Sepsis Stiftung appelliert: Krankenhausreform zur Verbesserung der Sepsis- Versorgung nutzen!
Die Sepsis Stiftung unterstützt die geplante Krankenhausreform von
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die im Oktober 2024 beschlossen
und im Januar 2025 in Kraft treten soll. Die Stiftung fordert eine
Verbesserung der Patientensicherheit bei Sepsis durch Konzepte zur
frühzeitigen Erkennung in allen Einrichtungen. In Deutschland sind
jährlich etwa 500.000 Menschen betroffen, mit einer Sterberate von 30%.
Prof. Konrad Reinhart betont die Notwendigkeit, dass Laien und
medizinisches Personal Sepsis-Symptome frühzeitig erkennen. Die Reform
bietet die Chance, verpflichtende Strukturen zur Behandlung von Sepsis in
Krankenhäusern einzuführen.
Berlin, 17. Oktober 2024. Die Sepsis Stiftung begrüßt grundsätzlich die
von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Krankenhausreform,
die noch im Oktober im Bundestag beschlossen werden und im Januar 2025 in
Kraft treten soll. Weitere Informationen dazu unter:
https://www.bundestag.de/press
fordert seit Jahren eine Korrektur der ökonomischen Fehlsteuerung im
Gesundheitswesen und eine Stärkung der Gesundheitskompetenz der
Bevölkerung. Der Umbau der Krankenhauslandschaft muss jetzt genutzt
werden, um die Patientensicherheit bei Sepsis umfassend zu verbessern.
Jedes Krankenhaus und jede sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung
muss ein Konzept zur frühzeitigen Erkennung von Sepsisfällen haben,
fordert die Stiftung. Und die Versorgung schwerer Sepsisfälle muss in
Einrichtungen konzentriert werden, die alle dafür erforderlichen
Voraussetzungen mitbringen.
Jedes Jahr sind etwa 500.000 Menschen in Deutschland von Sepsis betroffen.
Die Sterberate ist in Deutschland mit circa 30% etwa doppelt so hoch wie
beispielsweise in Schweden und Australien. Etwa Dreiviertel der
Betroffenen erleiden Langzeitfolgen. Um die Zahl der vermeidbaren
Sepsisfälle und –folgen auch in Deutschland zu reduzieren ist es wichtig,
dass jeder Laie die Frühsymptome einer Sepsis kennt. Hierfür hat die
Sepsis Stiftung eine Sepsis Checkliste (https://sepsischeck.de)
entwickelt. „Genauso wichtig ist, dass auch vom medizinischen Personal in
jedem Krankenhaus, in jeder Arztpraxis und in jedem Gesundheitszentrum und
vor allem in den Notaufnahmen und im Rettungsdienst, die Sepsis-Symptome
frühzeitig erkannt und Sepsis konsequent als Notfall behandelt wird“,
erläutert Prof. Konrad Reinhart, Vorsitzender der Sepsis Stiftung.
Der Fokus der aktuellen Reform liegt auf der Sicherung und Verbesserung
der Qualität der medizinischen Versorgung. Zentrale Elemente sind die
Einführung von Leistungsgruppen und Vorhaltepauschalen und die
Zentralisierung von spezialisierten Leistungen. Dabei ist es wichtig, auch
die Grundlagen für eine deutlich verbesserte Versorgung bei Sepsis zu
legen. Die Behandlung von schwerwiegenden Infektionskrankheiten und Sepsis
mit Multiorganversagen stellt hohe Anforderungen und darf deshalb nur in
Einrichtungen erfolgen, die die nötigen fachlichen und apparativen
Voraussetzungen rund um die Uhr dafür mitbringen.
"Die Krankenhausreform ist ein wichtiger Schritt in die richtige
Richtung", sagt Prof. Konrad Reinhart, Vorsitzender der Sepsis Stiftung.
"Sie bietet die Gelegenheit, neben den sonstigen Qualitätsvorgaben auch
verpflichtende Strukturmerkmale mit Blick auf Sepsis einzuführen.
Zukünftig sollte kein Krankenhaus und keine Versorgungseinrichtung ohne
ein Konzept zur Sepsis-Erkennung, regelmäßige Schulung des gesamten, an
der Patientenversorgung beteiligten Personals und Rapid Response Teams bei
Verdacht auf Sepsis behandeln dürfen. Es ist an der Zeit, Sepsis als
Notfall genauso ernst zu nehmen wie Herzinfarkt und Schlaganfall!"
Die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zur Sepsisprävention
und Früher-kennung muss im gleichen Umfang erfolgen, wie die sehr
erfolgreichen Aufklärungskampag-nen zu AIDS und sexuell übertragbaren
Krankheiten. Die Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“ stellt hierfür
einen wichtigen ersten, aber bei weitem noch nicht ausreichenden Schritt
dar. Die im Kontext der COVID-19 Pandemie begonnene Stärkung des
Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist dabei von großer Bedeutung. Seine
immense Bedeutung wird sowohl dadurch unterstrichen, dass die meisten
COVID-19 Todesfälle auf eine virale Sepsis mit Multiorganversagen
zurückzuführen sind. Infektionsprävention und rechtzeitige Behandlung von
Infektionen ist nicht nur der beste Schutz für Pandemie bedingte Sepsis,
sondern auch für die endemische tagtäglich infolge von anderen
Infektionskrankheiten auftretenden Sepsisfällen. „Es ist viel zu wenig
bekannt, dass die Zahl der Sepsisfälle, selbst während der Pandemie
viermal so häufig waren, als die COVID-19 bedingten Todesfälle“,
schlussfolgert Reinhart.