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Bei Herzinfarkt-Warnzeichen immer sofort Notruf 112 absetzen

Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Kardiologe und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt a. M.  Andreas Malkmus  Deutsche Herzstiftung
Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Kardiologe und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt a. M. Andreas Malkmus Deutsche Herzstiftung
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Längere Feiertagsphase: Auch während der Festtage keine Scheu vor dem
Notruf 112 bei Herzinfarkt-Symptomen wie Brustschmerzen in Kombination mit
Atemnot.

Wer zu lange zögert, riskiert Herzschwäche oder Herztod

Immer wieder kommt es in Deutschlands Notfallambulanzen und Herzkliniken
zu Einweisungen von Herzinfarkt-Patienten, die viel zu lange bis zum
Absetzen des Notrufs 112 für den Rettungsdienst gewartet haben. Die Folgen
sind je nach der Schwere des Herzinfarkts und des Zeitverlusts ab
Symptombeginn bis zur Infarkt-Versorgung in der Klinik eine Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) oder im schlimmsten Fall der plötzliche Herztod.
„Mehrere Feiertage zwischen Heiligabend und Neujahr führen leider dazu,
dass Menschen trotz typischer Herzinfarkt-Warnzeichen zögern, den
Rettungsdienst über den Notruf 112 zu alarmieren. Stattdessen wird bis zum
nächsten Morgen oder nach den Feiertagen gewartet, was beim Herzinfarkt
häufig tödlich endet“, warnt der Kardiologe und Intensivmediziner Prof.
Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Besonders aufmerksam sollten Patienten mit einem erhöhten Risiko für
Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sein: Raucher, Patienten
mit Arteriosklerose wie koronare Herzkrankheit (KHK) oder periphere
Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), mit Fettstoffwechselstörungen
(hohes Cholesterin), Diabetes, Fettleibigkeit und Bluthochdruck. Die
Herzinfarkt-Warnzeichen, auf die jeder achten sollte, erläutert die
Herzstiftung unter https://herzstiftung.de/herzinfarkt-anzeichen

Herzinfarkt: Jede Minute zählt – „Time is Muscle“
Warum sind Zeitverluste beim Herzinfarkt durch zögerliches Verhalten der
Betroffenen und Angehörigen so fatal? Zum einen führt der Infarkt im
Herzmuskelareal des verschlossenen Herzkranzgefäßes zum Absterben von
Herzmuskelgewebe. Wenn der Infarkt nicht unverzüglich behandelt wird
(„Time is Muscle“) und viel Gewebe zerstört ist, droht eine ausgeprägte
Herzschwäche. „Zum anderen kann der Infarkt jederzeit in bösartige
Herzrhythmusstörungen übergehen. Dieses Kammerflimmern (über 300
Schläge/Minute) führt innerhalb weniger Sekunden zum Herzstillstand.
„Herzinfarkte ereignen sich meistens zu Hause, nur ein über den Notruf 112
herbeigerufenes Rettungsteam mit einem externen Defibrillator kann dann
das flimmernde Herz wieder in seinen normalen Rhythmus bringen. Der
Patient muss anschließend sofort in die nächstgelegene Klinik zur
Infarktversorgung“, erklärt der Herzstiftungs-Vorsitzende Prof.
Voigtländer. Je schneller der Herzinfarkt erkannt und behandelt wird,
desto höher sind die Chancen, keine schwerwiegenden Folgen davonzutragen
oder nicht daran zu sterben. Beim Herzinfarkt sind typische Beschwerden:
- plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf Minuten in
Ruhe anhalten und die überwiegend im Brustkorb oder häufig auch
ausschließlich hinter dem Brustbein auftreten
- Schmerzen, die in Körperteile wie Arme (meist links), Oberbauch, Rücken,
Hals, Kiefer oder Schulterblätter ausstrahlen
- ein massives Engegefühl, heftiger Druck oder ein sehr starkes
Einschnürungsgefühl im Brustkorb („Elefant auf der Brust“)
- heftiges Brennen im Brustkorb. (Achtung: Verwechslungsgefahr mit
Sodbrennen!)
- Vor allem Frauen verspüren eher ein Engegefühl und der Brustschmerz
strahlt vorrangig in den Rücken und den Oberbauch aus. (Achtung:
Verwechslungsgefahr mit Magenschmerzen!)

