Forschung International: nährstoffreiche Pflanzenkohle für bessere Böden und Ernährungssicherheit in Äthiopien

Die durch konstante Abholzung und Übernutzung degradierten Böden in
afrikanischen Ländern wie Äthiopien stellt eine große Herausforderung für
das Erreichen von Ernährungssicherheit dar.
Die Probleme verschärfen sich
zudem mit dem Klimawandel. Das vom Deutschen Biomasseforschungszentrum
(DBFZ) durchgeführte und vom Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte „ETH-Soil“-Projekt
verfolgt seit 2021 das Ziel, die Lebensbedingungen für Kleinbäuer:innen in
ländlichen Regionen mit Nahrungsknappheit durch die Einführung neuer
Technologien und Verfahren nachhaltig zu verbessern.
Akteur:innen aus allen gesellschaftlichen Bereichen konnten bereits für
den Ansatz mit hochwertigen Pflanzenkohle-basierten Düngemitteln aus
landwirtschaftlichen Reststoffen gewonnen werden.
Im vom DBFZ bearbeiteten Projekt „ETH-Soil – Bodenverbesserung in
Äthiopien durch die energetische und materielle Nutzung
landwirtschaftlicher Rückstände mit besonderem Schwerpunkt auf Bildung und
Ausbildung“ sollen Technologien und Verfahren mit dem Ziel entwickelt
werden, die Ernährung von Kleinbäuer:innen in ländlichen Regionen
Äthiopiens (Region Oromia) nachhaltig sichern zu können. In Zusammenarbeit
mit Partnern aus Forschung, Bildung, Landwirtschaftsberatung und
Privatwirtschaft werden hierfür Kompetenzen aufgebaut, um insbesondere die
Fruchtbarkeit degradierter Ackerflächen deutlich zu verbessern. Mittels
Pyrolyse von nährstoffarmen landwirtschaftlichen Reststoffen hergestellte
Pflanzenkohle wird hierzu mit Kompost oder Gärresten aus Biogasanlagen zu
einem pflanzenkohlebasierten Düngemittel (PBD) kombiniert. Die
Einarbeitung dieser kohlenstoff- und nährstoffreichen Mischung in
versauerte oder degradierte Ackerflächen erhöht dessen Speicherkapazität
für Wasser und Nährstoffe. Gleichzeitig stimuliert die mikrobielle
Biomasse die Bodenfauna, die Enzymaktivitäten sowie das Wurzelwachstum der
Pflanzen. Dies führt zu einer Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und des
Ernteertrags in kleinbäuerlichen Haushalten. CO2-Speicherung im Boden
verlangsamt zudem den Klimawandel.
Nach kleinformatigen Feldtests und der Qualifizierung von
Multiplikator:innen in den Vorjahren, konnten im Jahr 2024 insgesamt 244
kleinbäuerliche Haushalte dafür gewonnen werden, pflanzenkohlebasierte
Düngemittel in degradierte Ackerflächen einzubringen. Sie wurden dafür
über die staatliche Agrarberatung der Region Oromia geschult. Weitere
Projektpartner am Oromia Agricultural Research Institute (IQQO) und an der
Agrarfakultät der Universität Jimma haben zudem 110 Tonnen
qualitätsgesicherte Pflanzenkohle in drei Pilotdistrikten bereitgestellt
und die ärmsten Haushalte direkt mit Testmengen PBD versorgt. Alle anderen
Bäuer:innen nutzten eigenen Wurmkompost, Dung oder Gärreste zur Aufladung
der Pflanzenkohle mit Nährstoffen. Ihre Begeisterung über Wachstums- und
Ertragssteigerungen auf insgesamt 16,6 ha teilen sie derzeit mit
Dutzenden ihrer Nachbar:innen. Dies ist gewünschter Teil der Mobilisierung
von Bäuer:innen und Dorfgemeinschaften für eine eigenständige
Pflanzenkohleproduktion ab 2025.
Eine nächste Stufe der Nachhaltigkeit soll 2025 mit der Zertifizierung und
Vermarktung der generierten Kohlenstoffsenken erreicht werden.
Kohlenstoffsenkenzertifikate (Carbon Credits) werden den Aufwand der
Landbevölkerung kompensieren sowie die Fortsetzung und Ausweitung der
Aktivitäten fördern. Mit der Einführung emissionsarmer Pyrolysekocher wird
zudem die parallele Eigenproduktion von Pflanzenkohlen mit gleichzeitiger
Wärmenutzung auf Haushaltsebene ermöglicht. Erkenntnisse aus der
parallelen Bodenforschung fließen in die Lehre an der Agrarfakultät der
Universität Jimma ein.
Hintergrund
ETH-Soil ist ein Projekt der DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum
gGmbH mit einer Laufzeit von 2021-2026, gefördert durch das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(BMZ). Das internationale Vorhaben trägt gemeinsam mit den Projektpartnern
aus Forschung, Bildung und Politik zur Agenda 2030 für nachhaltige
Entwicklung bei. Mit ETH-Soil erweitert das DBFZ sein bereits bestehendes
Portfolio von Projekten und Maßnahmen in Afrika. So gelingt es,
Technologien, Kompetenzen und Erfahrungen zum Nutzen der Menschen in
Äthiopien und ganz Afrika in Transformationsprozesse einzubringen. Weitere
Informationen: www.eth-soil.com