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Neuer Bachelorstudiengang in Applied Digital Life Sciences an der ZHAW

Die Studierenden erlernen das Erheben und Analysieren grosser Datenmengen in den verschiedenen Disziplinen der Life Sciences.  ZHAW/Frank Brüderli
Die Studierenden erlernen das Erheben und Analysieren grosser Datenmengen in den verschiedenen Disziplinen der Life Sciences. ZHAW/Frank Brüderli

Als erste Hochschule der Schweiz lanciert die ZHAW einen
Bachelorstudiengang in Applied Digital Life Sciences. Der einzigartige
Studiengang positioniert sich an den Schnittstellen der Digitalisierung in
den Life Sciences und der Data Science mit einem hohen Praxisbezug. Das
Studium startet im Herbst 2022 und eröffnet den Absolvierenden
Perspektiven in einem rasant wachsenden Umfeld.

Die Digitalisierung verändert zunehmend alle Lebens- und Berufsbereiche.
Fachpersonen, die den Umgang mit Daten in den Life Sciences verstehen und
beherrschen, sind gefragt. Im Fokus des neuen ZHAW-Studiums in Applied
Digital Life Sciences stehen dabei die Datenerfassung, -auswahl,
-bereinigung und -auswertung, aber auch die Bedeutung der Daten und deren
Verwertung im Labor- und Produktionsumfeld. «Der Studiengang schliesst
eine Lücke an der Schnittstelle von Life Sciences, Computation und
Datenwissenschaften», so Marcel Burkhard, Leiter ZHAW-Institut für
Angewandte Simulation. Die Kombination von Themen wie Datenakquisition in
verschiedensten Produktions- und Laborumgebungen, Automation, Künstliche
Intelligenz und Simulation ist in diesem Studiengang einzigartig. Er
zeichnet sich aus durch die fokussierte Vermittlung anwendungsorientierter
Kompetenzen und durch seine Verankerung in den Life Sciences mit den
Arbeitsfeldern Biologie, Umwelt, Biotechnologie, Chemie,
Lebensmitteltechnologie und Gesundheit.

Digitale Werkzeuge und datengestützte Methoden beherrschen

Das Bachelorstudium Applied Digital Life Sciences ist agil,
zukunftsorientiert und eng mit der Life Sciences-Praxis verknüpft. Es
bereitet die Studierenden praxisorientiert auf neuartige Jobprofile vor.
Absolventinnen und Absolventen arbeiten im Gesundheitssektor, in Chemie-,
Biotech- und Pharmaunternehmen sowie im Agro-Food- und Umwelt-Bereich.
Dort sind sie als Projektmitarbeitende, Beratende oder Fachkräfte in der
Forschung, Entwicklung und Produktion tätig. Sie verstehen digitale
Werkzeuge und datengestützte Methoden und können diese in den Life
Sciences umsetzen – national, wie international. Sie leisten einen
wichtigen Beitrag für die zunehmende Digitalisierung in diesem schnell
wachsenden Umfeld.

Drei Vertiefungen zur Spezialisierung wählbar

Der neue Studiengang startet im Herbst 2022 an der ZHAW in Wädenswil und
kann in Voll- oder Teilzeit absolviert werden. Er ist modular aufgebaut
und in Grundlagen (Semester 1-3) und Spezialisierung (Semester 4-6)
gegliedert. Für die Vorbereitung auf ein internationales Arbeitsumfeld
wird der Unterricht ab dem vierten Semester vollständig in Englisch
durchgeführt und die Studierenden stufenweise und praxisnah auf das
Berufsumfeld vorbereitet. Drei Vertiefungen – Digital Labs and Production,
Digital Health, Digital Environment – werden als Spezialisierung angeboten
und stehen zur Auswahl. Personen mit Berufsmaturität und einschlägiger
Arbeitswelterfahrung sind direkt zugelassen; Personen mit einem Abschluss
einer Höheren Fachschule oder mit Fach- oder Gymnasialmatur müssen vor
Studienbeginn eine einjährige Arbeitswelterfahrung in einem der
Studienrichtung verwandten Berufsfeld absolvieren.