Der Herzinfarkt zählt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland mit
über 46.600 Sterbefällen, fast 190.000 Patienten pro Jahr werden wegen
Herzinfarkt vollstationär behandelt (Deutscher Herzbericht – Update 2024).
Weitere Infos zum Herzinfarkt sind unter
https://herzstiftung.de/herzinfarkt abrufbar, Infos zur Ersten Hilfe bei
Herzinfarkt unter https://herzstiftung.de/herzinfarkt-erste-hilfe

Notfallbereitschaft rund um die Uhr auch an Weihnachten und Neujahr
Rettungsdienstleitstellen, Herznotfallambulanzen, sogenannte Chest Pain
Units (CPU), und Notaufnahmen der Kliniken stehen auch an Feiertagen, in
der Zeit zwischen den Jahren wie auch am Wochenende oder nachts rund um
die Uhr bereit. „Deswegen besteht auch an den Festtagen überhaupt kein
Grund zur Scheu vor der 112“, versichert Voigtländer. Infos zur CPU:
https://herzstiftung.de/herznotfallambulanz-suche

Mehr Herzinfarkte an Weihnachten?
Dass es an Weihnachten vermehrt zu Herz-Kreislauf-Komplikationen wie
Herzinfarkt kommen kann, darauf deuten Ergebnisse einer schwedischen
Studie von 2018 – gestützt auf Registerdaten von über 283.000
Klinikaufnahmen wegen Herzinfarkts – hin (1). Der Studie zufolge gehen der
Vorweihnachtsstress und die Aufregung der Weihnachtsfeiertage nicht an
jedem Herzen spurlos vorüber. „Die Ergebnisse lassen auf ein erhöhtes
Herzinfarktrisiko an Heiligabend und an Neujahr besonders bei Menschen,
die über 75 oder bereits chronisch krank sind, schließen“, betont
Voigtländer. Besonders anfällig sind dieser Studie zufolge Patienten mit
Risikofaktoren wie beispielsweise Diabetes und koronarer Herzkrankheit,
weil sie auf externe Auslöser (Trigger) für einen Infarkt wie Stress
(Ausschüttung von Stresshormonen) reagieren. Außerdem kann es zu einem
Zusammenspiel von mehreren ungünstigen Faktoren für ein vorbelastetes Herz
kommen: die Winterkälte, Vorbereitungsstress und ein Abweichen von
Lebensstilgewohnheiten wie ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und
Bewegung sowie Verzicht auf Alkohol oder moderater Alkoholkonsum. „Ballen
sich diese Faktoren in nur wenigen Tagen bei einer Person mit einer Herz-
Kreislauf-Erkrankung, kann dies Herz und die Gefäße zusätzlich belasten“,
erklärt Prof. Voigtländer. Daher sollten sich Herzpatienten ruhig mal für
einen Spaziergang oder eine Entspannungsphase aus dem Weihnachtstrubel
„ausklinken“.

Holiday-Heart-Syndrom: Vorsicht bei Alkohol
Die längere Feiertagsphase von Weihnachten bis Neujahr erhöht auch das
Risiko für das sogenannte „Holiday-Heart-Syndrom“. Darunter versteht man
eine erhöhte Aufnahme von Alkohol innerhalb kurzer Zeit – gehäuft an
Feiertagen oder im Urlaub –, was sich nicht nur auf das Gehirn auswirkt,
sondern auch das Herz beeinflusst. Vorübergehende Herzrhythmusstörungen
wie Vorhofflimmern können auftreten, wie jüngst die MunichBREW II-Studie
(2) zeigte. Allerdings können die Herzrhythmusstörungen auch noch Stunden
nach dem Trinken auftreten. Besonders Menschen mit einem erhöhten Risiko
für Vorhofflimmern, also Personen über 65 Jahre oder mit familiärer
Vorbelastung, sollten bei Alkoholkonsum besonders vorsichtig sein und auf
nicht-alkoholische Getränke ausweichen. Weitere Infos:
https://herzstiftung.de/vorhofflimmern-alkohol

Notruf 112 auch bei anderen Notfällen wie Schlaganfall, bösartigen
Herzrhythmusstörungen, entgleister Herzschwäche
Nicht nur der akute Herzinfarkt, sondern auch andere lebensbedrohliche
Komplikationen wie bösartige Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall,
plötzlicher Bluthochdruck und eine entgleiste Herzschwäche sind „keine
aufschiebbaren Krankheitsfälle“, sondern „erfordern eine sofortige
notfallmedizinische Versorgung durch den Notarzt und die Klinik“, wie der
Herzstiftungs-Vorsitzende Prof. Voigtländer betont. Über die Warnzeichen
dieser Komplikationen informiert die Herzstiftung unter
https://herzstiftung.de/weltherztag

Service: Notfall-Set
Ein Notfallset mit dem Ratgeber „Was tun im Notfall?“ und zwei
Notfallkärtchen fürs Portemonnaie mit Darstellungen der Herzinfarkt-
Alarmzeichen und Erläuterungen zur Laien-Reanimation bietet die
Herzstiftung kostenfrei unter Tel. 069 955128-400 oder unter
https://herzstiftung.de/herznotfall-set an

Herzinfarkt-Anzeichen: https://herzstiftung.de/herzinfarkt-anzeichen

Literatur:
(1) Mohammad MA et al., Christmas, national holidays, sport events, and
time factors as triggers of acute myocardial infarction: SWEDEHEART
observational study 1998-2013
BMJ 2018;363:k4811 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k4811
(2) Acute alcohol consumption and arrhythmias in young adults: the
MunichBREW II study,  European Heart Journal, Oktober 2024,
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae695