Ressourcensparende Bewässerung und Öko-Wein aus dem Zapfhahn

DBU fördert Klimaresistenz und Nachhaltigkeit im Rebbau
Noch dauert es eine Weile, bis Weintrauben für den 2025er-
Jahrgang geerntet werden. Aber die ersten Reben stehen bereits in Blüte
und brauchen Pflege – unabhängig vom bevorstehenden Tag des Weins am
nächsten Sonntag (25. Mai).
Zugleich sieht sich der Weinbau als Kulturgut
und wichtiger Wirtschaftsfaktor zunehmend den Folgen der Klimakrise
ausgesetzt. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert deshalb
Projekte für mehr Klimaresistenz der Anbauregionen. Darunter: die
ressourcensparende Bewässerung der Pflanzen – und ökologischer Wein aus
dem Zapfhahn.
Klimawandel stellt den Weinbau vor Herausforderungen
Laut Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH)
wurden in Deutschland 2024 auf rund 103.000 Hektar Weinreben angebaut –
mit den daraus entstehenden rund 7,8 Millionen Hektoliter Weinmost
produzierten die Winzerinnen und Winzer mehr als 100 verschiedene Sorten.
2023 setzte allein der deutsche Weinbau laut Statistik-Portal Statista
rund 3,08 Milliarden Euro um. Im Mai beginnen nun wieder die ersten Reben
auszutreiben und zu blühen – eine arbeitsreiche Zeit, da die Pflanze
optimal auf die Saison vorbereitet werden muss. Das ist aber nicht die
einzige Herausforderung. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Die für
Deutschland kulturell und wirtschaftlich bedeutende Branche ist durch die
Klimakrise bedroht. Zunehmendes Extremwetter wie Trockenheit und
Starkregen setzt dem Weinbau beträchtlich zu.“ Umso entscheidender sei es,
Weinbaubetriebe mit nachhaltigen Innovationen für die bevorstehenden
Aufgaben zu wappnen.
Das Ziel: Automatische Bewässerung durch KI
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert deshalb bereits seit einigen
Jahren mehrere derartige Vorhaben - unter anderem ein mit rund 400.000
Euro unterstütztes Projekt der Firma Fluid Systems & Automation GmbH (FSA)
aus Sasbach in Baden-Württemberg, des Instituts für Maschinelles Lernen
und Analytik (IMLA) der Hochschule Offenburg und des
Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt.
Gemeinsam entwickeln sie ein effizienteres, auf künstlicher Intelligenz
(KI) basierendes Bewässerungssystem. FSA-Geschäftsführer Matthias Krügel:
„Grundlage ist die Tröpfchenbewässerung. Dabei werden Schläuche direkt an
die Pflanzen gelegt, um eine möglichst exakte Bewässerung zu garantieren.“
Allein damit könne schon viel Wasser gespart werden. Doch das Projekt soll
laut Krügel „noch einen Schritt weitergehen“. Der FSA-Geschäftsführer:
„Dezentrale, batteriebetriebene Sensoren überwachen die Trockenheit im
Boden, den Zustand und die Bodentiefe der Pflanze, die Wetterprognosen und
mehr. Alle diese Daten speisen wir in die KI ein, die im Förderzeitraum
auf diese Weise erheblich präziser werden soll.“
Wasser sparen und Rebenqualität verbessern
Die KI dient nach Firmenangaben zur Optimierung und Automatisierung der
Bewässerung. Krügel: „Wir rechnen nach Ausreifung der KI mit einer
Wassereinsparung von mindestens 30 Prozent.“ Außerdem brauche Wein je nach
Wachstumsphase unterschiedliche Mengen an Wasser. „Mit der gezielten
Zufuhr zum richtigen Zeitpunkt können wir die Qualität der Reben
verbessern“, sagt Krügel. Mithilfe der DBU-Förderung solle die Messtechnik
und die KI optimiert sowie der Effekt der Anlage mit zusätzlichen Daten
untermauert werden. Ein zweiter Schritt laut Krügel: eine automatisierte
Überwachung und Steuerung der Düngerzufuhr. „Wir wollen Ressourcen schonen
und die Qualität und Quantität des Weins verbessern – alles bezahlbar für
die Weinbaubetriebe“, sagt der FSA-Geschäftsführer.
Edelstahlfässer als Mehrweg-Alternative zu klimaschädlichen Einweg-
Glasflaschen
Nicht nur Klimaresistenz von Wein, auch der Ressourcenschutz spielt für
die Winzerinnen und Winzer eine zunehmend wichtige Rolle. Ein Ansatz: Das
von der DBU mit 125.000 Euro geförderte Startup Ebb & Flow Keg GmbH aus
Frankfurt am Main bringt Wein aus Edelstahlfässern in die Gastronomie und
ins Catering – eine Mehrweg-Variante zur Müllvermeidung. Geschäftsführer
Philipp Neveling: „Wein in Deutschland wird überwiegend in Einweg-
Glasflaschen verkauft. Je nach Weinbauregion und Abnehmer verursacht die
Flaschen-Herstellung 40 bis 60 Prozent des Gesamtausstoßes der
Weinproduktion an klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2).“ Der Ausschank in
wiederverwendbaren Edelstahlfässern per Zapfhahn sei besonders für die
Gastronomie eine Alternative. Er vermeidet laut Neveling den sehr
energieaufwändigen Prozess der Glasproduktion und des Wiedereinschmelzens.
Erste Abnehmer: Union Berlin und Messe Frankfurt
In Deutschland ist Bier aus dem Fass etabliert und wird oft präferiert –
bei Wein gibt es noch Vorbehalte. Ebb & Flow-Geschäftsführer Neveling hält
das für unbegründet: „Es gibt faktisch keine Unterschiede beim Wein
zwischen Flasche und Edelstahlfass – Lagerung und Kühlung im Fass sind
zudem deutlich praktischer für die Betriebe.“ Neveling weiter: „Wir sind
quasi ein Weinfachhandel und übernehmen die Abfüllung, den Vertrieb und
die Reinigung der Fässer. Dafür verwenden wir größtenteils ökologisch
angebauten Wein aus Deutschland.“ In der Gastronomie kommt der Wein aus
dem Fass gut an – große Abnehmer sind laut Firmenangaben unter anderem der
Fußballverein Union Berlin und die Messe Frankfurt.
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