HoF-Publikation: Das DDR-Wissenschaftssystem als Handreichung
In den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten sind rund 4.800
Buchpublikationen zur Entwicklung von Wissenschaft und Hochschulen in der
DDR erschienen, jedes Jahr im Durchschnitt 140 Bücher.
Während es aber zu
zahlreichen Lebensbereichen und Handlungsfeldern in der DDR mittlerweile
zusammenfassende Überblicksdarstellungen gibt, ist dies für das Hochschul-
und Wissenschaftssystem bislang noch nicht der Fall. Zugleich wird zum
Thema anhaltend geforscht und promoviert, nicht selten auf der Basis eines
Unverständnisses für systemische Eigenheiten. Um dem zumindest vorläufig
abzuhelfen, hat Peer Pasternack eine einführende Kompaktdarstellung
geschrieben.
Bisher gab es weder eine Darstellung zu Wissenschaft und Hochschulen in
der SBZ/DDR für den Gesamtzeitraum 1945 bis 1989 noch eine für alle
Segmente des Wissenschaftssystems. Folglich gab es auch keine Darstellung,
die beides miteinander kombiniert.
Die nun vorgelegte kompakte Einführung soll insbesondere denen eine
effektive Möglichkeit zum Einstieg ins Thema geben, die sich dieses
überblicksweise erschließen müssen – etwa im Rahmen einer
Studienabschlussarbeit. Zu diesem Zweck schlägt die Darstellung zwei
Sichtachsen durch das Dickicht der Zeiten, Strukturen und Prozesse.
Zum einen wird eine chronologische Schilderung geliefert, die pragmatisch
nach Jahrzehnten gegliedert ist. Zum anderen werden bedeutsame
Querschnittsthemen in ihren Entwicklungen über die 45 Jahre SBZ und DDR
hinweg beleuchtet: die Wissenschaftsstrukturen, das Verhältnis von
Wissenschaftsalltag und Politik sowie das Leistungsprofil der DDR-
Wissenschaft.
Dabei werden einerseits alle drei – ansonsten typischerweise getrennt
verhandelten – Großsegmente der DDR-Wissenschaft berücksichtigt:
Hochschulwesen, außerhochschulische Forschung (Akademien und
Ressortforschung) sowie Industrieforschung. Andererseits finden sich
jeweils strukturelle, personelle, kulturelle und inhaltliche Aspekte
behandelt.
Die integrierte Darstellung der drei Großsegmente führt unter anderem
dazu, dass erstmals eine Gesamtabschätzung des Forschungspersonals
vorgenommen werden kann, das 1989 in allen Segmenten des DDR-
Wissenschaftssystems tätig war – eine Abschätzung, die erstaunlicherweise
und trotz aller Debatten über den Personalabbau in der ostdeutschen
Wissenschaft bislang fehlte. Eine zentrale Annahme, die nicht zuletzt den
Modalitäten des ostdeutschen Wissenschaftsumbaus in den 90er Jahren
zugrundelag, lässt sich endgültig dementieren: Die zentralen Träger der
Forschungsaktivitäten in der DDR waren nicht die Institute der
Wissenschaftsakademien. Datengestützt ist vielmehr festzuhalten: Die
Hochschulen waren in den Bereichen Naturwissenschaften und Medizin um 60
Prozent forschungsproduktiver als die Akademie-Institute.
Vergleichbare Überraschungen werden auch in anderen Hinsichten
präsentiert. Im übrigen aber wird vor allem eine übersichtliche und mit
zahlreichen Beispielen illustrierte Einführung bereitgestellt.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Peer Pasternack,
Originalpublikation:
Peer Pasternack: Hochschule und Wissenschaft in der DDR 1945–1989. Ein
kurzer Abriss (HoF-Handreichungen 17), Institut für Hochschulforschung
(HoF), Halle-Wittenberg 2024, 162 S., ISBN: 978-3-937573-98-4
https://www.hof.uni-halle.de/w