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Digitalisierungsschub für alte Fächer

Sie arbeiten daran, das Studium altertumswissenschaftlicher Fächer mit neuen Methoden und Werkzeugen fit zu machen für die Herausforderungen der Moderne: Holger Essler und Birgit Breuer.  Gunnar Bartsch  Universität Würzburg
Sie arbeiten daran, das Studium altertumswissenschaftlicher Fächer mit neuen Methoden und Werkzeugen fit zu machen für die Herausforderungen der Moderne: Holger Essler und Birgit Breuer. Gunnar Bartsch Universität Würzburg

Ohne digitale Technik geht es in einem Studium der Altertumswissenschaften
oder alter Sprachen nicht mehr. Ein neues, europaweites Projekt arbeitet
daran, die entsprechenden Angebote weiterzuentwickeln. Die Uni Würzburg
ist dabei.

„In den alten Sprachen ist das Studium heutzutage immer noch sehr
traditionell. Es gibt da wenig Unterschiede zu einem Studium vor 20
Jahren. Gleichzeitig hat sich aber durch die Digitalisierung viel
verändert. Wissenschaftliche Arbeiten und Forschungsprojekte laufen heute
ganz anders ab als vor ein paar Jahrzehnten.“

Dr. Holger Essler ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Klassische Philologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)
und nebenberuflicher Professor an der Universität Venedig. Zu seinen
Schwerpunkten zählen die Papyrologie und Digital Humanities. In einem
neuen Projekt arbeitet Essler jetzt daran, das Studium
altertumswissenschaftlicher Fächer mit neuen Methoden und Werkzeugen fit
zu machen für die Herausforderungen der Moderne. Unterstützt wird er dabei
von Birgit Breuer. Breuer hat, wie Essler auch, Griechisch und Latein
studiert, sitzt jetzt an ihrer Doktorarbeit und kümmert sich als
Wissenschaftliche Mitarbeiterin ebenfalls um das im September 2020
gestartete Projekt.

Lückenschluss in der Lehre

Encode: So lautet der Name des Projekts – eine Abkürzung von „Enhance
Competences in the Digital Era“. „Bridging the gap in ancient writing
cultures“: So lautet das ENCODE-Motto. Dementsprechend ist es sein Ziel,
eine Lücke im Lehr- und Lernbereich der antiken Schriftkulturen zwischen
der humanistischen Ausbildung und den heute unverzichtbaren digitalen
Kompetenzen, die für Studium, Forschung und den Beruf unerlässlich sind,
zu schließen, wie es auf der Projekt-Homepage heißt. Seine Laufzeit endet
am 31. August 2023.

Zusammengeschlossen haben sich dafür sechs renommierte Partner: die
Universitäten von Bologna, Parma, Leuven, Oslo, Hamburg und Würzburg. Die
Europäische Union finanziert Encode im Rahmen ihres Erasmus plus-
Programms. An die JMU fließen dabei rund 60.000 Euro. Die Federführung
liegt bei der Uni in Bologna. Adressaten von ENCODE sind in erster Linie
Studierende aller Fächer, die sich mit antiken Schriftzeugnissen befassen,
aber auch fertig ausgebildete Akademikerinnen und Akademiker der
entsprechenden Fachrichtungen sowie alle anderen, die von Berufs wegen mit
digitalen Sammlungen und dem digitalen Publizieren zu tun haben.

Fertige Module in Open-Access-Pools

„Unser Ziel ist es, Module für Kurse oder Workshops zu entwickeln in Form
von Open-Access-Pools, die Lehrende anderer Universitäten quasi als
fertiges Produkt aus der Schublade ziehen und in ihre Curricula übernehmen
können, und die auch in anderen Ländern problemlos anerkannt werden“,
schildert Essler das Ziel des Projektes. In solchen Kursen kann es
beispielsweise um digitale Editionen gehen – also darum, einen alten Text
abzuschreiben, eventuelle Lücken zu füllen, ihn zu übersetzen und das
Ganze dann in die digitale Welt zu transformieren.

