„In allererster Linie bedarf es einer dauerhaften Leidenschaft für das gewählte Forschungsgebiet“
Dr.-Ing. Ramona Riedel forscht und lehrt an der Fakultät Umwelt und
Naturwissenschaften der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-
Senftenberg (BTU) und habilitiert sich derzeitig.
Intensiv engagiert sie
sich für den Nachwuchs im MINT-Bereich. Der International Day of Women and
Girls in Science am 11. Februar ist Anlass, die Wissenschaftlerin
vorzustellen.
Am Lehrstuhl Biotechnologie der Wasseraufbereitung forscht Dr.-Ing.
Ramona Riedel als wissenschaftliche Mitarbeiterin auf dem Gebiet der
industriellen Phosphonate, die vor allem in der Waschmittelindustrie zur
Stabilisierung der Wasserhärte während des Waschprozesses eingesetzt
werden. Dabei interessiert sie vor allem der photochemische und
biologische Abbau und welche Bedingungen diese Strukturen erfüllen müssen,
damit sie sich in der Umwelt nicht mehr anreichern und besser biologisch
abbaubar sind.
Als MINT-Botschafterin steht sie sowohl Schüler*innen als auch
Studierenden und Promovierenden seit 2022 in offizieller Funktion mit Rat
und Tat zur Seite. Schon weitaus länger gibt sie ihre Begeisterung für
Ingenieur- und Naturwissenschaften weiter, indem sie zum Beispiel
Studentinnen nicht nur wissenschaftlich betreut, sondern ganzheitlich vom
ersten Tag im Labor bis zum letzten Tag der Verteidigung ihrer
Abschlussarbeit begleitet. Auch in ihrem Wohnort bietet sie Schülerinnen
Unterstützung. Seit 2020 ist Dr. Ramona Riedel zudem ehrenamtlich als
stellvertretende dezentrale Gleichstellungsbeauftragte ihrer Fakultät an
der BTU tätig.
Zum Werdegang
„Dass ich für die Wissenschaft brenne, habe ich schon während meines
Grundstudiums bei einem Praktikum in einem Forschungsinstitut in Berlin-
Buch gemerkt“, erinnert sich Dr.-Ing. Ramona Riedel. In Berlin
aufgewachsen, folgte sie Ihrem Interesse für Chemie, Biologie und
Mathematik und studierte zunächst Technischen Umweltschutz an der TU
Berlin. Ihre Diplomarbeit verfasste sie am Biotechnology Research
Institute (BRI) im kanadischen Montreal.
„Damit war mein Weg klar vorgezeichnet. Ich wollte Wissenschaftlerin
werden, und ich suchte schon in der Endphase meines Studiums nach einer
Promotionsstelle“, fährt sie fort. „Gleichzeitig wollte ich noch einmal
ins Ausland und bewarb mich deshalb gezielt auf Doktorandenstellen für EU-
Projekte. Meine zweite Bewerbung war dann ein Volltreffer, und ich ging
für drei Jahre nach Italien, um an der Universität Bari zu promovieren.“
Seit 2010 wirkt Dr.-Ing. Ramona Riedel als wissenschaftliche Mitarbeiterin
der BTU.
„Nach der Promotion hatte ich großes Glück, denn ich konnte ohne Wartezeit
an die BTU nach Cottbus wechseln und mich in ein für mich neues Fachgebiet
einarbeiten, in dem die BTU heute weltweit führend ist.“
(Weiterführende Informationen: https://www.b-tu.de/fg-
wasseraufbereitung/publikation
Ihre Entscheidung für die BTU begründet sie mit exzellenter Infrastruktur,
so einem sehr gut ausgestatteten Labor für Wasseranalytik, mit
hervorragenden Voraussetzungen für innovative Forschung, der Nähe zu ihrer
Geburtsstadt Berlin und der lebenswerten Stadt Cottbus, die im Grunde
alles bietet, „was eine kompakte Stadt benötigt.“
Derzeit befindet sich die Wissenschaftlerin im Habilitationsverfahren, das
zwischenzeitlich durch die Geburt ihrer beiden Kinder und auch durch die
Corona-Pandemie etwas in den Hintergrund gerückt war. „Nach Corona und vor
allem durch meine Tätigkeit als MINT-Botschafterin habe ich mich
entschlossen, den letzten Qualifizierungsschritt zu gehen“, betont sie.
Als wesentlich, um in der Forschung zu bestehen, hebt sie Folgendes
hervor: „In allererster Linie bedarf es einer dauerhaften Leidenschaft für
das gewählte Forschungsgebiet, die uns Wissenschaftler*innen unermüdlich
weiterforschen lässt. Und das ist unabhängig vom Geschlecht. Als Frau
braucht man vielleicht manchmal etwas mehr Konsequenz in der Zielsetzung.
Ansonsten sind die Eigenschaften gleich – ist der Forscherdrang
herausragend.“
Allerdings brauche es besonders als Frau einige „glückliche“
Rahmenbedingungen – von der Möglichkeit einer gesicherten
Studienfinanzierung, ohne sich zu verschulden, bis hin zur notwendigen und
in ihrem Falle auch vorhandenen Akzeptanz und Unterstützung durch die
Familie, vor allem wenn dieser Kinder angehören und Laborversuche auch an
Wochenenden laufen.
„Unterstützung bekomme ich von meiner Lehrstuhlleiterin Frau Prof. Marion
Martienssen. Sie gibt mir sehr viel Freiraum und Flexibilität, um meine
Projekte zu realisieren. Weitere Unterstützung erhalte ich durch den
regelmäßigen Austausch mit der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten der
BTU Birgit Hendrischke. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig Netzwerke und
gegenseitige Unterstützung von Frauen für Frauen sind.“
Mädchen und Frauen, die sich für Berufsbilder beziehungsweise Studiengänge
aus den Naturwissenschaften oder dem MINT-Bereich insgesamt interessieren,
aber noch unsicher sind, gibt Dr. Ramona Riedel Folgendes auf den Weg:
„Nehmt alle Angebote im MINT-Bereich mit. Es gibt so viele Förderungen und
Angebote, zum Beispiel über die Homepage „MINT vernetzt“. Und vor allem:
Lasst euch nicht von der Meinung anderer abschrecken. Mein Mathelehrer in
der 5. Klasse war zum Beispiel der Meinung, dass Mädchen nicht rechnen
können. Zum Glück habe ich das nicht persönlich genommen und bin heute
Ingenieurin. Und habt keine Angst davor, Fehler zu machen, denn sie sind
notwendig, damit wir uns weiterentwickeln. Haltet hartnäckig an euren
Träumen in der Wissenschaft fest. Traut euch, es lohnt sich!“
Für die Wissenschaftlerinnen wünscht sie sich ein Umdenken in der
Gesellschaft, dass die Doppelbelastung von Frauen als Mütter und vor allem
als alleinerziehende Wissenschaftlerinnen stärker berücksichtigt und
anerkennt.
„Für diese Frauen wünsche ich mir gesetzliche Rahmenbedingungen, die es
ihnen ermöglichen, ohne schlechtes Gewissen mit voller Leidenschaft
Wissenschaftlerin und Mutter zu sein. Ein solcher gesetzlicher Rahmen
sollte unbedingt die Entfristung beinhalten. Auch hier wünsche ich mir den
Mut der Verantwortlichen. Traut euch, es lohnt sich!“