In Deutschland werden jährlich etwa 8.000 bösartige Hirntumoren diagnostiziert. Für die betroffenen Patientinnen und Patienten ist eine vollständige und zugleich sichere Tumorentfernung entscheidend, um die Heilungschancen zu erhöhen und Rezidive zu verme
In Deutschland werden jährlich etwa 8.000 bösartige Hirntumoren
diagnostiziert. Für die betroffenen Patientinnen und Patienten ist eine
vollständige und zugleich sichere Tumorentfernung entscheidend, um die
Heilungschancen zu erhöhen und Rezidive zu vermeiden.
Der intraoperative
Ultraschall (IOUS) bietet in der Neurochirurgie eine innovative Lösung: Er
ermöglicht während der Operation eine präzise Gewebedifferenzierung in
Echtzeit und stellt somit eine flexible und kosteneffiziente Alternative
zur intraoperativen Magnetresonanztomografie (ioMRT) dar, die derzeit als
Standard gilt.
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) hebt
die Vorteile des IOUS hervor und lädt am kommenden Mittwoch, 27. November
2024, zu einer Online-Pressekonferenz ein, um diese Methode und ihre
Potenziale vorzustellen. Medienschaffende können sich ab sofort hier
(https://register.gotowebinar.
Pressekonferenz anmelden.
Hier geht es zur Online-Version der Pressemeldung:
https://www.degum.de/presse/pr
betont-vorteile-von-ultraschal
Die Operation von Hirntumoren ist eine besonders anspruchsvolle Aufgabe,
da die Abgrenzung von Tumor- und gesundem Hirngewebe oft nur schwer
erkennbar ist. Mit Hilfe von multimodaler präoperativer Bilddaten wie MRT,
funktioneller Bildgebung, Faserbahndarstellung und Stoffwechselbildgebung
erstellen Chirurginnen und Chirurgen im Vorfeld der Operation einen
detaillierten Plan, der den Tumor sowie angrenzende Strukturen zeigt.
Diese Navigationssysteme verlieren jedoch während des Eingriffs zunehmend
an Genauigkeit, da das Gehirn durch Flüssigkeitsverlust, Tumorentfernung
oder Lagerungsveränderungen seine Position verschiebt – ein Phänomen, das
als „Brainshift“ bezeichnet wird. „Abweichungen von mehreren Zentimetern
während der Operation sind keine Seltenheit. Das macht präoperative
Bilddaten ungenau und erschwert eine exakte Tumorentfernung“, erklärt
Privatdozentin Dr. med. Maria Teresa Pedro, Oberärztin an der Klinik für
Neurochirurgie, Bezirkskliniken Schwaben in Ulm.
IOUS: Echtzeitbilder statt teurer MRT-Bildgebung
Die intraoperative Magnetresonanztomografie (ioMRT) bietet zwar präzise
Bilddaten, ist jedoch mit erheblichen Nachteilen verbunden. Die Geräte
sind teuer in der Anschaffung und erfordern spezialisierte Operationssäle.
Hinzu kommt ein erheblicher Zeitaufwand, da die Bildakquise während des
Eingriffs Unterbrechungen erfordert, die die Operationsdauer verlängern.
Für viele Kliniken ist eine MRT daher keine praktikable Option. „Der
intraoperative Ultraschall hingegen ermöglicht uns, jederzeit neue
Echtzeitbilder zu generieren, die den aktuellen Operationssitus abbilden.
Das ist entscheidend, um auf Veränderungen wie den Brainshift reagieren zu
können“, erklärt Pedro. „Darüber hinaus ist der Ultraschall flexibel
einsetzbar, spart Zeit und Kosten und ist dabei strahlungsfrei.“
IOUS als unverzichtbares Werkzeug
Auch Privatdozent Dr. med. Christian Tesch, stellvertretender Leiter der
DEGUM-Sektion Chirurgie, unterstreicht die Bedeutung des IOUS. „Der
Ultraschall bietet Chirurgen die Möglichkeit, Tumorgewebe und gesundes
Gewebe präzise zu unterscheiden – und das in Echtzeit. Durch die stetige
Weiterentwicklung der Ultraschalltechnologie, insbesondere in der 3D-
Bildgebung, hat sich der IOUS zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der
Neurochirurgie entwickelt“, so Tesch. „Die Methode ist nicht nur sicher
und effizient, sondern bietet auch erhebliche Vorteile gegenüber der MRT,
insbesondere in Bezug auf Kosten und Verfügbarkeit.“
DEGUM setzt auf Ausbildung und Weiterentwicklung
Um den IOUS flächendeckend verfügbar zu machen, setzt sich die DEGUM für
standardisierte Ausbildungsprogramme ein. „Eine fundierte Schulung ist
essenziell, damit die Methode ihr volles Potenzial entfalten kann“, betont
Tesch. Die DEGUM hat umfassende Weiterbildungskonzepte entwickelt und
arbeitet daran, den IOUS in die medizinischen Leitlinien zu integrieren.
