Bochum bekommt zweiten „FrauenOrt“ für Elisabeth Treskow

„1919 eröffnete sie ihre erste eigene Goldschmiedewerkstatt, obwohl die Goldschmiedekunst zu der Zeit noch eine fast ausschließliche Männerdomäne war. Dazu braucht man Mut, und den hatte sie“, sagte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch bei der Enthüllung ihrer Stele am 1. Oktober. Elisabeth Treskow, Hochschullehrerin, Designerin und Goldschmiedin wurde gleich doppelt geehrt: mit dem neuen „FrauenOrt“ NRW und mit der Benennung des Platzes, direkt vor dem Kunstmuseum. „Mit dem FrauenOrt und der Benennung dieses Platzes machen wir deutlich, dass ihre Geschichte zu Bochum gehört und sichtbar bleibt“, so Eiskirch.
Dieser „FrauenOrt“ an der Kortumstraße wurde bewusst gewählt, denn wenige Meter entfernt befand sich Elisabeth Treskows erstes Atelier. „Wir brauchen FrauenOrte, weil wir Vorbilder brauchen, von Frauen, die durch ihr Wirken gezeigt haben, dass sich Mut, Wille und Leidenschaft für eine Sache lohnen. Diese Geschichten müssen erzählt werden“, betont Ministerialrätin Eva Bertram im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW.
Elisabeth Treskow, 1898 in Bochum geboren und 1992 in Brühl verstorben, ist vielfach ausgezeichnet worden für ihre innovative Arbeitsweise und ihre kreativen Entwürfe – der sicherlich bekannteste darunter ist die von ihr 1949 gefertigte „Meisterschale“ des Deutschen Fußballbundes. Sie hat neben der Meisterschale auch die Kette der Bochumer Maischützen überarbeitet und fertigte Arbeiten für die Kirche St. Nikolaus von Flüe an. International wurde das Können der Goldschmiedin vielfach anerkannt, zum Beispiel 1937 mit einer Goldmedaille bei der Weltausstellung in Paris. Ab 1956 lehrte sie an Kölner Werkschulen als Professorin und war damit die erste Professorin für Goldschmiedekunst in Deutschland.
Auch ihre Haltung zur damaligen Zeit ist bemerkenswert: Sie entzog sich bewusst der Vereinnahmung durch das Nazi-Regime, in dem sie Aufträge aus diesem Umfeld ablehnte und sich stattdessen auf kirchliche Arbeiten konzentrierte. „Sie war überzeugt von humanistischen und christlichen Werten“, bekräftigte ihr Großneffe Bendix Balke.
Mit Elisabeth Treskow wurde in Bochum der zweite „FrauenOrt“ NRW eingeweiht. Der erste „FrauenOrt“ wurde Anfang des Jahres Ursula Schafmeister, der ersten Pfarrerin Bochums, gewidmet. Ursula Schafmeister war eine theologische Pionierin in Bochum. Bis zur vollständigen formalen rechtlichen Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt dauerte es bis 1974. Zu verdanken ist dies Theologinnen wie Ursula Schafmeister, die sich beharrlich dafür eingesetzt haben. In der Bochumer Pauluskirche war Ursula Schafmeister von 1971 bis 1992 Pfarrerin.
Mit dem Projekt „FrauenOrte NRW“ würdigt auch der FrauenRat NRW e.V. Frauenpersönlichkeiten aus über 1.000 Jahren und allen Ecken Nordrhein-Westfalens. Die „FrauenOrte“ erzählen die Geschichte ihres Lebens, ihrer Erfolge und ihrer Herausforderungen.