Kein Auto ist auch eine Lösung
Kommunikationswissenschaftsstudierende der Universität Jena drehen
Werbespots zu nachhaltiger Mobilität / Online-Abstimmung ab sofort möglich
Dass das universitäre Studium heute viel zu theoretisch sei, ist eine
Klage, die oft gehört wird und manchmal durchaus zutrifft. Gerade deshalb
sind die Lehrkräfte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena bestrebt,
immer wieder Bezüge zur Praxis herzustellen. In diesem Semester ist am
Institut für Kommunikationswissenschaft einmal mehr ein „Experiment“
geglückt, das die Studierenden vor große, praktische Herausforderungen
stellte.
„Als der ökologische Verkehrsclub VCD mit seinem ‚Projekt 2050‘ und der
Idee, durch den Dreh von Kurzfilmen zu nachhaltiger Mobilität aufzurufen,
auf uns zukam, waren wir sofort begeistert“, erzählt Dr. Arne Freya
Zillich vom Lehrstuhl für Grundlagen der medialen Kommunikation und der
Medienwirkung. „Vor allem die Auseinandersetzung mit einer
gesellschaftlich und für Jena relevanten Thematik hat uns überzeugt, das
Blockseminar ‚Kommunizierte Mobilität‘ in Kooperation mit dem VCD in
diesem Semester anzubieten“, so Zillich weiter.
Alles in Eigenregie
„Das ‚Projekt 2050‘, das vom Bundesumweltministerium gefördert wird, soll
junge Menschen in Ausbildung und Studium motivieren, sich auch beruflich
für das Thema nachhaltige Mobilität zu engagieren. Denn sie sind die
Entscheider von morgen“, erklärt Dr. Steffi Windelen, die zuständige
Projektkoordinatorin, den Hintergrund.
Aufgabe war es, kurze Videos mit einer Länge von 90 bis 120 Sekunden zu
erstellen, mit denen unter anderem Studierende für die Fortbewegung zu
Fuß, per Rad, Bus oder Bahn gewonnen werden sollen. Innerhalb von nur zwei
Monaten beschäftigten sich zwölf Kommunikationswissenschaftsstudierende,
überwiegend aus dem 3. Semester, sowohl analytisch als auch praktisch mit
der Darstellung von Mobilität in Werbespots. Zunächst wurden Kenntnisse
zur Analyse von Werbung vermittelt und angewendet. Darauf aufbauend
drehten die Studierenden im zweiten Seminarteil nach einer fachlichen
Einführung in die Filmproduktion selbstständig Videoclips.
Entstanden sind vier Filme, die von zwei- bis vierköpfigen Teams
konzipiert, gedreht und geschnitten wurden. Zusätzlich agierten die
Studierenden zumeist als Akteure in ihren eigenen Beiträgen, mussten aber
auch einiges organisieren, wie etwa das Einholen von Drehgenehmigungen.
Dass der Filmschnitt am schwierigsten war, darüber sind sich alle einig.
Sie hätten nur rund drei Stunden gedreht, aber mindestens 20 mit dem
Schneiden verbracht, berichten z. B. Pauline Kaboth und Hannah Vizethum.
Den anderen Gruppen ging es ähnlich – denn Vorkenntnisse hatte niemand,
alles eigneten sich die Jenaer Studierenden autodidaktisch an.
Viel Zeit beim Dreh haben die Studierenden zudem mit Warten verbracht: auf
eine geeignete Verkehrslücke oder damit keine anderen Radfahrer im Bild
sind. „Am meisten haben außerdem die Passanten aufgehalten, die nach dem
fingierten Sturz mit dem Fahrrad gefragt haben, ob alles in Ordnung ist.
Dann mussten wir noch mal anfangen“, beschreibt Katharina Klaus
aufmerksame Mitbürger – in diesem Fall – als größte Drehhürde.
Nichtsdestotrotz hätten sie und ihr Team viel Spaß gehabt. So sagt Marie-
Charlotte Hasewinkel: „Neben all der Theorie im Studium war es toll,
einmal praktisch tätig zu werden und Neues auszuprobieren.“
Auch Dr. Zillich zieht ein überaus positives Fazit: „Die Zusammenarbeit
mit dem ökologischen Verkehrsclub als externem Partner aus der Praxis hat
wunderbar geklappt. Dem großen Einsatz der Studierenden hat man dabei
deutlich angemerkt, wie sehr sie die kreative Abwechslung im Studienalltag
schätzen.“
Online-Voting vom 9. bis 23. Januar 2017
Die Ergebnisse wurden Ende Dezember erstmals einem kleinen Publikum
präsentiert, darunter auch Vertreter der Stadtverwaltung wie Michael
Margull, Fachdienstleiter für Stadtumbau und Infrastruktur, der sich
beeindruckt von den Resultaten zeigt: „Fahrradfahren spielt offenbar eine
große Rolle für die Jenaer Studenten. Ich bin gespannt, wie die
Stadtpolitik auf die Anregungen reagiert.“ Zwei Filme widmen sich
überwiegend der Gegenüberstellung von Fahrrad und anderen Verkehrsmitteln
wie Auto oder Straßenbahn und stellen dabei plakativ fest: „Kein Auto ist
auch eine Lösung.“ Unterdessen romantisiert ein wie ein Märchen erzählter
Werbespot das Zufußgehen als umweltschonendes Nonplusultra. Der vierte
Videoclip thematisiert Missstände wie schlechte Straßenführung, Baustellen
und wenig Fahrradwege in Jena und endet mit der Feststellung: „Auf zwei
Rädern fährt sich’s besser. Man muss uns nur lassen.“
Ab sofort bis zum 23. Januar können sich alle Interessierten die
entstandenen Spots hier ansehen und für ihren Favoriten voten:
https://mobilitaet2050.vcd.org/newsroom/ Die Gruppe mit den meisten
Stimmen erhält – garantiert nachhaltige – Wertgutscheine.
sind die Lehrkräfte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena bestrebt,
immer wieder Bezüge zur Praxis herzustellen. In diesem Semester ist am
Institut für Kommunikationswissenschaft einmal mehr ein „Experiment“
geglückt, das die Studierenden vor große, praktische Herausforderungen
stellte.
