Antisemitismus nach dem 7. Oktober fordert Hochschulen und Schulen heraus

Der 7. Oktober 2023 markiert auch an Hochschulen und Schulen eine Zäsur.
Infolge des Terrorangriffs der Hamas in Israel kam es zu einer Zunahme
offenen Antisemitismus – auch an Bildungseinrichtungen. In Zeiten, in
denen sich im gesellschaftlichen Diskurs die Fronten verhärteten, hatte
der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) zum
Gespräch über Erfahrungen und wirksame Interventionen eingeladen.
Vertreter:innen aus Politik und Zivilgesellschaft, Schule und Hochschule
mit teils sehr verschiedenen Positionen sind der Einladung gefolgt und
haben praktische Erfahrungen und konkrete Maßnahmen in den Blick genommen.
Frankfurt/VHD – Der 7. Oktober 2023 markiert auch an Hochschulen und
Schulen eine Zäsur. Infolge des Terrorangriffs der Hamas in Israel kam es
zu einer Zunahme offenen Antisemitismus – auch an Bildungseinrichtungen,
infolge derer sich jüdische Studierende nicht mehr sicher fühlen. In
Zeiten, in denen sich im gesellschaftlichen Diskurs die Fronten
verhärteten, hatte der Verband der Historiker und Historikerinnen
Deutschlands (VHD) unter dem Titel „Antisemitismus an Hochschulen und
Schulen“ zum Gespräch über Erfahrungen und wirksame Interventionen
eingeladen. „Vertreter:innen aus Politik und Zivilgesellschaft, Schule und
Hochschule mit teils sehr verschiedenen Positionen sind unserer Einladung
gefolgt“, betont Lutz Raphael, Vorsitzender des (VHD): „Wir freuen uns,
dass es uns gelungen ist, einen Rahmen für eine produktive Diskussion zu
schaffen, die praktische Erfahrungen und konkrete Maßnahmen in den Blick
nahm.“
Auf dem Podium im Frankfurter Haus am Dom saßen der Beauftragter der
Bundesregierung im Kampf gegen Antisemitismus Felix Klein, Meron Mendel,
seines Zeichens Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, sowie die
Publizist:innen Thomas Thiel (FAZ) und Saba-Nur Cheema. Daniel Navon
brachte die Perspektive jüdischer Studierender ein, während Frank
Schweppenstette, Geschichtslehrer an einem Kölner Gymnasium und
stellvertretende Vorsitzende des Verbands der Geschichtslehrerinnen und
–lehrer Deutschlands die Runde um den Bereich Schule ergänzte. Für den VHD
saß Lutz Raphael auf dem Podium. Die Co-Vorsitzende des VHD, Dorothea
Weltecke, moderierte den Abend.
Jenseits von dem Erfahrungsaustausch über konkrete Formen des
Antisemitismus standen best practices im Mittelpunkt des Austauschs.
Angesichts der unterschiedlichen Perspektiven der Diskutant:innen fielen
die vorgestellten Maßnahmen vielfältig aus: So betonten Mendel und Cheema
die Bedeutung von Dialog – auch mit Vertreter:innen propalistinänsischer
Gruppen. Navon sprach sich für die Schaffung unabhängiger, nicht
weisungsabhängiger Antisemitismusbeauftragten an Hochschulen aus, während
Schweppenstette für die Antisemitismusprävention an Schulen bereits im
Bereich der Lehrerausbildung ansetzen möchte. Klein setzt auf die Stärkung
des Austauschs und den Aufbau eines deutsch-israelischen Jugendwerks ein.
Für Thiel kommt Antisemitismus- und Israelforschung eine entscheidende
Rolle zu. Das Podium war ich indessen darin einig, dass historische
Kenntnisse nicht nur der jüdisch-nichtjüdischen Geschichte in Deutschland,
sondern auch Israels, des Nahostkonflikts und der islamisch geprägten
Kulturen in Studium und Schule sehr viel mehr Raum bekommen müssten.
„Maßnahmen müssen differenziert und zielgerichtet sein“, fasst Weltecke
die Diskussion zusammen, „ein Zusammenwirken von strukturellen Vorgaben
und grass-roots-Initiativen ist wichtig. Dabei ist es notwendig, die
Wirkung von Maßnahmen eng zu überprüfen.“ Abschließend hält sie fest:
„Antisemitismus wird auch in Zukunft eine große Herausforderung bleiben.
Umso wichtiger ist es, dass wir uns – so wie heute – über unterschiedliche
Erfahrungen aus der Praxis in Schule und Hochschule austauschen.“
Hintergrund:
Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) ist
einer der ältesten geisteswissenschaftlichen Fachverbände Deutschlands. Er
wurde 1895 als „Verband Deutscher Historiker“ gegründet. Mit seinen
inzwischen über 3.400 Mitgliedern fördert der VHD die
Geschichtswissenschaft in Deutschland und vertritt die Interessen aller in
historischen Arbeitsfeldern hauptberuflich Tätigen gegenüber
Öffentlichkeit, politischen Institutionen und internationaler
Geschichtswissenschaft. Gemeinsam mit dem „Verband der
Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e.V.“ (VGD) richtet der VHD
alle zwei Jahre den „Historikertag“ als größte geisteswissenschaftliche
Fachkonferenz an einer deutschen Universität aus.
Ein Videomitschnitt der Veranstaltung wird am 28. Juli 2025 bei LISA, dem
Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung veröffentlicht.