Neuartige App trackt Erkrankungen auf Reisen
Bei jeder dritten Reise wird jemand krank. Am häufigsten sind Magen-Darm-
Beschwerden und Atemwegs-Symptome. Dies zeigt eine Studie, die eine an der
Universität Zürich entwickelte Reise-App auswertet. In Zukunft soll die
App auch dabei helfen, Ausbrüche von ansteckenden Krankheiten früh
aufzuspüren.
Wer auf Reisen geht, sammelt unvergessliche Erlebnisse. Aber nicht nur
das: Oft lesen Weltenbummlerinnen und Weltenbummler unterwegs auch
gesundheitliche Probleme auf. Und das erstaunlich oft. Diese Erkenntnis
lieferten Daten einer Reise-App, die Forschende der UZH in Zusammenarbeit
mit der WHO entwickelt haben. Die App ist nicht nur für Reisende
hilfreich, sie kann auch dazu beitragen, das Auftauchen und die
Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Dengue-Fieber oder neuen Grippe-
Viren zu tracken.
«Reisende spiegeln sehr gut wider, was weltweit passiert», sagt die
Epidemiologin und Studienleiterin Patricia Schlagenhauf vom UZH Institut
für Biostatistik, Epidemiologie und Prävention. «Sie sind auch oft daran
beteiligt, Krankheiten in neue Regionen der Welt einzuschleppen.» Als
Beispiel nennt sie den aktuellen Fall von Mpox in Schweden, mitgebracht
von einem Reiserückkehrer aus Afrika.
Ausbreitung von Infektionen verfolgen
In der ITIT (Illness Tracking in Travellers) App beantworten Menschen auf
Reisen täglich einige Fragen zu ihrer Gesundheit. Die App zeichnet zudem
Informationen wie den Standort, Wetterdaten und Luftqualität auf. Das
Forschungsteam hat nun die Daten analysiert, die mit Hilfe der App
zwischen April 2022 und Juli 2023 gesammelt wurden. Die Analyse umfasste
insgesamt 470 Reisen von 609 Personen durch alle Kontinente. Überraschend
häufig kam es unterwegs zu Erkrankungen: Bei über einem Drittel der Reisen
gab es gesundheitliche Probleme.
Problemzone Nummer 1: Magen und Darm
Ganz oben auf der Hitliste: Magen-Darm-Beschwerden mit 19 Prozent der
Krankheitsfälle. Als Hotspot hat sich dafür Asien herauskristallisiert.
Bei Trips nach Afrika war dies hingegen weniger oft ein Problem. Zudem
berichteten deutlich mehr Frauen über Durchfallerkrankungen als Männer.
Warum das so ist, kann das Forschungsteam mit den vorliegenden Daten nicht
beantworten – möglicherweise sind Frauen anfälliger dafür oder sie sind
gewissenhafter bei der Eingabe der Informationen in die App.
Mit Atemwegserkrankungen wie Erkältungen (17 Prozent der Fälle) hatten die
Reisenden hingegen am häufigsten in Europa zu kämpfen. «Man sollte nicht
vergessen, auch bei Reisen in vermeintlich harmlose Länder wie Frankreich
oder Griechenland die Reiseapotheke einzupacken», so Schlagenhauf. Sie
rät, auf jeden Fall etwas gegen Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen und
Fieber mitzunehmen. Denn – auch dies zeigt die Auswertung – diese
Beschwerden schränken Menschen auf Reisen am meisten ein.
Reisen gesünder und sicherer machen
Das Team möchte nun noch mehr Menschen für die Nutzung der App
rekrutieren. Denn mit einem grösseren Datensatz wäre eine automatisierte
Auswertung durch Künstliche Intelligenz möglich − die beispielsweise bei
einem Ausbruch von Dengue oder Mpox frühzeitig Alarm schlagen würde.
«Dieser Bottom-up-Ansatz funktioniert praktisch in Echtzeit und ist damit
viel schneller als Top-Down-Meldesysteme», so Schlagenhauf. Selbst bei
einer gut organisierten Behörde wie dem BAG dauere es oft Monate bis
Fallzahlen vorliegen. «Mobile Technologien können die Art und Weise, wie
wir Krankheiten von Reisenden überwachen, revolutionieren. Dies führt
letztlich zu sichereren und gesünderen Reisen.»
KASTEN
Das Forschungsteam sucht weltweit noch mehr Menschen, die bei diesem
Projekt mitmachen wollen. Die ITIT App (Illness Tracking in Travellers)
ist gratis in den App Stores in 14 verschiedenen Sprachen verfügbar. Das
in der App erstellte persönliche Gesundheits-Tagebuch mit genauen
Ortsangaben kann helfen, aus dem Ausland mitgeschleppte Erkrankungen
besser zu diagnostizieren und zu behandeln. Als weiteren Bonus bietet die
App reiserelevante Informationen wie Impfempfehlungen sowie
Benachrichtigungen der «WHO Outbreak News» über aktuelle
Krankheitsausbrüche.