Damit der Eremit nicht noch einsamer wird: Mehr Höhlenbäume für den sehr seltenen Juchtenkäfer!


Viele Vorkommen des Eremiten hängen an
einzelnstehenden, alten Eichen, und ihre nächsten Eremiten-Nachbarn oder
die nächsten Höhlenbäume sind oft unerreichbar. Für das langfristige
Auskommen dieses streng geschützten Käfers ist es höchste Zeit schon heute
an seine Behausungen von morgen zu denken und dabei auch ungewohnte
Methoden anzuwenden.
Der Eremit (Osmoderma eremita und Osmoderma barnabita) - auch Juchtenkäfer
ge-nannt - zählt zu den europaweit geschützten Arten der Fauna-Flora-
Habitat-Richtlinie (FFH-RL) und vertritt die Lebensgemeinschaft alter und
stark dimensionierter Eichen-Laubmischwälder mit langer Habitattradition.
Im nationalen FFH-Bericht 2019 wurde der Erhaltungszustand der Art als
„ungünstig“ mit negativem Trend eingestuft. Mit aktiven Maßnahmen, aber
auch mit einer Steigerung des Bewusstseins bei Forstleuten und
Waldbesitzern für diese sehr seltene heimische Käferart, möchte die
Bayerische Forst-verwaltung den jetzigen Zustand in Bayern wieder
verbessern.
Den Namen „Juchtenkäfer“ verdankt der Eremit seinem Ledergeruch - als
Juchtenleder werden mit Weiden oder Birkenrinde gegerbte und anschließend
mit Birkenteeröl im-prägnierte Häute von Kälbern und Rindern bezeichnet.
Der Eremit riecht also sehr mar-kant! Der 2,4 bis 3 cm große und
metallisch-schwarz schimmernde Käfer ist auf spezielle Höhlen in lebenden
Laubbäumen, v. a. stabilen Eichen, angewiesen. In diesen Höhlen bildet
sich über Jahrzehnte der sogenannte „Mulm“, ein organisches, zersetztes
Material, das an Schnupftabak erinnert und genau hier fühlt sich der
Eremit am wohlsten. Für sei-nen Schutz müssen diese seltenen
Mulmhöhlenbäume daher unbedingt erhalten wer-den. Ebenfalls wichtig ist
der Blick auf nachwachsende Laubbäume mit potenziellen Höh-len, denn auch
die stärkste Eiche bricht irgendwann einmal zusammen.
Da vielerorts die Zeit drängt, darf bei der natürlichen Höhlenbildung auch
gerne einmal nachgeholfen werden. Sogenanntes ‚Köpfen‘ von Bäumen oder
herbeiführen von Stammverletzungen ist an ausgewählten Laubbäumen
erwünscht – solange sie am Leben bleiben.
Wie genau und welche weiteren Maßnahmen denkbar sind, stellt das neue
Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft vor:
„Nach der Beschreibung des Eremiten und seines Lebensraums stellen wir
praxisnahe Maßnahmen vor, um die richtigen Baumarten und die maßgeblichen
Strukturen zu fördern und so unsere heimi-sche Eremitenpopulation zu
stärken.“ erklärt Enno Uhl, Leiter der Abteilung Biodiversität und
Naturschutz der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.
Außerdem werden im Merkblatt fachliche Ansprechpartner und Hinweise für
finanzielle Anreize genannt.