Dabei gibt es eine Reihe von Fragen, die zuvor geklärt werden müssen: Wie
kann man die Daten zusammenführen? Wie lassen sich diese am Besten
analysieren? Kann man vielleicht eine künstliche Intelligenz daran
trainieren, so dass sie zu automatischen Transkriptionen in der Lage ist?
Antworten auf diese und weitere Fragen sollten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler parat haben, bevor sie die Edition starten.

Bei Null anfangen müssen Essler und Breuer in ihrem Projekt nicht: „Als
Papyrologen haben wir schon in der Vergangenheit Workshops und Seminare zu
digitalen Techniken angeboten mit Teilnehmern aus der ganzen Welt. Dabei
konnten wir sehen, dass sich das lohnt“, sagt Holger Essler. Jetzt
allerdings gehe es darum, diese Angebote auf eine formalere Grundlage zu
stellen. Das Spektrum möglicher Themen ist groß: Es reicht vom Arbeiten
mit Datenbanken und endet nicht beim Programmieren.

Evaluation und Weiterentwicklung

Die Auswahl ist allerdings nicht ganz einfach: Welche Angebote sind von
allgemeinem Interesse, welche fachspezifisch? Welche Relevanz hat eine
bestimmte Technik überhaupt für das jeweilige Fach? Und – ganz wichtig:
Ist eigentlich garantiert, dass diese Technik auch in zehn Jahren noch
State of the Art ist? Oder ist sie ein Kandidat, der schon bald auf dem
digitalen Friedhof schnell vergessener Anwendungen landet? All diese
Fragen müssen von den an ENCODE Beteiligten geklärt werden, bevor sie mit
der Entwicklung von Modulen beginnen.

Holger Essler und Birgit Breuer setzen in ihrem Teilprojekt auf bereits
existierende Angebote und Module. „Wir nutzen diese als Piloterfahrung und
wollen darauf aufbauen“, erklärt Breuer. Konkret bedeutet dies: Essler und
Breuer haben einen Fragebogen entwickelt, mit dem sie die Erfahrungen von
Teilnehmerinnen und Teilnehmern solcher Angebote sammeln. Zusätzlich
führen sie offene Interviews mit den Organisatorinnen und Organisatoren
dieser Kurse. „Wir wollen wissen, was man verbessern kann, was
intensiviert werden sollte, was etabliert werden kann“, sagt Breuer.

Am Ende der dreijährigen Projektlaufzeit wird es nach Ansicht der beiden
Projektverantwortlichen einen Pool an Modulen geben, die europaweit im
Studium klassischer Fächer zum Einsatz kommen können. Das Ende der Arbeit
ist damit allerdings nicht erreicht: Dann sei es unbedingt erforderlich,
diese Angebote zu evaluieren und – auf den Ergebnissen aufbauend –
weiterzuentwickeln. Schließlich werde die Digitalisierung auch nicht zum
Stillstand kommen.

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Master Physiotherapiewissenschaft akkreditiert

Einblick in die Skills-Labs – also die Fertigkeitenlabore des Studienbereichs Physiotherapie an der Hochschule für Gesundheit.  Wolfgang Helm  HS Gesundheit
Einblick in die Skills-Labs – also die Fertigkeitenlabore des Studienbereichs Physiotherapie an der Hochschule für Gesundheit. Wolfgang Helm HS Gesundheit

Der Masterstudiengang 'Physiotherapiewissenschaft', den die Hochschule für
Gesundheit in Bochum seit dem Sommersemester 2021 anbietet, ist
akkreditiert worden.

