Straßenverkehr: Forscher der Universität Paderborn entwickeln Assistenzsysteme für Fahrradfahrer


Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr: Prof. Dr.-Ing. Falko Dressler,
Jun.-Prof. Dr.-Ing. Christoph Sommer und ihr Team von der Fachgruppe
„Verteilte Eingebettete Systeme“ des Heinz Nixdorf Instituts der
Universität Paderborn entwickeln im Forschungsprojekt „Safety4Bikes“ mit
sieben Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft Assistenzsysteme, die das
Fahrradfahren künftig sicherer machen sollen. Das Bundesministerium für
Bildung und Forschung fördert das noch bis Dezember laufende dreijährige
Vorhaben mit insgesamt 2,1 Millionen Euro.
„Tödlicher Unfall: LKW erfasst Mädchen auf Fahrrad“, „Vorfahrt missachtet:
Auto und Radfahrer kollidieren“ – Meldungen wie diese hören wir immer
wieder. Laut Statistischem Bundesamt sind die Zahlen der Fahrradfahrer,
die jährlich in Deutschland bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet
werden, seit Jahren konstant. 2018 starben 432 Radfahrer. 2017 waren es
382 und mehr als 79.000 wurden verletzt. Prof. Dr.-Ing. Falko Dressler,
Jun.-Prof. Dr.-Ing. Christoph Sommer und ihr Team von der Fachgruppe
„Verteilte Eingebettete Systeme“ des Heinz Nixdorf Instituts der
Universität Paderborn wollen dem entgegenwirken. Im Forschungsprojekt
„Safety4Bikes“ entwickeln sie mit sieben Partnern aus Wissenschaft und
Wirtschaft Assistenzsysteme, die das Fahrradfahren künftig sicherer machen
sollen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das noch
bis Dezember laufende dreijährige Vorhaben mit insgesamt 2,1 Millionen
Euro.
„Mit unseren Partnern entwickeln wir ein Set von modularen
Assistenzsystemen für Radfahrer. Diese Systeme werden am Ende
zusammenarbeiten, um für mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen“,
erklärt Falko Dressler. Die Assistenzsysteme sollen auf Grundlage der
jeweiligen Verkehrssituation drohende Gefahren erkennen, Rad- und
Autofahrer warnen und sie auf das richtige Verhalten hinweisen. Bei
„Safety4Bikes“ arbeiten Informatiker, Ingenieure, Soziologen, Hersteller
von Fahrrädern und Fahrradhelmen, Verkehrspsychologen und
Sensortechnologen zusammen.
Hauptzielgruppe sind fahrradfahrende Kinder und Senioren
„Im Projekt konzentrieren wir uns auf fahrradfahrende Kinder und Senioren
– zwei Gruppen, die im Straßenverkehr besonders verwundbar sind“,
erläutert Christoph Sommer. Der Informatiker verweist darauf, dass in den
letzten Jahren vor allem Unfälle mit den bei älteren Menschen besonders
beliebten Pedelecs, Fahrrädern mit Hilfsmotor, rapide zugenommen haben.
Bei „Safety4Bikes“ werden unterschiedliche Soft- und Hardwaresysteme
konstruiert und direkt für das Fahrrad und den Helm entworfen, damit die
Radfahrer nicht vom Verkehr abgelenkt werden. Die Paderborner
Wissenschaftler entwickeln eine Kommunikationseinrichtung, über die
Fahrräder mit Autos und LKW oder anderen Fahrrädern standardkonform
interagieren können. „Damit kann ein Fahrrad beispielsweise bei einer
potentiellen oder akuten Gefahrensituation ein Auto warnen“, erklärt
Dressler. Voraussetzung ist, dass das Auto ebenfalls über entsprechende
Technik verfügt. „Das ist in Deutschland derzeit noch nicht der Fall, aber
Autos künftiger Generationen werden passend ausgerüstet sein“, betont
Christoph Sommer.
Radfahrer werden durch verschiedene Signale gewarnt
Vernetzte Sensoren, die ebenfalls im Projekt entwickelt werden und an
Fahrrad und Helm angebracht sind, beobachten das Verhalten der Radfahrer
und ihre Umgebung. Bei drohenden Gefahren werden nicht nur die Autofahrer,
sondern insbesondere auch die Radfahrer durch Signale gewarnt. „Das können
etwa ein Vibrieren am Lenker, ein Ton vom Smartphone oder ein Lichtsignal
am Helm sein“, erläutert Dressler. „Welche Warnhinweise für welche Gruppe
am geeignetsten sind, wird im Projekt mit Testpersonen erforscht. Kinder
können auf ein Signal ganz anders reagieren als Senioren“, gibt der
Wissenschaftler zu bedenken. Typische Gefahren- und Unfallsituationen
werden bei „Safety4Bikes“ entsprechend der aktuellen Unfallstatistiken
simuliert.
Kommunikation über WLAN
Die Fahrräder sollen mit Autos und LKW über ein drahtloses Netzwerk
kommunizieren – in diesem Fall WLAN. Dazu Sommer: „WLAN ist unabhängig von
der Infrastruktur und für Autos gibt es bereits WLAN-basierte
Technologien. Darum bietet es sich an.“ „Bereits bei der Car-to-Car-
Kommunikation, also der Kommunikation zwischen zwei Autos, ist WLAN eine
der Basistechnologien“, ergänzt Dressler. „Bei Safety4Bikes entwickeln wir
keine Insellösung. Die Technik unserer Assistenzsysteme baut auf
internationalen WLAN-Standards auf. In Deutschland und Europa sind bereits
entsprechende Funkfrequenzen für intelligentes Fahren reserviert. Wir
machen die Technik jetzt endlich auch für Radfahrer nutzbar“,
unterstreicht Sommer.
Eines Tages könnten die Fahrrad-Assistenzsysteme von Dressler, Sommer und
ihren Kollegen also einen zentralen Baustein in einem intelligenten,
sozio-technischen Verkehrssystem bilden. Ein Verkehrssystem, in dem
Fahrradfahrer gestärkt werden und sicherer unterwegs sind.
Weitere Informationen zum Projekt
Neben der Universität Paderborn sind am Projekt die Carl von Ossietzky
Universität Oldenburg mit ihrem An-Institut OFFIS, das Institut für
empirische soziologische Forschung e.V. der Friedrich-Alexander-
Universität Erlangen Nürnberg, die PFAU Tec GmbH, die UVEX SPORTS GROUP
GmbH & Co. KG, die Valtech GmbH und die GeoMobile GmbH beteiligt.
wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. habil. Falko Dressler, Heinz Nixdorf Institut der
Universität Paderborn, Tel.: 05251 60-6510, E-Mail:
Jun.-Prof. Dr.-Ing. Christoph Sommer, Heinz Nixdorf Institut der
Universität Paderborn, Tel.: 05251 60-6495, E-Mail: