Navi, Telefonie und Co. beim Motorradfahren einfach und sicher bedienen

TH Köln und brehmergroup entwickeln KI-basierte Gestensteuerung sowie
haptisches Feedback für Griffe. Für ein komfortables Fahrerlebnis werden Motorräder zunehmend mit
fortschrittlichen Technologien ausgestattet – vom Infotainmentsystem, das
Funktionen wie Navigation oder Radio vereint, bis hin zu Helmen mit
integriertem Kommunikationssystem.
Da deren Bedienung während der Fahrt
jedoch Risiken birgt, arbeitet die TH Köln und die brehmergroup an einer
alternativen Steuerung über die Motorradgriffe.
„Klassische Infotainmentsysteme in Motorrädern werden über Tasten am
Lenker und am Helm sowie bei moderneren Fahrzeugen über Bildschirme mit
Touchfunktion bedient. In Fahrzeugen kann die Verwendung von Touch-
Bildschirmen stark ablenken, da der Blick immer wieder von der Fahrbahn
abgewendet werden muss“, erklärt Prof. Dr. Matthias Böhmer vom Cologne
Institute for Digital Ecosystems (CIDE) der TH Köln. Ein weiteres Beispiel
sei die Helmkommunikation: „Zur Steuerung der Lautstärke muss eine Hand
vom Lenker zum Helm bewegt werden. Greift während der Fahrt etwa der
Notbremsassistent, haben Fahrende im entscheidenden Moment möglicherweise
nicht beide Hände am Lenker, wodurch die Unfallgefahr steigt“, so Böhmer.
In einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur Mensch-Technik-
Interaktion arbeitet ein Team des CIDE gemeinsam mit der brehmergroup
daher an einer Lösung, um diese Sicherheitsrisiken zu minimieren.
Ausgangspunkt ist ein Patent für Heizgriffe, das Thomas Brehmer, Gründer
der brehmergroup, bereits 2006 erhalten hat. Die Heizgriffe sind bei BMW-
Motorrädern bereits serienmäßig verbaut. 2025 erweiterten Brehmer und der
technische Leiter Moritz Schmidt diese Entwicklung und patentierten den
ersten intelligenten Heizgriff mit Grifferkennung. Im neuen Vorhaben
wollen die Forschenden diese Technologie zusätzlich mit einer auf
Künstlicher Intelligenz basierenden Griff- und Gestenerkennung sowie
haptischem Feedback ausstatten.
Sensoren in Griffen erkennen Tippen, Wischen oder Quetschen
„Die Sensoren sollen feststellen, wie viele Finger sich am Griff befinden,
und Gesten wie Wischen oder Tippen erkennen. Dadurch könnte beispielsweise
ein Anruf durch Quetschen des Griffs angenommen werden. Der Blinker ließe
sich durch ein Wischen mit dem Daumen von innen nach außen über den Griff
aktivieren“, erläutert Böhmer. Das haptische Feedback könnte unter anderem
die Navigationsfunktion unterstützen, indem zum Beispiel der linke Griff
schnell vibriert, wenn links abgebogen werden soll.
„Das System soll die Bedienung verschiedenster Funktionen intuitiver
gestalten und die Fahrsicherheit dabei gleichzeitig deutlich steigern“,
sagt Böhmer. Der Projektpartner habe bereits nachweisen können, dass die
bei den meisten Motorrädern schon in den Griffen verbaute und durch die
brehmergroup geschützte Heizfolie grundsätzlich für die Erweiterung um ein
Eingabefeld genutzt werden könne. Das vereinfache die technische Umsetzung
und gestalte sie verhältnismäßig kostengünstig. Perspektivisch soll die
neue Technologie auch auf andere Zweiräder wie E-Bikes oder Scooter
übertragbar sein.
Über das Projekt
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Entwicklung neuartiger Griffe mit
kapazitivem Eingabefeld und Aktivhaptik für eine effizientere und
sicherere Hands-on-Detection and Interaction bei elektrifizierten
Zweirädern“ (HoDi) wird an der TH Köln von Prof. Dr. Matthias Böhmer vom
Cologne Institute for Digital Ecosystems (CIDE) geleitet. Seitens der
brehmergroup, welche auf kundenspezifische Produktentwicklung,
Umweltsimulation und Industrialisierung im Bereich Mechatronik
spezialisiert ist, wird das Projekt durch den technischen Verantwortlichen
Moritz Schmidt betreut. Das Teilprojekt der TH Köln wird vom
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie über das Zentrale
Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) noch bis November 2026 mit rund
220.000 Euro gefördert.
Die TH Köln zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte
Wissenschaften. Sie bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-,
Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-,
Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind über 21.000 Studierende
in etwa 95 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln
gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den
Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und
Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten
machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und
Wegbereiterin.