"Wir freuen uns besonders, dass der im April gestartete Masterstudiengang
Physiotherapiewissenschaft ohne Auflagen akkreditiert wurde", erklärte
Prof. Dr. Christina Groll, Professorin für Physiotherapie im Department
für Angewandte Gesundheitswissenschaften an der Hochschule für Gesundheit.
Die Akkreditierung ist ein Qualitätsmerkmal, das von einer unabhängigen
Gutachtergruppe in einem mehrstufigen Verfahren verliehen wird. "Als
besonders gelungen wurden im Akkreditierungsbericht das gut durchdachte
Studiengangs-Konzept, die intensive Einbindung der Studierenden in
Forschungsprojekte und die sowohl personell wie auch sächlich sehr gut
ausgestattete Hochschule hervorgehoben", erklärte Groll weiter.

In dem Vollzeit-Master mit forschungsorientiertem Profil erwerben
Studierende die notwendigen Kompetenzen, um eigenständig Forschungsfragen
nachzugehen, Innovationen zu entwickeln, in den Versorgungsalltag zu
integrieren und diese zu evaluieren. Durch die professionsspezifische
Ausrichtung, das breitgefächerte und überwiegend physiotherapeutisch
ausgerichtete Team an Professor*innen und Lehrenden sowie die
entsprechende Ausstattung der Hochschule wie die Skills-Labs und
Forschungslabore und das breite Netzwerk an Kooperationspartnern wird
zugleich ein starker Anwendungsbezug geboten.

Im Studium setzen sich Studierende unter anderem mit qualitativen und
quantitativen Forschungsmethoden, mit Diagnostik und Behandlungsmethoden
sowie mit Aspekten von Kommunikation und Edukation auseinander. Neben den
Forschungskompetenzen erweitern die Studierenden zudem ihre praktischen
Fähigkeiten hinsichtlich der physiotherapeutischen Versorgung von Menschen
mit akuten und chronischen Erkrankungen. Eine besondere Rolle spielen
dabei auch die Entwicklung und Überprüfung von Assessments – also Test-
beziehungsweise Erhebungsverfahren – und das Thema der Digitalisierung in
der Gesundheitsversorgung.

Der Master Physiotherapiewissenschaft startet stets zum Sommersemester und
läuft über eine Regelstudienzeit von drei Semestern. Der nächste
Bewerbungszeitraum beginnt voraussichtlich Anfang Dezember 2021 und endet
am 15. Januar 2022.

Weitere Informationen zum Studiengang und zur Bewerbung befinden sich auf:
https://www.hs-gesundheit.de/studium/unser-
studienangebot/physiotherapiewissenschaft/uebersicht-
physiotherapiewissenschaft

Als erste Anlaufstelle für Studieninteressierte, zur Studienorientierung
und zu allgemeinen Fragen mit Blick auf die Bewerbung, hilft die Zentrale
Studienberatung der Hochschule für Gesundheit: <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>

Bei individuellen Fragen zur Organisation und bei Beratungsbedarf steht
das Team des Masters Physiotherapiewissenschaft unter <ptw@hs-
gesundheit.de> bereit.

An der nächsten Informationsveranstaltung am 05. August 2021 von 17-18 Uhr
kann über folgenden Link teilgenommen werden:
https://hs-
gesundheit.zoom.us/j/98788351401?pwd=TnNuamtlTUo5Wk1wVUpWL0JWa1Rudz09

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Ist Heilbronn auf dem Weg zur Schwarmstadt? Schwarmstadt-Sammelband mit neuer Studie erschienen

Ist Heilbronn auf dem Weg zur Schwarmstadt?  Isabelle Hagner
Ist Heilbronn auf dem Weg zur Schwarmstadt? Isabelle Hagner

Genau diese Frage beantwortet der neue Sammelband des Herausgeberteams
Prof. Dr. Yvonne Zajontz und Robert Mucha, der in dieser Woche er-schienen
ist. Erstmals im Bereich Regional- und Städteplanung durchleuchtet eine
Publikation am Beispiel der Neckarmetropole Heilbronn das Phänomen
Schwarmstadt aus verschiedenen Perspektiven, von der Stadtplanung über die
Gastronomie hin zur Stabsstelle für Partizipation und Integration. In 21
Kapiteln versammeln Zajontz und Mucha Heilbronns Kreative und Macher und
verschiedene Experten als Gastautoren. Illustrationen von Isabelle Hagner
und Fotografien von Meli Dikta zeigen das Schwarmstadtpotenzial von
Heilbronn in Bildern.

