Zum Hauptinhalt springen

Gutes Komplikationsmanagement nach Operationen - Warum die Failure-to- Rescue-Rate im Qualitätsbericht stehen sollte

Pin It

Patientinnen und Patienten sollten bei der Wahl ihres Krankenhauses nicht
nur auf die Erfahrung des Operateurs achten. Denn gerade bei komplexen und
risikoreichen Eingriffen kommt es neben dem erfolgreichen Eingriff auch
auf das Beherrschen der Komplikationen an, die danach auftreten können.


Diese Zahl gibt die sogenannte Failure to Rescue (FTR= Rettungsversagen) -
Rate wieder: Sie besagt, dass eine lebensbedrohliche Komplikation nicht
rechtzeitig erkannt oder nicht adäquat behandelt wurde und im
schlechtesten Fall zum Tod geführt hat.

Patientinnen und Patienten sollten bei der Wahl ihres Krankenhauses nicht
nur auf die Erfahrung des Operateurs achten. Denn gerade bei komplexen und
risikoreichen Eingriffen kommt es neben dem erfolgreichen Eingriff auch
auf das Beherrschen der Komplikationen an, die danach auftreten können.
Diese Zahl gibt die sogenannte Failure to Rescue (FTR= Rettungsversagen) -
Rate wieder: Sie besagt, dass eine lebensbedrohliche Komplikation nicht
rechtzeitig erkannt oder nicht adäquat behandelt wurde und im
schlechtesten Fall zum Tod geführt hat. Studien zeigen, dass in
spezialisierten Zentren mit hohen Fallzahlen die FTR-Rate niedriger und
damit die Überlebenswahrscheinlichkeit höher ist (1, 2, 3, 4, 5). Die
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) spricht sich deshalb im Vorfeld
ihres 142. Deutschen Chirurgie Kongresses (DCK 2025) unter dem Motto
„Sichere Chirurgie für alle“ vom 26. bis 28. März 2025 in München dafür
aus, dass Krankenhäuser zur Erhöhung der Transparenz die FTR auch in ihren
Qualitätsberichten ausweisen. Gleichzeitig unterstützt die
Fachgesellschaft weiterhin die Infrastrukturvorgaben (Zentrumsbildung) im
Rahmen der geplanten Krankenhausstrukturreform.

Unerwartete Blutungen, innere Wundheilungsstörungen, Infektionen,
Nierenversagen, Sepsis und Schock: Nicht alle Komplikationen lassen sich
vermeiden. Dies gilt vor allem bei komplexen chirurgischen Eingriffen:
„Das sind Operationen an der Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre oder Leber.
Auch Bauchaortenaneurysmen, Aortendissektionen, Polytraumata oder
Transplantationen gehören dazu“, nennt Professorin Dr. med. Christiane
Bruns, 1. Vize-Präsidentin der DGCH, als Beispiele. „Hier ist
entscheidend, wie schnell und effektiv darauf reagiert wird", sagt Bruns,
Direktorin der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und
Transplantationschirurgie an der Uniklinik Köln.
Sie betont: „Die Qualität eines Krankenhauses zeigt sich nicht nur im OP,
sondern auch im Komplikationsmanagement.  Das kann gerade bei Hochrisiko-
Eingriffen über Leben und Tod entscheiden.“ Eine gute Personalausstattung,
engmaschige Überwachung, rechtzeitige Intensivtherapie und
interdisziplinäre Zusammenarbeit, - von einer guten Fehlerkultur getragen
-, seien für eine niedrige FTR-Rate entscheidend.

Spezialisierte Zentren haben oft niedrigere FTR-Raten
Zahlreiche Studien belegen einen Zusammenhang von Leistungsmenge und
Behandlungsqualität. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen dabei auch,
dass etwa spezialisierte Krebszentren signifikant niedrigere FTR-Raten
haben (5). Doch trotz der Empfehlungen etwa des Nationalen Krebsplans
werden immer noch über 40 Prozent aller Krebspatienten in nicht
zertifizierten Krankenhäusern erstbehandelt.

