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Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin fordert verstärkte interdisziplinäre Forschung

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„Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, Menschen bis zu
ihrem letzten Tag ein würdiges Sterben zu ermöglichen und sie im Sterben
zu begleiten. Dafür benötigen wir eine umfassende bedarfsgerechte
Versorgung, die auf der Grundlage exzellenter Forschung steht.“ erklärte
Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesforschungsministerium (BMBF), in Berlin. Rund 100 internationale und
nationale Forscherinnen und Forscher tauschten sich im BMBF zwei Tage lang
zu Methoden und Herausforderungen in der Forschung zur Palliativversorgung
aus.

Dabei ist die Zusammenarbeit von Forscherinnen und Forschern aus der
Medizin und der Pflege, den Sozial- und den Geisteswissenschaften
essentiell, wie Prof. Dr. Lukas Radbruch, Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Palliativmedizin, betonte: „Wir müssen gemeinsam
interdisziplinär forschen, um medizinischen, psychosozialen und
spirituellen Anliegen des Patienten und seiner Familie umfassend und
bestmöglich gerecht werden zu können“. Außerdem bräuchten junge engagierte
Wissenschaftler, die sich in diesen neuen Bereich wagen wollen, adäquate
Karrieremöglichkeiten, so Radbruch, Lehrstuhl für Palliativmedizin an der
Universität Bonn. Schließlich erfordere die besondere Situation von
Palliativpatienten neue Methoden für die Forschung.

Eine vordringliche Forschungsaufgabe besteht laut Pflegewissenschaftler
Axel Doll darin, eine sichere und breite Datenbasis für die Behandlung,
Begleitung und Versorgung von Menschen jeden Alters am Ende ihres Lebens
zu schaffen. Was Schwerstkranke an Linderung und Unterstützung brauchen
und wie ihre Bedürfnisse, Beschwerden, Ängste und Sorgen im zeitlichen
Verlauf der Erkrankung variieren, ist äußerst individuell. Gerade deshalb
besteht die dringende Notwendigkeit, die Angebote und Maßnahmen der
Palliativversorgung in ihrer Wirksamkeit sorgfältig auszuwerten und auf
eine zuverlässige allgemeingültige Datenbasis zu stellen, so der Tenor der
Podiumsdiskussion in Berlin.

Eine weitere wesentliche Herausforderung sieht Prof. Dr. Boris Zernikow in
der Forschung mit und für sterbenskranke Kinder, Jugendliche und junge
Erwachsene. „Viele unserer pädiatrischen Patienten können ihr Leid nicht
sprachlich mitteilen. Wir als ihre forschenden Fürsprecher sind gefordert,
das Leid dieser Kinder sicht- und messbar zu machen.“ erklärte Zernikow,
der den europaweit ersten Lehrstuhl für Kinderpalliativmedizin bekleidet.
Ethische Probleme während der Studien seien durch die Beteiligung der
Patienten oder ihrer Eltern schon während der Studienplanung immer lösbar.

Silvia Hartwig, Referatsleiterin im Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend, appellierte an die Wissenschaftler: „Wir
wünschen uns, dass Sie im Rahmen Ihrer zukünftigen Forschungsaktivitäten
im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung die Versorgungssituation
alter und sterbender Menschen auch unter dem Aspekt einer ganzheitlichen,
gesellschaftspolitisch ausgerichteten Betrachtungsweise aufgreifen
können.“

Die zweitägige Veranstaltung in Berlin wurde gemeinsam mit der
Koordinierungsstelle für Hospiz- und Palliativversorgung vorbereitet,
welche sich über die BMBF-Initiative zur Umsetzung der „Charta zur
Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ und der
entsprechenden Handlungsempfehlungen zur Verstärkung der
Palliativforschung sehr erfreut zeigte.

Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP) steht als
wissenschaftliche Fachgesellschaft für die interdisziplinäre und
multiprofessionelle Vernetzung. Ihre 5.700 Mitglieder aus Medizin, Pflege
und weiteren Berufsgruppen engagieren sich für eine umfassende Palliativ-
und Hospizversorgung in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Im
Zentrum steht die bestmögliche medizinische, pflegerische, psychosoziale
und spirituelle Behandlung und Begleitung schwerstkranker und sterbender
Menschen sowie ihrer Angehörigen. Gemeinsames Ziel ist es, für weitgehende
Linderung der Symptome und Verbesserung der Lebensqualität zu sorgen - in
welchem Umfeld auch immer Betroffene dies wünschen.
www.palliativmedizin.de