Als Schwarmstadt gelten Städte, die vor allem auf junge Menschen attraktiv
wirken. Ein Ort, an dem sich der Schwarm niederlässt und bleibt.
Schwarmstädte sind Hochschulstädte, oft in Verbindung mit einer hohen
Wirtschafts- und Innovationskraft der Region. Mitautorin und Rektorin der
DHBW Heilbronn, Prof. Dr. Nicole Graf, betont die Rolle der Dualen
Hochschule: „Die DHBW Heilbronn ist eine der Triebfedern in der
Heilbronner Stadtentwicklung. Seit unserer Gründung 2010 haben wir
Projekte wie Heilbronn 2023 und Schwarmstadt Heilbronn initiiert und so
vor allem junge Studierende aktiv an der Stadtgestaltung beteiligt.“ Jahr
für Jahr unterstützen Studierende regionale Vereine, Institutionen und
Firmen in Seminaren und erarbeiteten Lösungen unter anderem für die BUGA,
die Stadtwerke, die HMG, die experimenta und das Württembergische
Kammerorchester.

Expertise aus dem Herz der Stadt
Ob der Chef der Heilbronner Marketing Gesellschaft, die Leiterin der
Stabsstelle für Partizipation und Integration oder der ehemalige BUGA-
Leiter – all diese Persönlichkeiten haben Heilbronn geprägt und werden es
weiter prägen. Oberbürgermeister Harry Mergel freut sich über die
dynamische Entwicklung seiner Stadt: „Heilbronn ist eine der dynamischsten
Städte in Baden-Württemberg. Keine vergleichbare Stadt investiert so
ambitioniert in ihre Zukunft wie Heilbronn. Wohnungsbau, Klimaschutz,
Digitalisierung und Mobilität, vor allem aber auch Bildung und Betreuung
sind die Top-Themen der Stadtentwicklung. Unsere Auszeichnung im Deutschen
Städtebaupreis 2020 zeigt, dass wir bundesweit wahrgenommen werden.“
Mergel betont, dass nicht nur die städtebauliche Entwicklung
vorangetrieben wird: „Wir verstehen Heilbronn als eine Heimat, als Ort mit
gutem Lebensgefühl und wachsender Lebensqualität.“ Das zeigt auch die neue
„Transferstelle Nachtleben“, die die Stadt mit 5.000 Euro unterstützt. Ein
Team aus engagierten ehrenamtlich tätigen Köpfen der Kneipen- und
Clubszene will die Ausgehkultur – und damit das Schwarmstadtpotenzial -
in Heilbronn stärken.

Im Vergleich zu 2017: Touristische Attraktivität erhöht
Es gibt viele Faktoren, die für Heilbronn als Schwarmstadt sprechen: Beim
Dynamikranking der Wirtschaftswoche belegte die Stadt mehrmals einen der
vorderen Plätze, zuletzt Platz drei. Bis auf das Jahr 2006 verzeichnet
Heilbronn ein stetiges Bevölkerungswachstum. Experimenta, Bildungscampus
und nicht zuletzt der Neckarbogen haben das Stadtbild nachhaltig und
positiv verändert. Mit der Gründung des Vereins Wissensstadt Heilbronn
e.V. wurde der Grundstein für ein deutschlandweit einmaliges Konstrukt
gelegt, das den Fokus auf einen zukunftsorientierten Wettbewerbsfaktor
legt:
Wissen und Bildung.

