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Fasten und Rheuma: DGRh-Kommission nimmt Stellung zum therapeutischen Potenzial

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Fasten gilt seit Jahrhunderten als gesundheitsförderlich. Für Erkrankungen
des rheumatischen Formenkreises liegen nur wenige Studien vor, die Effekte
des Fastens auf die Aktivität der Entzündung erfasst haben.

Eine
Untersuchung aus den 1990er Jahren spricht dafür, dass eine Fastenperiode
bei rheumatoider Arthritis (RA) Symptome dieser Erkrankung lindern könnte.
Positive Effekte werden auch für Betroffene von Bluthochdruck und Diabetes
Typ 2 berichtet. Die Kommission für Komplementäre Heilverfahren und
Ernährung der DGRh hat die vorliegende Evidenz zum Fasten gesichtet: Bei
ausgewählten Patient:innen kann diese Methode sinnvoll in ein
rheumatologisches Therapiekonzept integriert werden.

Heilfasten kann auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. Allen
Verfahren gemeinsam ist der Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel
für eine begrenzte Zeit. Dabei wird dem Körper nur eine geringe Menge an
Energie zugeführt, beispielsweise durch Brühe oder Säfte.
Tierexperimentelle Daten sprechen für positive Effekte des Fastens auf
Stoffwechsel und Immunsystem.

Rheumatologische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis (RA) gehen mit
chronischen Entzündungen von Gelenken aber auch inneren Organen einher.
Vor mehr als 30 Jahren zeigte eine Studie an Patient:innen mit stabil
eingestellter RA, dass nach einer Fastenperiode die Zahl schmerzhafter und
geschwollener Gelenke zurückging. Die Studie weist nach heutigen
Qualitätskriterien einige Schwächen auf. Allerdings sind bei Patient:innen
mit Bluthochdruck und Diabetes mellitus Typ 2 positive Effekte auf
Blutdruck und Stoffwechsel durch das Fasten nachgewiesen worden, und ein
relativ hoher Anteil von RA-Patienten weist diese Begleiterkrankungen auf.

„Fasten in einem begrenzten Zeitraum von 5 bis 10 Tagen kann, insbesondere
bei RA-Patienten mit Übergewicht und metabolischem Syndrom, eine
ergänzende Maßnahme zur konventionellen Rheumatherapie sein. Voraussetzung
ist, dass derartige Interventionen von Ärztinnen und Ärzten begleitet
werden, die Erfahrungen auf dem Gebiet rheumatischer Erkrankungen und der
Ernährungsmedizin haben“, erklärt Professor Dr. med. Gernot Keyßer,
Sprecher der DGRh-Kommission für Komplementäre Heilverfahren und Ernährung
und Leiter des Arbeitsbereichs Rheumatologie an der Universitätsmedizin
Halle.

Langfristige Ernährungsumstellung kann Ergebnisse des Fastens unterstützen
Besonders interessant ist das Fasten in Kombination mit einer
nachfolgenden Ernährungsumstellung auf eine mediterrane Kost oder eine
andere Kostform mit überwiegend pflanzlicher Nahrung. Die mediterrane
Ernährungsform ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil ungesättigter
Fettsäuren, Ballaststoffen und Antioxidantien aus Gemüse, Obst, Nüssen und
Olivenöl. Nahrungsmittel, die Entzündungen fördern, wie rotes Fleisch,
gesättigte Fette (zum Beispiel Butter, Schmalz) und Zucker, werden dafür
stark reduziert. Eine vegane oder glutenfreie Ernährung wird jedoch nicht
empfohlen. „Ein richtig durchgeführtes Heilfasten, gefolgt von einer
pflanzenbasierten Ernährung, kann bei ausgewählten Patientinnen und
Patienten den Krankheitsverlauf einer RA positiv beeinflussen, wenn diese
Maßnahmen in ein sinnvolles medikamentöses Therapiekonzept eingebettet
werden“, betont auch Keyßer.

Was Patient:innen beachten sollten
Egal ob Fasten oder nur der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel: Fasten
ist nicht für alle geeignet. „Personen mit starkem Untergewicht,
Essstörungen oder bestimmten Vorerkrankun-gen wie Gicht sollten auf Fasten
verzichten. Auch die Anpassung bestehender Medikamente muss beim Fasten
berücksichtigt werden. Patientinnen und Patienten mit rheumatologischen
Erkrankungen sollten vorab immer den ärztlichen Rat einholen“, so Keyßer.
„Die richtige Vorbereitung und ärztliche Begleitung sind entscheidend, um
Risiken zu vermeiden und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.“

DGRh-Kommission sieht Fasten als ergänzenden Therapieansatz
Die DGRh-Kommission für Komplementäre Heilverfahren und Ernährung sieht im
ärztlich begleiteten Fasten eine Ergänzung zur medikamentösen
Rheumatherapie. „Fasten und eine langfristige Ernährungsumstellung können
bei ausgewählten Patienten unterstützende Bau-steine einer Komplextherapie
darstellen“, betont auch DGRh-Vorstand Professor Dr. med. Ulf Wagner,
Leipzig. „Allerdings sind für eine Bewertung der langfristigen
Auswirkungen des Fas-tens – insbesondere bei wiederholter Anwendung –
weitere wissenschaftliche Studien nötig.“

Checkliste: Was Rheuma-Patient:innen beim Fasten beachten sollten
- Ärztliche Begleitung: Fasten sollte nur unter medizinischer Aufsicht
erfolgen. Unter Umständen gibt es Faktoren wie bestimmte Medikamente oder
Vorerkrankungen, die gegen ein Fasten sprechen.
- Fasten eignet sich nicht für Personen mit starkem Untergewicht,
Essstörungen oder einer Gicht.
- Ernährungsumstellung: Nach dem Fasten empfiehlt es sich, auf eine
entzündungs-hemmende Ernährung wie die mediterrane Küche umzusteigen.
- Verzicht auf entzündungsfördernde Lebensmittel wie rotes Fleisch,
gesättigte Fette und Zucker kann langfristig positive Auswirkungen haben.

Bei Abdruck Beleg erbeten.

Originalpublikation:
Bäcklund, R. T., Drake, I., Bergström, U., Compagno, M., Sonestedt, E., &
Turesson, C. (2023). Diet and the risk of rheumatoid arthritis: A
systematic literature review. Seminars in Arthritis and Rheumatism, 58,
152118. https://doi.org/10.1016/j.semarthrit.2022.152118

Michalsen, A. Ernährung und Fasten. Z Rheumatol 83, 697–705 (2024).
https://doi.org/10.1007/s00393-024-01557-0