Die Umsetzung der Krankenhausreform bietet eine Chance zur Reduzierung vermeidbarer Todesfälle in Deutschland!
Die Sepsis Stiftung begrüßt die Krankenhausreform von Gesundheitsminister
Lauterbach, die im Oktober beschlossen und im Januar 2025 in Kraft treten
soll. Sie fordert eine Gesundheitsreform zur Korrektur ökonomischer
Fehlsteuerungen und zur Stärkung der Gesundheitskompetenz, um jährlich
über 200.000 vermeidbare Todesfälle in Deutschland zu reduzieren. Jedes
Krankenhaus muss ein Konzept zur frühzeitigen Erkennung von Sepsis haben.
Jährlich sind etwa 500.000 Menschen betroffen, mit einer Sterberate von
30%. Die Reform soll die Qualität der medizinischen Versorgung verbessern
und sicherstellen, dass komplexe Behandlungen nur in entsprechend
qualifizierten Einrichtungen durchgeführt werden.
Eine konsequente Umsetzung der Krankenhausreform bietet eine Chance zur
Reduzierung vermeidbarer Todesfälle in Deutschland!
Berlin, 17. Oktober 2024. Die Sepsis Stiftung begrüßt grundsätzlich die
von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Krankenhausreform,
die noch im Oktober im Bundestag beschlossen werden und im Januar 2025 in
Kraft treten soll. Die Stiftung fordert seit Jahren eine Gesundheitsreform
zur Korrektur der ökonomischen Fehlsteuerung im Gesundheitswesen und eine
Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Nur so kann es gelingen
die jährlich mehr als 200 000 vermeidbaren Todesfälle in Deutschland zu
reduzieren. Darauf habe wir vor einigen Jahren gemeinsam mit dem
Aktionsbündnis Patientensicherheit in einem Appell hingewiesen:
https://www.gesundheitsreform.
Der konsequente Umbau der Krankenhauslandschaft muss jetzt genutzt werden,
um auch die Patientensicherheit bei Sepsis umfassend zu verbessern. Jedes
Krankenhaus und jede sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung muss ein
Konzept zur frühzeitigen Erkennung von Sepsisfällen haben, fordert die
Stiftung. Und die Versorgung schwerer Sepsisfälle muss in Einrichtungen
konzentriert werden, die all die dafür erforderlichen Voraussetzungen
vorhalten können.
Jedes Jahr sind etwa 500.000 Menschen in Deutschland von Sepsis betroffen.
Die Sterberate ist in Deutschland mit circa 30% etwa doppelt so hoch wie
beispielsweise in Schweden und Australien. Etwa Dreiviertel der
Betroffenen erleiden Langzeitfolgen. Um die Zahl der vermeidbaren
Sepsisfälle und –folgen auch in Deutschland zu reduzieren ist es wichtig,
dass jeder Laie die Frühsymptome einer Sepsis kennt. Hierfür hat die
Sepsis Stiftung eine Sepsis Checkliste (https://sepsischeck.de)
entwickelt. „Genauso wichtig ist, dass Sepsis auch vom medizinische
Personal in jedem Krankenhaus, in jeder Arztpraxis und in jedem
Gesundheitszentrum und vor allem in den Notaufnahmen und im
Rettungsdienst, die Sepsis-Symptome frühzeitig erkannt und Sepsis
konsequent als Notfall behandelt wird“, erläutert Prof. Konrad Reinhart,
Vorsitzender der Sepsis Stiftung.
Der Fokus der aktuellen Reform liegt auf der Sicherung und Verbesserung
der Qualität der medizinischen Versorgung. Zentrale Elemente sind die
Einführung von Leistungsgruppen und Vorhaltepauschalen und die
Zentralisierung von spezialisierten Leistungen. Sie wird hoffentlich dazu
beitragen, dass nur noch Krankenhäuser komplexe medizinische Behandlungen
vornehmen, die über die dafür notwendigen fachlichen Voraussetzungen
verfügen. Sepsis ist leider oft auch Folge von medizinischen Eingriffen,
für die in bestimmten Einrichtungen die ausreichende Expertise fehlt.
Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass auch die Behandlung von
schwerwiegenden Infektionskrankheiten und Sepsis mit Multiorganversagen
ebenfalls mit hohen Anforderungen an die medizinische Expertise
einhergeht. Sie darf deshalb nur in Einrichtungen erfolgen, die die
nötigen fachlichen und apparativen Voraussetzungen rund um die Uhr dafür
mitbringen. Die Sepsis Stiftung fordert, dass Sepsis als zeitkritischer
Notfall genauso ernst zu nehmen ist, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, da
mit jeder Verzögerung der Diagnose und Therapie die Überlebensrate im
Stundentakt sinkt und die Spätlangzeitfolgen steigen!
"Die Krankenhausreform ist ein wichtiger Schritt in die richtige
Richtung", sagt Prof. Konrad Reinhart. "Sie bietet die Gelegenheit, neben
den sonstigen Qualitätsvorgaben auch verpflichtende Strukturmerkmale mit
Blick auf Sepsis einzuführen. Zukünftig sollte jedes Krankenhaus ein
Konzept zur Sepsis-Früherkennung mit der regelmäßigen Schulung des
gesamten, an der Patientenversorgung beteiligten Personals und die
Vorhaltung von abteilungsübergreifenden medizinischen Notfall Teams
belegen können.
Die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zur Sepsisprävention
und Früherkennung muss im gleichen Umfang erfolgen, wie die sehr
erfolgreichen Aufklärungskampagnen zu AIDS und sexuell übertragbaren
Krankheiten. Die Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“ stellt hierfür
einen wichtigen ersten, aber noch nicht ausreichenden Schritt dar.
Die im Kontext der COVID-19 Pandemie begonnene Stärkung des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes ist dabei von großer Bedeutung. Dies wird auch dadurch
unterstrichen, dass die meisten COVID-19 Todesfälle auf eine virale Sepsis
mit Multiorganversagen zurückzuführen sind. Infektionsprävention und
rechtzeitige Behandlung von Infektionen sind nicht nur der beste Schutz
für Pandemie bedingte Sepsis, sondern auch die schwerste Komplikation von
tagtäglich auftretenden Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Grippe,
Lungenentzündung und Harnwegsinfekten. „Es ist viel zu wenig bekannt, dass
die Zahl der Sepsisfälle, selbst während der Pandemie viermal so häufig
waren, als die COVID-19 bedingten Todesfälle“, schlussfolgert Reinhart.