Gemeinsam für nachhaltigen Wandel
Internationales Kooperationsprojekt fördert Entrepreneurship im ländlichen
Raum Costa Ricas: Wie lassen sich Kleinunternehmerinnen und -unternehmer
in Costa Rica stärken und damit ein nachhaltiger Wandel im ländlichen Raum
fördern? Diese Frage steht im Mittelpunkt des internationalen
Kooperationsprojekts „sCoRe: Sustainable Communities through Rural
Entrepreneurs“, das von der Arbeits- und Organisationspsychologie der Uni
Osnabrück mit der Universidad Nacional de Costa Rica (UNA) und den lokalen
kleinunternehmerischen Netzwerken Turri Creadores de Origen in Turrialba
und ViveDota in Dota im ländlichen Raum Costa Ricas durchgeführt wird
Ländliche Regionen in Costa Rica zeigen großes Potenzial, nicht nur
lokale, sondern auch nationale und supranationale Entwicklung
voranzutreiben. „Dies ist wichtig, da die wirtschaftliche Entwicklung des
ländlichen Raums eine große Rolle bei der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit
und Armut, der Verbesserung von Lebensbedingungen sowie bei nachhaltigem
Wachstum spielt“, so Prof. Dr. Karsten Müller. In Costa Rica mit seiner
aufstrebenden Wirtschaft, seinem ausgeprägten Stadt-Land-Gefälle und einer
wachsenden Zahl lokaler Entrepreneurinnen und Entrepreneure besteht nicht
nur großer Bedarf, sondern auch ein enormes Potenzial für eine bedeutende
Entwicklung des ländlichen Raums.
Die wissenschaftliche Untersuchung dieses Potenzials bildet die Grundlage
des sCoRe-Programms - Arbeiten des Kernteams mit Dr. Shirin Betzler, Lena
Schmeiduch, Daniel Avendaño und Orlando Bruno wurden kürzlich in einer
englisch- und spanischsprachigen Fachzeitschrift veröffentlicht. „Die
Entrepreneure und Entrepreneurinnen verfügen über ausgeprägte
unternehmerische Fähigkeiten, sind in unterstützende Gemeinschaften
eingebettet und haben Zugang zu vorteilhaften geografischen Merkmalen der
Region. Sie stellen vielfältige und innovative Produkte her, aber ihnen
fehlen häufig zeitliche oder finanzielle Ressourcen, um ihre
unternehmerischen Aktivitäten weiterzuentwickeln“, erklärt Dr. Shirin
Betzler. Daher profitierten sie in besonderem Maße von der Unterstützung
durch Externe. Vor diesem Hintergrund bringt das sCoRe-Projekt, das von
der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur gefördert wird, costa-
ricanische und deutsche Studierende mit lokalen Unternehmerinnen und
Unternehmern in Costa Rica zusammen, um nachhaltige Entwicklung in den
Gemeinschaften zu fördern.
Die Studierenden bringen sich dabei über mehrere Monate intensiv in den
Zielregionen ein, etwa im Bereich Marketing, Softwareentwicklung oder
Social Media – und lernen umgekehrt unternehmerische Praktiken kennen. „Um
die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu sichern, arbeiten wir eng in einem
Team mit den Netzwerkverantwortlichen von Turri Creadores de Origen und
ViveDota, sowie mit lokalpolitischen Akteurinnen und Akteuren zusammen“,
erklärt Lena Schmeiduch. Im letzten Durchlauf zwischen Februar und Mai
2024 entstanden so beispielweise ein Prototyp für eine Website sowie ein
Produktkatalog, die den hinter den Produkten stehenden Entrepreneuren und
Entrepreneurinnen und ihren Geschichten ein Gesicht geben.
Zum Programm gehören nicht zuletzt eine ausführliche Vorbereitung sowie
enge Begleitung der Studierenden während des Aufenthalts vor Ort. Dabei
setzt sich die Gruppe auch kritisch mit postkolonialen Strukturen und
„white saviorism“-Tendenzen auseinander, um eine gleichberechtigte
Zusammenarbeit und gegenseitige Lernerfahrungen zu ermöglichen. Die
Studierenden berichten in der Folge von bereichernden interkulturellen
Erfahrungen und spannenden Einblicken in die Unternehmensrealitäten der
Entrepreneure und Entrepreneurinnen. So entsteht ein Austausch auf
Augenhöhe – zwischen der Universität Osnabrück und den vielen
Erfolgsgeschichten von Bean-to-Bar Schokolade bis Kombucha.