html
>.

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