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Blutgerinnsel verhindern – Medikamenten-Leitfaden für Herzpatienten

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Besser geschützt vor Herzinfarkt und Schlaganfall: Moderne Therapien
erlauben eine maßgeschneiderte „Blutverdünnung“.

Die Herzstiftung
erleichtert Herzpatienten die Übersicht mit verschiedenen Info-Angeboten.

Mehr als eine Million, meist ältere Menschen in Deutschland nehmen
Medikamente, die Blutgerinnsel verhindern oder auflösen sollen. Je nach
Art der Herzerkrankung stehen unterschiedliche Medikamente zum Schutz vor
Blutgerinnseln und der damit verbundenen Gefahr von Infarkten und
Thrombosen beziehungsweise Embolien zur Verfügung. Patienten mit der
häufigsten anhaltenden Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern sind auf solche
Medikamente zur Gerinnungshemmung angewiesen, ebenso Patienten mit
koronarer Herzkrankheit (KHK) und einem Stent sowie Patienten mit einer
künstlichen Aortenklappe.
Acetylsalicylsäure, kurz ASS oder Aspirin genannt, ist hierunter der
älteste und bekannteste Wirkstoff. Auch das umgangssprachlich oft als
„Blutverdünner“ bezeichnete Marcumar® (Wirkstoff Phenprocoumon) gibt es
seit Jahrzehnten. Doch sind in den letzten Jahren viele weitere moderne
Substanzen auf den Markt gekommen, etwa die neuen direkten oralen
Antikoagulanzien (DOAK). Manche wirken über andere Mechanismen oder
stärker als die herkömmlichen, andere sind einfacher zu dosieren. „Eine
konsequente Einnahme der Medikamente zur Gerinnungshemmung wie vom
behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin verordnet, ist besonders
wichtig, um Risiken durch Herzinfarkte und Schlaganfälle vorzubeugen“,
betont der Kardiologe Prof. Dr. Ulf Landmesser, Mitglied im
Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Direktor der
Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Benjamin
Franklin, Deutsches Herzzentrum der Charité (DHZC).

Hoher Informationsbedarf zur Gerinnungshemmung bei Betroffenen
Sehr hoch ist der Informationsbedarf für die Patienten bezüglich der
Gerinnungshemmung. Die Deutsche Herzstiftung bietet deshalb mit
verschiedenen Info-Angeboten einen Überblick über die in der Fachsprache
als „anti-thrombotische Therapien“ bezeichneten Ansätze unter
<https://herzstiftung.de/blutverduenner-wie-wirken-sie>
In einem Übersichtsartikel in der aktuellen Ausgabe der Herzstiftungs-
Zeitschrift HERZ heute 4/2024 unter dem Titel „Blutverdünner – wozu?“
erläutern Prof. Landmesser und seine Kollegin Prof. Dr. Ursula Rauch-
Kröhnert, Oberärztin an der Klinik für Kardiologie am DHZC, die
Möglichkeiten der Gerinnungshemmung. Ein Probeexemplar kann kostenfrei bei
der Herzstiftung unter Tel. 069 955128-400 angefordert werden.

Für jede Patientin, jeden Patienten gibt es eine maßgeschneiderte Therapie
In klinische Studien wurden in den vergangenen Jahren bei verschiedenen
Patientengruppen die unterschiedlichen alten und neuen gerinnungshemmenden
Therapien gegeneinander oder auch in Kombination getestet. Der Vorteil,
der sich daraus ergeben hat: Es gibt heute quasi für jede Patientin und
jeden Patienten eine für ihre/seine Situation maßgeschneiderte
gerinnungshemmende Behandlung. Der Nachteil: Die Fülle der Wirkstoffe und
die sehr differenzierten Anwendungsbereiche machen es für Patienten und
Angehörige oft schwierig, die ärztliche Entscheidung für eine bestimmte
Wirkstoffauswahl nachzuvollziehen.
Prof. Landmesser verweist in HERZ heute vor allem darauf, wie wichtig die
„Personalisierung“ der antithrombotischen Behandlung ist: Wie hoch ist das
individuelle Risiko für einen Gefäßverschluss, der im schlimmsten Fall
einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine Lungenembolie verursacht?
Und wie stark wiegt dagegen die erhöhte Gefahr einer nur schwer zu
stillenden Blutung durch den Gerinnungshemmer? Beides gilt es abzuwägen.

Ob Vorhofflimmern, Stent bei KHK oder neue Aortenklappe – viele
profitieren von einer maßgeschneiderten Blutverdünnung
Klar ist: Menschen, die von einer blutverdünnenden Behandlung profitieren,
gibt es viele – vor allem im höheren Alter. Das sind z.B. solche mit
Vorhofflimmern oder Herzpatienten, die mittels Katheter eine neue
Aortenklappe erhalten haben (TAVI). Bei ihnen besteht die Gefahr, dass
sich Blutgerinnsel im Herzen bilden, ins Gehirn gelangen und dort einen
Schlaganfall auslösen. Zusätzliche Erkrankungen, etwa eine
Herzmuskelschwäche, Bluthochdruck oder Diabetes, erhöhen dieses Risiko
weiter. Auch Menschen mit verengten Herzkranzgefäßen (KHK) oder Patienten,
die wegen eines Herzinfarktes einen Stent erhalten haben, profitieren von
einer anti-thrombotischen Therapie – vor allem in der Phase direkt nach
dem Eingriff. Denn so kann einem (erneuten) Infarkt wirksam vorgebeugt
werden.

