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Dünn und steinig – aber fruchtbar: Die Rendzina ist der Boden des Jahres 2025

Gerhard Milbert und Frank Idler bei Boden des Jahres 2025  Daniel Schwindt  DBG Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft
Gerhard Milbert und Frank Idler bei Boden des Jahres 2025 Daniel Schwindt DBG Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft
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Über den Boden, die oberste Schicht der Erdkruste, die zusammen mit Wasser
die wichtigste Grundlage für unsere Ernährung und die Landökosysteme
bildet, wissen wir oft sehr wenig.

Zur Förderung des Wissens über Böden
dient die Aktion „Boden des Jahres“, die seit 2004 besteht. Boden des
Jahres 2025 ist die Rendzina, ein besonderer Bodentyp auf Kalk- oder
Gipsgestein. Das besondere Merkmal der Rendzina: unter dem humus- und
nährstoffreichen Oberboden folgt direkt der Gesteinsuntergrund.

Die essentiellen Leistungen, die der Boden – die dünne oberste Haut der
Erdkruste – für die Menschheit und das Leben auf der Erde erbringt, sind
häufig viel zu wenig bekannt. Deshalb setzen sich die bodenkundlichen
Fachverbände und andere Institutionen weltweit für mehr „Bodenwissen“ ein.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz tun sie dies unter anderem
dadurch, dass seit 2005 alljährlich ein „Boden des Jahres“ proklamiert
wird, der in verschiedenen Veranstaltungen und Publikationen der
Öffentlichkeit vorgestellt wird. Diesmal kommt Dänemark als Partnerland
hinzu.

Im Boden wirken Gestein, Wasser, Luft und Leben (in Form von Pflanzen und
Tieren) zusammen, um die fruchtbare oberste Erdschicht zu schaffen. Sie
bildet die wesentliche Grundlage für unsere Ernährung aber auch die
Erzeugung von Energierohstoffen wie etwa Holz. Ein gesunder Boden filtert
aber auch Wasser und trägt bei Starkregen zum natürlichen Rückhalt von
Hochwasser bei. Auch die Biodiversität in Form von prächtigen
Blütenpflanzen, Bäumen und Sträuchern u.v.a. hängt vom Untergrund ab. In
Abhängigkeit vom Ausgangsgestein, vom Klima (vor allem von Temperaturen
und Niederschlägen), von der Position im Gelände (z.B. auf einer Kuppe
oder am Hang) und von der Vegetation entstehen ganz verschiedene Typen von
Böden, mit unterschiedlicher Zusammensetzung und unterschiedlicher
Schichtung, die die Bodenwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen
analysieren und nach bestimmten Kriterien systematisch gliedern.

Für das Jahr 2025 ist die Rendzina zum „Boden des Jahres“ gekürt worden.
Die Rendzina entsteht auf Kalk-, Dolomit- oder Gipsgesteinen und zeichnet
sich vor allem dadurch aus, dass unter dem dunklen humusreichen Oberboden
(A-Horizont) direkt der Gesteinsuntergrund ansteht (C-Horizont), ein
brauner B-Horizont also fehlt.

Mit ihrem hohen Karbonatgehalt bieten die Rendzinen hervorragende
Bedingungen für Bodenlebewesen. Pflanzenstreu wird von den Bodenorganismen
daher schnell zu organischer Bodensubstanz umgewandelt und intensiv in den
Boden eingearbeitet, z.B. durch Regenwürmer. Das hat eine beträchtliche
Humusanreicherung des Bodens zur Folge. Die hohe biologische Aktivität
fördert ihrerseits die Auflockerung des Bodens und verbessert die
Bodenstruktur. Dies begünstigt wiederum die Wasseraufnahme, den
Luftaustausch sowie die Speicherung von Nährstoffen und Reinigung des
Sickerwassers.

Dennoch sind Rendzinen für den Ackerbau oft weniger geeignet, da der Boden
aufgrund seiner fehlenden Tiefgründigkeit nur oberflächlich bearbeitet
werden kann und beim Pflügen immer wieder größere Gesteinsbrocken an die
Oberfläche gebracht werden. Das Wasser kann durch das kluftreiche und
lösliche Gestein in der Regel schnell versickern, sodass sich auf der
Rendzina häufig ein Trockenrasen mit zahlreichen seltenen Blütenpflanzen
entwickelt. Ansonsten bedeckt oft Wald solche Standorte, häufig auch in
Form von stattlichen alten Buchenbeständen.

Rendzinen kommen in Deutschland in den Hoch- und Mittelgebirgsbereichen
mit Kalk, Dolomit oder Gips als anstehendem Gestein vor, also in den
Alpen, auf den Jurakalkflächen der Fränkischen und Schwäbischen Alb oder
in den Muschelkalkgebieten, etwa in Thüringen. Aber auch ganz im Norden
gibt es Rendzinen: auf den Kalken aus der Kreidezeit. Dieser Umstand gab
den Anlass dafür, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern die
Schirmherrschaft über den Boden des Jahres 2025 übernahm und in seiner
Berliner Landesvertretung am 5. Dezember 2024 die Rendzina im Rahmen einer
Festveranstaltung der Öffentlichkeit präsentierte. Die Kreidefelsen von
Rügen – im jetzt zu Ende gehenden Caspar-David-Friedrich-Jahr vielfach
wiedergegeben – erhielten dabei ihre naturwissenschaftliche Würdigung. Die
Ergebnisse aktueller Untersuchungen des Landesamts für Umwelt, Naturschutz
und Geologie Mecklenburg-Vorpommern zu den Rendzinen auf Kreidekalk
unterstreichen dabei die aus den Lehrbüchern bekannten Merkmale der
Rendzina, vor allem die ausgeprägte Klüftigkeit des Gesteins (C-Horizont)
und den hohen Humusgehalt des A-Horizonts.

Auf der Festveranstaltung zur Rendzina kamen auch Vertreter des
Kreidemuseums Rügen in Gummanz sowie des GeoCenter Møns Klint auf der
dänischen „Schwesterinsel“ Møn zu Wort; ihre Einrichtungen haben die
Geologie der Kreidekalkgebiete intensiv aufgearbeitet und präsentieren sie
ihren Besuchern in eindrucksvoller Weise. Bjarne Strobel, Professor an der
Universität Kopenhagen und zugleich Präsident der Dänischen
Bodenkundlichen Gesellschaft, zeigte sich begeistert über die aktuelle
Zusammenarbeit. Ende Mai ist eine gemeinsame Fachexkursion geplant, welche
sich der Rendzina als besonderer „Bodenschatz“ auf den beiden benachbarten
Ostseeinseln widmet.

"Boden des Jahres" ist eine Aktion des Kuratoriums Boden des Jahres, das
von den bodenkundlichen Fachverbänden Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft
(DBG), Bundesverband Boden (BVB) und Ingenieurtechnischer Verband für
Altlastenmanagement und Flächenrecycling (ITVA) getragen wird. Die Aktion
wird gefördert vom Umweltbundesamt (UBA) in Dessau. Den Initiatoren geht
es darum, „den Böden ein Gesicht zu geben – in einer Sprache, die jede/r
versteht“, wie der Bodenkundler Dr. Gerhard Milbert, Sprecher des
Kuratoriums „Boden des Jahres“, auf der Festveranstaltung sagte.

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