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Rehabilitation schenkt Lebensjahre

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Collage: Ulrike Eberius/DHS
Collage: Ulrike Eberius/DHS

Bei Herzkranken senkt Rehabilitation langfristig das Herzinfarkt-
Sterblichkeitsrisiko. Psychokardiologie immer bedeutender in Reha-Kliniken
Rund 75.000 Menschen mit einer Herzkrankheit gehen nach der Akutbehandlung
in eine Rehabilitation. Sie machen gut sieben Prozent aller medizinischen
Rehabilitationen bundesweit aus. Dabei fällt auf, dass ca. 57.400 Männer
und ca. 17.600 Frauen eine kardiologische Rehabilitation vornehmen. Drei
Viertel aller Reha-Patienten sind männlich, weil die koronare
Herzkrankheit (KHK) deutlich mehr Männer als Frauen betrifft. Diese Zahlen
gehen aus dem aktuellen Deutschen Herzbericht 2016 hervor, der größten
Versorgungsanalyse zur Herzmedizin in Deutschland, kostenfrei unter
http://www.herzstiftung.de/herzbericht anzufordern.
„Die Rehabilitation senkt langfristig das Risiko an einem Herzinfarkt zu
sterben“, betont der Kardiologe Prof. Dr. med. Axel Schlitt, Mitautor des
Kapitels zur kardiologischen Reha im aktuellen Herzbericht und Chefarzt in
der Paracelsus-Harz-Klinik Bad Suderode. So leiden etwa 80 Prozent der
Reha-Patienten an der KHK, der häufigsten und lebensbedrohlichen
Erkrankung des Herzens. Viele von ihnen kommen nach einem akuten
Herzinfarkt in die Reha-Klinik, gefolgt von Patienten nach einer Herz-
Bypass- oder Herzklappenoperation, mit Herzschwäche, Bluthochdruck und
anderen Herzerkrankungen.

Risiken im Fokus: Dauerhaft gesunder Lebensstil
Im Vordergrund der kardiologischen Reha steht die Behandlung der
Risikokrankheiten für Herzinfarkt und Schlaganfall wie
Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin), Fettleibigkeit,
Bluthochdruck und Diabetes. Die Rehabilitation von Herzkranken ist nur
dann nachhaltig, wenn die Betroffenen dauerhaft einen gesunden Lebensstil
beibehalten. Nicht rauchen, sich ausreichend bewegen und gesund ernähren
sind wesentliche Eckpunkte. „Die Reha wirkt mindestens ein Jahr nach“,
sagt Prof. Schlitt, „danach verwaschen die positiven Effekte, weil die
Patienten häufig in ihren alten Trott zurückfallen.“ Zahlreiche
Nachsorgeprogramme wie Herz- und Rehabilitationssportgruppen sowie
zeitlich begrenzte und kardiologisch orientierte Reha-Programme wie IRENA
und KARENA der Deutschen Rentenversicherung dienen dazu, die Patienten
nach der Reha weiter zu motivieren. Doch sie werden zu wenig genutzt.
„Über die Angebote sollte“, so Prof. Schlitt, „viel häufiger informiert
und geworben werden. Damit die Rehabilitation noch mehr Lebensjahre
schenkt.“

Immer wichtiger: Herz und Psyche, Familie und Beruf
Da die KHK mit Depressionen und Angststörungen einhergehen kann, nimmt die
psychologische Betreuung einen bedeutenden Platz in der Rehabilitation
ein. „Das ist ein enorm wichtiger Aspekt und rückt die Psychokardiologie,
die sich dem Zusammenhang von Herzerkrankungen und seelischem Befinden
widmet, mehr und mehr ins Bewusstsein“, erläutert Prof. Schlitt. Das
Konzept habe sich bewährt. Nach drei bis vier Wochen in der Reha-Klinik
seien die Patienten psychisch wesentlich stabiler. In einer sogenannten
multimodalen Rehabilitation wird auf alle Lebensbereiche der Patienten wie
etwa Bewegung, Ernährung oder familiäre und berufliche Situation
eingegangen, um Risikofaktoren zu mindern und eine gesunde Lebensweise zu
fördern. Laut Herzbericht waren die Rehabilitanden häufiger im Handel und
Verkehr, in der Metallverarbeitung sowie in Verwaltungs- und
Organisationsberufen tätig.
Auch wenn man seinen Beruf nur ungerne ausübt, kann sich das nachteilig
auf das Herz auswirken. „Das stresst und macht krank und gilt für einen
Manager genauso wie für einen Fensterputzer.“ Gezeigt hat sich, dass
Menschen, die nachts arbeiten, häufiger herzkrank werden. Ihr Blutdruck
und Puls ist erhöht. Sind sie bereits von einer KHK betroffen, besteht ein
erhöhtes Herzinfarkt-Risiko. Deswegen verfügen etliche Reha-Kliniken über
Büroräume oder Werkstätten, an denen Patienten die Situation an ihrem
Arbeitsplatz simulieren, ihr Verhalten und ihre Einstellung zum Job
überprüfen und ändern können. Ein weiterer Schritt ist es, dass Kliniken
mit Unternehmen und Betrieben sowie den dortigen Werksärzten kooperieren,
wenn die Rehabilitanden wieder im Leben stehen. „Das ist sehr sinnvoll und
sollte man viel häufiger anbieten.“

Tipp: Den Deutschen Herzbericht 2016 sowie wichtige und hilfreiche Infos
zu allen Herzkrankheiten erhalten Betroffene kostenfrei unter
http://www.herzstiftung.de/herzbericht sowie www.herzstiftung.de und der
zentralen Telefonnummer der Deutschen Herzstiftung e.V.: 069 955128-0,
oder per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.