Praktische Aspekte für den Alltag – Abstimmung mit behandelndem Arzt ist
wichtig!
In Studien haben sich bei all diesen Anwendungsgebieten verschiedene
Medikamente beziehungsweise Kombinationen als wirksam erwiesen (siehe
Info-Kasten und Artikel unter <https://herzstiftung.de/blutverduenner-wie-
wirken-sie
>). Für Patentinnen und Patienten ist es dabei wichtig zu
wissen, dass ihr Arzt oder ihre Ärztin in der Praxis stets anhand der
individuellen Situation (Vorerkrankungen, Risikofaktoren, Art des
Eingriffs etc.) das persönliche Risiko ermitteln und daraus entsprechend
den Leitlinien die jeweils maßgeschneiderte Therapie ableiten kann.
Aber nicht nur deshalb ist die Abstimmung mit der behandelnden
Kardiologie- oder Hausarzt-Praxis so bedeutsam: Wer unter einer
Gerinnungshemmung steht, muss im Alltag zudem einige praktische Aspekte
beachten. Darauf wird in dem Herzstiftungs-Sonderdruck „Gerinnungshemmer –
Was bei der Einnahme wichtig ist“ hingewiesen, ebenfalls unter
<https://herzstiftung.de/bestellung> erhältlich. Zum Beispiel können
Nahrungsmittel (Grapefruit-Saft), frei verkäufliche Arzneien
(Johanniskraut) oder Nahrungsergänzungsmittel bei einer Behandlung mit
Vitamin-K-Antagonisten deren Gerinnungshemmung beeinflussen. Stehen
ärztliche Eingriffe oder Untersuchungen, etwa zahnärztliche Maßnahmen,
Operationen am Auge, Biopsien etc. an, müssen das Risiko für eine
Gerinnselbildung und die Blutungsgefahr während des Eingriffs unter
Umständen neu abgewogen werden.
„Insgesamt aber“, so betont der Herzstiftungs-Experte Prof. Landmesser,
„bieten die heute verfügbaren anti-thrombotischen und gerinnungshemmenden
Medikamente sehr effektive Möglichkeiten, um gefährdete Patienten vor den
katastrophalen Folgen eines Schlaganfalls, eines Herzinfarktes oder einer
Lungenembolie zu schützen.“ Wichtig sei zudem, dass durch den Arzt
sorgfältig das Risiko für Thrombosen gegen das erhöhte Risiko für schwere
Blutungen entsprechend den Leitlinien abgewogen werde und dass die
Patienten konsequent und korrekt ihre Medikamente einnehmen.
(sb/wi)

Zusatzinformationen

Warum der Begriff „Blutverdünnung“ eigentlich irreführend ist
Um die Blutgerinnung zu beeinflussen, gibt es zwei hauptsächliche
Mechanismen; das Blut wirklich „dünner“ macht keiner von ihnen. So wirken
die entsprechenden Medikamente:
•       Plättchenhemmer oder Thrombozyten-Aggregationshemmer (TAH) wirken,
indem sie das Zusammenklumpen der Blutplättchen (Thrombozyten) verhindern.
Beispiele sind Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel, Prasugrel und
Ticagrelor. Diese Medikamente werden z.B. nach einem Herzinfarkt und
Stentimplantationen meist in Kombination eingesetzt.
•       (echte) Gerinnungshemmer (Fachbegriff Antikoagulanzien) greifen an
unterschiedlichen Stellen in die Gerinnungskaskade ein. Dazu gehören
Vitamin-K-Antagonisten (VKA) wie Marcumar® und Warfarin, aber auch die
neuen direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK/NOAK) wie Dabigatran,
Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban.
Vorteil der DOAK ist, dass sie in fixer Dosis genommen werden und kein
regelmäßiges Überprüfen der gerinnungshemmenden Wirkung mit Dosisanpassung
mehr erforderlich ist wie bei den VKA. Antikoagulanzien werden z.B. bei
Menschen mit Vorhofflimmern eingesetzt, um das Schlaganfallrisiko zu
senken. Zu den Antikoagulanzien gehört auch Heparin, das gespritzt werden
muss und z.B. beim akuten Herzinfarkt verwendet wird.

Thrombose oder Embolie?
Ob medizinisch von einer Thrombose oder Embolie gesprochen wird, hängt in
der Regel davon ab, wo ein Blutgerinnsel stecken bleibt. Bleibt es mehr
oder minder an der Stelle, wo es entstanden ist, gilt es als Thrombose.
Oft wird ein Gerinnsel aber zunächst mit dem Blut weitergespült, bis es in
einem kleinen oder verengten Gefäß stecken bleibt. Dann spricht man von
einer Embolie. Medikamente, die die Gerinnselbildung verhindern, haben
einen sogenannten thromboembolischen Effekt.

Service für Patientinnen und Patienten

Probeexemplar HERZ heute mit Artikel zur Gerinnungshemmung
Den Experten-Beitrag „Blutverdünner – wozu? Was Sie über
Blutgerinnungshemmer wissen sollten – ein kleiner Medikamentenleitfaden
für Herzpatienten“ in der aktuellen Ausgabe HERZ heute 4/2024 kann als
Probeexemplar kann kostenfrei bei der Herzstiftung unter Tel. 069
955128-400 angefordert werden.

Sonderdruck zur Gerinnungshemmung
Der Sonderdruck „Gerinnungshemmer – Was bei der Einnahme wichtig ist“ kann
kostenfrei unter Tel. 069 955128-400 oder unter
www.herzstiftung.de/bestellung angefordert werden.

Über Medikamente zur Blutverdünnung informiert der Experten-Beitrag unter
<https://herzstiftung.de/blutverduenner-wie-wirken-sie>