Um dem Schwarmstadtpotenzial Heilbronns detailliert nachzugehen, wurde
2017 ein kooperatives Forschungsprojekt initiiert. Teil des
Forschungsprojekts war eine erste ausführliche Umfrage, an der sich 1.089
Bürger beteiligten. Mit der Note 3.2 befand sich Heilbronn damals im guten
Mittelfeld. Drei Jahre später wurde die Umfrage wiederholt. Das Ergebnis
hat sich nur leicht verbessert, die BUGA und der neue Neckarbogen haben
nicht den erhofften Schub gebracht. Dass die Umfrage in die Zeit des
Beginns der Pandemie fiel, hat sicher dazu beigetragen. Positiv ist zu
bemerken, dass jetzt mehr Befragte Heilbronn ihren Bekannten als
touristisches Ziel empfehlen würden. Diese Zahl ist um knapp 10
Prozentpunkte gestiegen. Prof. Dr. Yvonne Zajontz lenkt den Blick auf das
Thema Bürgerengagement: „Jetzt gilt es, den Schwung der BUGA mitzunehmen
und mehr Bürger an der Stadtentwicklung zu beteiligen. Die Werte zeigen
es: Unsere Bürger setzen sich zwar kritisch mit ihrer Stadt auseinander,
verstehen es aber eher als Auftrag zur Veränderung. Es ist wichtig, dass
unsere Bürger und Studierenden zu Influencern und Multiplikatoren werden
und die schönen und vielleicht noch verborgenen Seiten Heilbronns nach
außen tragen. Das kann allerdings nur funktionieren, wenn sich noch mehr
Heilbronner mit ihrer Stadt identifizieren.“

Hat Heilbronn Schwarmstadtpotenzial?
Ja, Heilbronn kann Schwarmstadt. Autor, Journalist und kultureller
Stadtentwickler Robert Mucha entwirft im letzten Kapitel denkbare
Szenarien: „Gerade junge Leute wünschen sich ein Szeneviertel für die
junge Generation, ein nach-haltiges Mobilitätskonzept und mehr Teilhabe
junger Menschen an der Stadtgestaltung. Ob ein Audi-Brandhub in den
Böllinger Höfen, das Wollhausgebäude als neuer Space für Pop-up-Stores
oder ein junger Kiez im Bahnhofsviertel – Ideen sind genug vorhanden.
Jetzt kommt es darauf an, gemeinsam diese Vorstellungen in die Tat
umzusetzen.“ Mit dem Verein für Zukunftsvisionen wollen die Vorstände
Mucha und Zajontz die Macher und Entwickler von Heilbronn gemeinsam an den
Tisch bringen. Nach den ersten zwei Schwarmstadt-Workshops sollen weitere
Veranstaltungen folgen.

Die Frage nach der Schwarmstadt Heilbronn kommt in einer Zeit, in der das
Thema Stadtentwicklung ganz neue Fragen aufwirft: Wie geht es weiter mit
dem Handel nach Corona? Wird sich die Gastronomie wieder erholen? Wann ist
Kunst wieder ein Teil des Alltags? Und gerade deshalb ist es wichtig,
jetzt noch mehr als vorher, sich mit der Zukunft von Heilbronn
auseinanderzusetzen. Die Pandemie hat vieles zum Stillstand gebracht, aber
neue Konzepte und Ideen nicht: Kreative und Macher stehen in den
Startlöchern, um die Ideen aus dem letzten Kapitel real werden zu lassen.
Auch die Sehnsucht nach der Rückkehr zu einer Normalität birgt einen
Lichtblick in der Krise: Viele Bürger haben die Angebote von Heilbronn in
der Abwesenheit schätzen gelernt und freuen sich auf einen Neuanfang.

Gekommen um zu bleiben
Kritik ist ein Teil der schwäbischen und deutschen Mentalität. Das zeigt
ein Wert ganz zu Ende der Schwarmstadtstudie. Auf die Frage, ob ein Wegzug
aus Heilbronn wahrscheinlich ist, antworten zwei Drittel der Befragten mit
einem klaren Nein. Trotz aller Kritik, trotz des Mittelmaßes: Alle sind
gekommen, um zu bleiben.

Heilbronn auf dem Weg zur Schwarmstadt?
Eine Perspektivenbetrachtung im Kontext der Stadtentwicklung
Hrsg.: Prof. Dr. Yvonne Zajontz, Robert Mucha
Wissenschaftsverlag Berlin
Juni 2021

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