Mehr Diversität gleich mehr Toleranz im Klassenzimmer?
Eine Studie des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der
Universität Konstanz untersucht, ob diverse Klassenzimmer zu mehr Toleranz
unter den Schüler*innen führen. Das gilt, wie sich gezeigt hat, nicht für
alle Konstellationen.
Wie schauen Schüler*innen auf ethnisch-kulturelle Vielfalt? Führt das
gemeinsame Lernen in einem diversen Klassenzimmer automatisch zu mehr
Toleranz und zu einem Abbau von Vorurteilen bei deutschen Schüler*innen?
Diesen Fragen ging Christina Felfe de Ormeño, Professorin für Angewandte
Mikroökonomie an der Universität Konstanz, in einem Experiment nach. Dazu
erforschte sie die Kooperationsbereitschaft zwischen einheimischen
Schüler*innen und Schüler*innen mit Migrationshintergrund. Über die
Ergebnisse berichtet sie in der neuesten Ausgabe des In_equality magazins.
Ihre Untersuchung zeigt, dass die Zusammensetzung der Klassen eine
entscheidende Rolle spielt: Gab es zwei annähernd gleich große Gruppen,
führte dies zu einem höheren "In-Group Bias" unter den einheimischen
Schüler*innen ¬– sie wollten also eher mit anderen einheimischen
Schüler*innen zusammenarbeiten. In Klassenzimmern, in denen es
Schüler*innen mit vielen unterschiedlichen ethnisch-kulturellen Herkünften
gibt, ist ein solcher Trend unwahrscheinlicher. „Die Ergebnisse
unterstreichen die Notwendigkeit, Kooperation und Zusammenhalt im modernen
Bildungswesen aktiv zu fördern. Diversität ist kein Selbstläufer“, so
Christina Felfe de Ormeño. Auch bei der Verteilung von Geflüchteten auf
verschiedene Regionen sollten diese Effekte bedacht werden.
In_equality magazin Nr. 7: In_klusion & Diversität
Diversität und Ungleichheit spielen in verschiedenen Forschungsprojekten
des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ eine wichtige Rolle.
Wie haben sich die Eindämmungsmaßnahmen während der Coronapandemie auf
Männer und Frauen ausgewirkt? Durch welche Maßnahmen ließe sich der Gender
Pay Gap verringern? Wie sieht ein guter Umgang mit Mehrsprachigkeit aus?
Die siebte Ausgabe des In_equality magazins „In_klusion & Diversität“
stellt einige Einsichten aus dieser Forschung vor.
Weitere Themen im Heft:
• „Inklusive Kommunikation bedeutet: Alle Informationen sind für
alle zugänglich.“
• Noch immer eine Lücke. Warum der Gender Pay Gap fortbesteht – und
was dagegen helfen würde.
• Ungleichheit in Krisenzeiten. Auswirkungen der Coronamaßnahmen auf
Frauen und Männer.
• Ein Hauch von Harry Potter. Mit einem Mentoring-Fellowship in
Oxford.
• Väter profitieren, Mütter verlieren. Gegensätze in der
amerikanischen Care-Arbeit.
• Diversität unter der Lupe. Ein Plädoyer für rigorose und
evidenzbasierte Forschung.
• Die Bildung entscheidet. Wie Beschäftigte KI am Arbeitsplatz
wahrnehmen.
• Auf die Strategie kommt es an! Geschlechtsspezifische Unterschiede
im Bewerbungsprozess.
Faktenübersicht
• Originalpublikation: In_klusion & Diversität. In_equality magazin
Nr. 7. Exzellenzcluster “The Politics of Inequality”, 2024.
• Das In_equality magazin ist das zweimal jährlich erscheinende
Forschungsmagazin des Exzellenzclusters. Die Texte sind in Absprache mit
der Redaktion frei zum Nachdruck.
• Christina Felfe de Ormeño erforschte an 57 deutschen Schulen die
Kooperationsbereitschaft zwischen einheimischen Schüler*innen und
Schüler*innen mit Migrationshintergrund. Sie ist Professorin für
Angewandte Mikroökonomie an der Universität Konstanz und Principal
Investigator am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“.
• Der Exzellenzcluster „The Politics of Inequality” an der
Universität Konstanz erforscht aus interdisziplinärer Perspektive die
politischen Ursachen und Folgen von Ungleich¬heit. Die Forschung widmet
sich einigen der drängendsten Themen unserer Zeit: Zu¬gang zu und
Verteilung von (ökonomischen) Ressourcen, der weltweite Aufstieg von
Populist*innen, Klimawandel und ungerecht verteilte Bildungschancen.