Lehren aus der Corona-Pandemie: DGAI und BDA setzen sich für Digitalisierung und starke Infrastrukturen ein
Der Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland jährt sich in
diesen Tagen zum fünften Mal. Damals standen Ärztinnen und Ärzte der
Anästhesiologie und Intensivmedizin an vorderster Front, um Menschenleben
zu retten – unter beispiellosen Belastungen und Herausforderungen.
Die
Pandemie habe nicht nur die immense Bedeutung des Fachgebietes für die
Gesellschaft verdeutlicht, sondern auch gezeigt, wie wichtig innovative
Ansätze und strukturelle Rahmenbedingungen für die zukünftige
Patientenversorgung sind, betonen die Deutsche Gesellschaft für
Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) und ihr Partnerverband,
der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA).
Vor diesem Hintergrund betont DGAI-Präsident Prof. Dr. Gernot Marx: „Die
Resilienz unseres Gesundheitssystems kann nur durch eine starke
Infrastruktur und die konsequente Integration innovativer Technologien
gewährleistet werden.“
DGAI und BDA fordern daher die politischen Entscheidungsträger auf, mit
den Akteuren der Gesundheitsversorgung in den Dialog zu treten und
gemeinsam zu reflektieren: Sind wir wirklich gut auf zukünftige
gesundheitliche Notstände vorbereitet? „Sei es eine weitere Pandemie oder
andere Krisen, wir müssen sicherstellen, dass unser System
widerstandsfähig bleibt“, fordert Prof. Marx. „Unter dem Oberbegriff
‚catastrophic responsiveness‘ sollten wir gemeinsam evaluieren, wie gut
wir auf die Herausforderungen einer Krise vorbereitet sind – sei es bei
der Vorratshaltung von Materialien, der medizinischen Infrastruktur oder
bei der Ausstattung mit Personal “, erklärt der DGAI-Präsident.
Digitalisierungsschub ist notwendig
Ein zentraler Bestandteil dieser Vorbereitung sei die Digitalisierung des
Gesundheitssystems. „Bereits heute erheben wir große Mengen an
Patientendaten, etwa in der perioperativen Versorgung sowie in der
Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin. Diese Daten bieten enorme
Potenziale für Forschung und Innovation“, betont Prof. Marx. Doch die
digitale Transformation des Gesundheitswesens müsse weiter vorangetrieben
werden, um das volle Potenzial auszuschöpfen. „Um den gesamten
Gesundheitsbereich zukunftsfähig zu machen, ist ein Digitalisierungsschub
notwendig.“
Neue digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz, Digital Twins und
Telemedizin eröffnen dabei völlig neue Möglichkeiten. Diese Technologien
ermöglichen eine verbesserte Vernetzung und den Austausch von Expertise
und Daten in allen Bereichen der Patientenversorgung und haben das
Potenzial, die Versorgung kontinuierlich zu verbessern und die Basis für
eine personalisierte Medizin zu schaffen.
Die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Einführung
intensivmedizinischer Zentren, bei der auch die Erfahrungen aus der
Corona-Pandemie eine wichtige Rolle gespielt hat, zeigt hierbei bereits
vielversprechende Ansätze. Ein zentraler Bestandteil dieser Zentren ist
die Nutzung von Telemedizin, die es ermöglicht, intensivmedizinische
Expertise und spezialisierte Kompetenzen standortübergreifend
bereitzustellen. Studien belegen, dass regelmäßige Televisiten nicht nur
die Prozessqualität steigern, sondern auch die Sterblichkeit auf
Intensivstationen senken können.
In Anbetracht der Krisenfestigkeit gelte es nun, diese Entwicklungen
konsequent auszubauen, um auch in Zukunft eine flächendeckende und
qualitativ hochwertige Versorgung von Patientinnen und Patienten
sicherzustellen. Dafür benötigen die Kliniken dringend finanzielle und
strukturelle Unterstützung seitens der Politik, da der Aufbau einer
flächendeckenden telemedizinischen Infrastruktur erhebliche Investitionen
erfordert und eine Standardisierung in der Versorgung längst nicht
erreicht ist. „Wir müssen die Integration telemedizinischer Lösungen in
den klinischen Alltag beschleunigen, um die Potenziale vollständig
auszuschöpfen“, fordert der DGAI-Präsident.
Anästhesiologie als Schlüsselposition nicht ausreichend berücksichtigt
Die langfristige Sicherstellung einer hochwertigen Patientenversorgung
erfordert nicht nur technologische Fortschritte, sondern auch stabile
finanzielle Rahmenbedingungen. An genau diesem Punkt sieht der
Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA)
weiterhin dringenden Handlungsbedarf. „Für die Anästhesiologie, die als
unverzichtbares Schnittstellenfach der stationären Versorgung eine
zentrale Rolle spielt, ist eine nachhaltige finanzielle Absicherung
unerlässlich. Das Krankenhausversorgungsverbesse
berücksichtigt diese Schlüsselposition bislang völlig unzureichend, zudem
sind u.a. die Ausgestaltung der Leistungsgruppen, die Umsetzung der
Hybrid-DRG sowie die Finanzierung der Weiterbildung nicht geklärt“,
kritisiert BDA-Präsidentin Prof. Dr. Grietje Beck.
Im fünften Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie sei es von entscheidender
Bedeutung, „dass wir aus den Erfahrungen der Pandemie lernen und die
richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen“, fordert sie. Die
Anästhesiologie und Intensivmedizin habe in dieser Krise einen
unverzichtbaren Beitrag geleistet. Daher müsse das Fachgebiet von Seiten
der Politik unbedingt gehört und einbezogen werden. „Wir als DGAI und BDA
stehen für einen Dialog mit den politischen Vertretern gern bereit.“
Originalpublikation:
https://www.dgai.de/aktuelles-
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