Gutes Komplikationsmanagement ist ein wichtiger Qualitätsindikator
„Die FTR-Problematik ist ein wichtiger Grund für die Einführung und
Diskussion von Mindestmengen in der Chirurgie“, so Bruns. Mindestmengen
sollen dazu beitragen, die Versorgungsqualität zu verbessern und FTR-Raten
zu senken. „FTR ist messbar, beeinflussbar und damit ein zentraler
Ansatzpunkt zur weiteren Senkung der postoperativen Sterblichkeit. Dies
sollten wir zur weiteren Verbesserung der Ergebnisqualität nutzen“, sagt
Bruns.

Mehr Transparenz: Krankenhäuser sollten ihre FTR-Rate ausweisen
„Komplikationen lassen sich nie ganz vermeiden, aber das Ziel ist, dass
kein Patient mehr an einer behandelbaren Komplikation sterben muss“, sagt
Professor Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen, Generalsekretär der DGCH.
„Patientinnen und Patienten sollte es daher möglich werden, ihre
Krankenhauswahl auch an der FTR zu orientieren.“ „Von den Krankenhäusern
ist zu fordern, dass sie ihre FTR bei ihren Leistungen ausweisen. Dies ist
momentan noch nicht der Fall“, so Schmitz-Rixen.

In der Zwischenzeit könne man sich aber schon über Qualitätsurteile von
bestehenden Plattformen, etwa dem bundesweiten Klinikatlas, sowie über
Teilaspekte und alternative Qualitätsindikatoren informieren. Dazu gehören
Komplikations- und Sterberaten und Personalausstattung. Und er rät: Bei
komplexen Eingriffen lohne es sich, ein spezialisiertes Zentrum
aufzusuchen - auch wenn der Weg dorthin weiter sei.

_______

Der teilhybride 142. Deutschen Chirurgie Kongress (DCK 2025) findet vom
26. bis 28. März 2025 in München statt. Zuvor gibt es vom 18. bis 20. März
2025 das digitale Format DCK.digital mit Nachmittagssitzungen von 14 bis
19:30 Uhr. Mehr zum DCK: www.dck2025.de
_______

Quellen:

(1)     Diers J, Baum P, Wagner JC, Matthes H, Pietryga S, Baumann N,
Uttinger K, Germer CT, Wiegering A. Hospital volume following major
surgery for gastric cancer determines in-hospital mortality rate and
failure to rescue: a nation-wide study based on German billing data
(2009-2017). Gastric Cancer. 2021 Jul;24(4):959-969. doi:
10.1007/s10120-021-01167-8. Epub 2021 Feb 12. PMID: 33576929.

(2)     Hendricks A, Diers J, Baum P, Weibel S, Kastner C, Müller S, Lock
JF, Köhler F, Meybohm P, Kranke P, Germer CT, Wiegering A. Systematic
review and meta-analysis on volume-outcome relationship of abdominal
surgical procedures in Germany. Int J Surg. 2021 Feb;86:24-31. doi:
10.1016/j.ijsu.2020.12.010. Epub 2021 Jan 9. PMID: 33429078.

(3)     Vawter K, Kuhn S, Pitt H, Wells A, Jensen HK, Mavros MN.
Complications and failure-to-rescue after pancreatectomy and hospital
participation in the targeted American College of Surgeons National
Surgical Quality Improvement Program registry. Surgery. 2023
Nov;174(5):1235-1240. doi: 10.1016/j.surg.2023.07.023. Epub 2023 Aug 22.
PMID: 37612210; PMCID: PMC10592020

(4)     Di, Jie BMa; Lu, Xiao-Shi BMa; Sun, Min MD, PhDd; Zhao, Zhe-Ming
MDc; Zhang, Chun-Dong MD, PhDc,b. Hospital volume-mortality association
after esophagectomy for cancer: a systematic review and meta-analysis.
International Journal of Surgery 110(5):p 3021-3029, May 2024. | DOI:
10.1097/JS9.0000000000001185

(5)     Levenson G, Coutrot M, Voron T, Gronnier C, Cattan P, Hobeika C,
D'Journo XB, Bergeat D, Glehen O, Mathonnet M, Piessen G, Goéré D. Root
cause analysis of mortality after esophagectomy for cancer: a multicenter
cohort study from the FREGAT database. Surgery. 2024 Jul;176(1):82-92.
doi: 10.1016/j.surg.2024.03.012. Epub 2024 Apr 18. PMID: 38641545.

(6)     Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 647-54; DOI:
10.3238/arztebl.m2023.0169