„Als der ökologische Verkehrsclub VCD mit seinem ‚Projekt 2050‘ und der
Idee, durch den Dreh von Kurzfilmen zu nachhaltiger Mobilität aufzurufen,
auf uns zukam, waren wir sofort begeistert“, erzählt Dr. Arne Freya
Zillich vom Lehrstuhl für Grundlagen der medialen Kommunikation und der
Medienwirkung. „Vor allem die Auseinandersetzung mit einer
gesellschaftlich und für Jena relevanten Thematik hat uns überzeugt, das
Blockseminar ‚Kommunizierte Mobilität‘ in Kooperation mit dem VCD in
diesem Semester anzubieten“, so Zillich weiter.
Alles in Eigenregie
„Das ‚Projekt 2050‘, das vom Bundesumweltministerium gefördert wird, soll
junge Menschen in Ausbildung und Studium motivieren, sich auch beruflich
für das Thema nachhaltige Mobilität zu engagieren. Denn sie sind die
Entscheider von morgen“, erklärt Dr. Steffi Windelen, die zuständige
Projektkoordinatorin, den Hintergrund.
Aufgabe war es, kurze Videos mit einer Länge von 90 bis 120 Sekunden zu
erstellen, mit denen unter anderem Studierende für die Fortbewegung zu
Fuß, per Rad, Bus oder Bahn gewonnen werden sollen. Innerhalb von nur zwei
Monaten beschäftigten sich zwölf Kommunikationswissenschaftsstudierende,
überwiegend aus dem 3. Semester, sowohl analytisch als auch praktisch mit
der Darstellung von Mobilität in Werbespots. Zunächst wurden Kenntnisse
zur Analyse von Werbung vermittelt und angewendet. Darauf aufbauend
drehten die Studierenden im zweiten Seminarteil nach einer fachlichen
Einführung in die Filmproduktion selbstständig Videoclips.
Entstanden sind vier Filme, die von zwei- bis vierköpfigen Teams
konzipiert, gedreht und geschnitten wurden. Zusätzlich agierten die
Studierenden zumeist als Akteure in ihren eigenen Beiträgen, mussten aber
auch einiges organisieren, wie etwa das Einholen von Drehgenehmigungen.
Dass der Filmschnitt am schwierigsten war, darüber sind sich alle einig.
Sie hätten nur rund drei Stunden gedreht, aber mindestens 20 mit dem
Schneiden verbracht, berichten z. B. Pauline Kaboth und Hannah Vizethum.
Den anderen Gruppen ging es ähnlich – denn Vorkenntnisse hatte niemand,
alles eigneten sich die Jenaer Studierenden autodidaktisch an.
Viel Zeit beim Dreh haben die Studierenden zudem mit Warten verbracht: auf
eine geeignete Verkehrslücke oder damit keine anderen Radfahrer im Bild
sind. „Am meisten haben außerdem die Passanten aufgehalten, die nach dem
fingierten Sturz mit dem Fahrrad gefragt haben, ob alles in Ordnung ist.
Dann mussten wir noch mal anfangen“, beschreibt Katharina Klaus
aufmerksame Mitbürger – in diesem Fall – als größte Drehhürde.
Nichtsdestotrotz hätten sie und ihr Team viel Spaß gehabt. So sagt Marie-
Charlotte Hasewinkel: „Neben all der Theorie im Studium war es toll,
einmal praktisch tätig zu werden und Neues auszuprobieren.“
Auch Dr. Zillich zieht ein überaus positives Fazit: „Die Zusammenarbeit
mit dem ökologischen Verkehrsclub als externem Partner aus der Praxis hat
wunderbar geklappt. Dem großen Einsatz der Studierenden hat man dabei
deutlich angemerkt, wie sehr sie die kreative Abwechslung im Studienalltag
schätzen.“
Online-Voting vom 9. bis 23. Januar 2017
Die Ergebnisse wurden Ende Dezember erstmals einem kleinen Publikum
präsentiert, darunter auch Vertreter der Stadtverwaltung wie Michael
Margull, Fachdienstleiter für Stadtumbau und Infrastruktur, der sich
beeindruckt von den Resultaten zeigt: „Fahrradfahren spielt offenbar eine
große Rolle für die Jenaer Studenten. Ich bin gespannt, wie die
Stadtpolitik auf die Anregungen reagiert.“ Zwei Filme widmen sich
überwiegend der Gegenüberstellung von Fahrrad und anderen Verkehrsmitteln
wie Auto oder Straßenbahn und stellen dabei plakativ fest: „Kein Auto ist
auch eine Lösung.“ Unterdessen romantisiert ein wie ein Märchen erzählter
Werbespot das Zufußgehen als umweltschonendes Nonplusultra. Der vierte
Videoclip thematisiert Missstände wie schlechte Straßenführung, Baustellen
und wenig Fahrradwege in Jena und endet mit der Feststellung: „Auf zwei
Rädern fährt sich’s besser. Man muss uns nur lassen.“
Ab sofort bis zum 23. Januar können sich alle Interessierten die
entstandenen Spots hier ansehen und für ihren Favoriten voten:
https://mobilitaet2050.vcd.org/newsroom/ Die Gruppe mit den meisten
Stimmen erhält – garantiert nachhaltige – Wertgutscheine.