Zudem sieht die DEGUM in der Künstlichen Intelligenz (KI) großes
Potenzial. „Automatisierte Bildanalysen und die präzise Erkennung
krankhafter Gewebestrukturen werden die Arbeit der Chirurgen unterstützen
und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten weiter erhöhen“, erklärt
Tesch abschließend.
Literatur
Coburger J, König R. Intraoperative Findings in Brain Tumor Surgery
(Kapitel 5, S. 41-57) in Intraoperative Ultrasound (IOUS) in Neurosurgery,
Hrgb. Prada F, Solbiati L, Martegani A, DiMeco F, Springer Verlag, 2016
Aleo D, Elshaer Z, Pfnür A, Schuler PJ, Fontanella MM, Wirtz CR, Pala A,
Coburger J. Evaluation of a Navigated 3D Ultrasound Integration for Brain
Tumor Surgery: First Results of an Ongoing Prospective Study. Curr Oncol.
2022 Sep 15;29(9):6594-6609. doi: 10.3390/curroncol29090518. PMID:
36135087; PMCID: PMC9498154.
Dixon L, Lim A, Grech-Sollars M, Nandi D, Camp S. Intraoperative
ultrasound in brain tumor surgery: A review and implementation guide.
Neurosurg Rev. 2022 Aug;45(4):2503-2515. doi: 10.1007/s10143-022-01778-4.
Epub 2022 Mar 30. PMID: 35353266; PMCID: PMC9349149.
++++ Bei Abdruck Beleg erbeten. ++++++
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Terminhinweis:
Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der
Medizin e.V. (DEGUM)
Termin: Mittwoch, 27. November 2024, 11.00 bis 12.00 Uhr
Link zur Anmeldung:
https://attendee.gotowebinar.c
Nie mehr blind operieren: Chancen und Herausforderungen des
intraoperativen Ultraschalls (IOUS)
Vorläufige Themen und Referenten:
Intraoperativer Ultraschall kurz erklärt: wissenschaftliche Evidenz und
präzise Echtzeit-Bilder im OP
Privatdozent Dr. med. Christian Tesch, niedergelassener Chirurg in
Hamburg, stellv. Leiter DEGUM-Sektion Chirurgie und Koordinator der AG
IOUS
Effizient, strahlungsfrei und flexibel: Ist der intraoperative Ultraschall
bei Hirntumoren der intraoperativen MRT überlegen?
Privatdozentin Dr. med. Maria Teresa Pedro, Oberärztin Klinik für
Neurochirurgie Bezirkskliniken Schwaben Ulm
Mehr Sicherheit bei Brustkrebs-Operationen: IOUS verbessert
Tumorentfernung und senkt das Risiko von Zweitoperationen
Prof. Dr. med. Markus Hahn, Leiter Experimentelle Senologie, Frauenklinik
im Universitätsklinikum Tübingen, Vize-Präsident der DEGUM
Eine starke Kombination: Intraoperative Sonografie mit Ultraschall-
Kontrastmittel ermöglicht präzise Leberkrebsentfernung und Detektion
unerkannter Tumorherde
Dr. med. Christian Hillert, Leitender Oberarzt Klinik für Allgemein-,
Viszeral- und Thoraxchirurgie Krankenhaus Reinbek
Die Zukunft des intraoperativen Ultraschalls: Rolle der DEGUM und Einfluss
von künstlicher Intelligenz
Privatdozent Dr. med. Lukas Liesenfeld, Oberarzt Klinik für Allgemein-,
Viszeral- und Transplantationschirurgie Universitätsklinikum Heidelberg,
Leiter DEGUM-Sektion Chirurgie
Moderation: Pressestelle der DEGUM