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Eichenprozessionsspinner: Frühwarnsystem jetzt online

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Zur tagesaktuellen Abschätzung und Prognose der Gefahren durch den
Eichenprozessionsspinner (EPS, Thaumetopoea processionea L.) sowohl für
die Eichenvitalität als auch für die Gesundheit von Mensch und Tier steht
das Frühwarnsystem PHENTHAUproc ab sofort bundesweit zur Verfügung.

Die kostenfreie, öffentlich zugängliche Web-Applikation liefert flächendeckend
Informationen zum Eichenaustrieb und zur EPS-Entwicklung und unterstützt
so das Monitoring für die Gefahrenabschätzung und die Planung von
regulierenden Gegenmaßnahmen.

Das von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
(FVA) sowie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gemeinsam
entwickelte und vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gehostete Online-
Frühwarnsystem „PHENTHAUproc – Phänologiemodellierung von Thaumetopoea
processionea“ berechnet modellhaft anhand temperaturbasierter Verfahren
tagesaktuell und mit einer Prognose bis sieben Tage im Voraus die
phänologische Entwicklung des Eichenprozessionsspinners (EPS) und seiner
Wirtsbaumart, der Stieleiche (Quercus robur L.). Die Grundlagen für diese
App wurden im Vorhaben ModEPSKlim geschaffen.

Das digitale Informationssystem dient der praktischen Anwendung sowohl im
Pflanzenschutz als auch im Gesundheitsschutz für Mensch und Tier. Es
besteht aus mehreren Phänologiemodellen für die verschiedenen
Entwicklungsstadien des EPS und den Eichenaustrieb. Verfügbar ist eine
Gefährdungskarte für ganz Deutschland in einer räumlichen Auflösung von
1x1 km-Pixel mit tagesaktuellen Phänologiedaten und Prognosen anhand der
Mess- und Vorhersagedaten des DWD. Zusätzlich sind für jedes Pixel
Detailinformationen abrufbar.

Die Modellierung der Larven- und Puppenentwicklung dient im Jahresverlauf
zur Abschätzung von potenziellem Kahlfraß durch die Raupen und der
steigenden Gesundheitsgefährdung durch die Brennhaare (Setae) der Larven.
Neben Anleitungen zum fachgerechten Monitoring des
Eichenprozessionsspinners gibt das Online-Tool der Praxis in Abhängigkeit
von der phänologischen Entwicklung des EPS und des Wirtsbaums
Anhaltspunkte, wann zeitlich treffend präventive oder mechanische
Regulierungsmaßnahmen sinnvoll einsetzbar sind.

Das kostenfreie Tool richtet sich an die Praxis in der Forstwirtschaft und
Baumpflege, an Waldbesitzende, Behörden, Unternehmen,
Freizeiteinrichtungen sowie an die allgemeine Öffentlichkeit. Die Modelle
tragen zur Verbesserung des Risikomanagements im Umgang mit dem EPS bei
und sind grundsätzlich auch über Deutschland hinaus für das gesamte
Verbreitungsgebiet des EPS in Mitteleuropa anwendbar.

Die Entwicklung des Frühwarnsystems PHENTHAUproc bis zur Praxisreife
basiert maßgeblich auf Ergebnissen des 2020 abgeschlossenen
Forschungsvorhabens ModEPSKlim (Modellgestützte Gefährdungsabschätzung des
Eichenprozessionsspinners im Klimawandel). Aus dem Projekt war unter
anderem eine Demoversion des Online-Tools hervorgegangen.

Hintergrund:

Das Auftreten des Eichenprozessionsspinners in Mitteleuropa nimmt seit
Anfang der 1990er Jahre stark zu. Infolge der Klimaänderung gilt der EPS
im Wald sowie auf mit Eichen bewachsenen Grünflächen im ländlichen und
urbanen Raum als Dauerschädling mit wechselnder Populationsdichte.

Infolge von Massenvermehrungen des EPS mit wiederholtem Kahlfraß durch die
Raupen und anschließendem Befall der dadurch geschwächten Bäume mit
Schadorganismen wie Prachtkäfer oder Hallimasch besteht die Gefahr, dass
Eichen absterben.

Die Brennhaare der Larven des EPS bergen ernsthafte gesundheitliche
Gefahren für Mensch und Tier. Sie können heftige Haut- und
Atemwegsreizungen bis zum allergischen Schock verursachen.

Das Forschungsvorhaben ModEPSKlim wurde von 2016 bis 2020 aus dem
Waldklimafonds gemeinsam von den Bundesministerien für Ernährung und
Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und
Verbraucherschutz (BMUV) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.
V. (FNR) gefördert. Die Ergebnisse flossen in die Entwicklung des
Frühwarnsystems PHENTHAUproc ein. Der Waldklimafonds wurde 2024
eingestellt.

Ein Teil der Daten für die Modellierung wurde 2014 bis 2015 im Rahmen des
Projekts „Klimawandel und neue gesundheitliche Risiken: Aufklärung des
gesundheitlichen Gefährdungspotentials des Eichenprozessionsspinners:
Expositions- und Wirkungsabschätzung“ (Förderkennzeichen 371262203)
gewonnen; gefördert vom BMUV über das Umweltbundesamt (UBA).

Weitere Informationen:

Link zum Frühwarnsystem PHENTHAUproc:
https://www.dwd.de/eichenprozessionsspinner