Rechte stärken heißt Armut bekämpfen
Das Recht, selbstbestimmt über die eigene Sexualität und Familienplanung
entscheiden zu können, ist ein zentraler Hebel für die Bekämpfung von
Armut. Das zeigt die heute veröffentlichte Studie „Rechte stärken, Armut
beenden“, herausgegeben von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
und dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.
Mit dem Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten
(SRGR) eröffnen sich, insbesondere für junge Frauen und Mädchen, reale
Perspektiven auf Bildung, Erwerbstätigkeit und damit ein gesundes,
selbstbestimmtes und wirtschaftlich unabhängiges Leben. Anhand von Daten
und Interviews mit Jugendaktivist*innen aus Äthiopien, Kenia, Tansania und
Uganda zeigt die Studie, vor welchen Barrieren junge Menschen beim Zugang
zu Aufklärung, Gesundheitsdiensten und Verhütungsmitteln stehen, berichtet
aber zugleich von fortschrittlichen Ansätzen und erfolgreichen Projekten.
Viele Projekte geraten jedoch zunehmend unter Druck. Durch den Rückzug
internationaler Geber wie der USamerikanischen Agentur für
Entwicklungszusammenarbeit USAID sowie geplante Kürzungen auch im
deutschen Bundeshaushalt drohen zentrale Erfolge der letzten Jahre
zunichte gemacht zu werden.
„Weltweit erleben wir, wie Anti-Gender- und Anti-Rights-Bewegungen gezielt
gegen die Rechte von Frauen und marginalisierten Gruppen mobilisieren.
Gerade in dieser Zeit ist es ein fatales Signal, wenn Mittel für sexuelle
und reproduktive Gesundheit und Rechte gekürzt werden“, mahnt Angela Bähr,
Vorständin Programme der DSW. “Deutschland muss jetzt Haltung zeigen.”
Dabei mangelt es nicht an funktionierenden Ansätzen, sondern vor allem an
finanzieller Unterstützung. Modellrechnungen zeigen, dass in nur fünf
afrikanischen Ländern innerhalb der nächsten 15 Jahre bis zu 9,3 Millionen
zusätzliche Todesfälle durch Aids drohen, wenn nicht ausreichend in
Prävention, Aufklärung und Versorgung investiert wird.
Vor diesem Hintergrund richtet die Studie einen eindringlichen Appell an
die deutsche Entwicklungszusammenarbeit: Investitionen in SRGR – inklusive
HIV und Aids – dürfen nicht gekürzt, sondern müssen gezielt ausgebaut
werden. “Europäische Länder müssen helfen, die Lücke zu schließen, die
durch den Ausfall der USA gerissen wurde”, fordert Colette Rose,
Projektkoordinatorin Internationale Demografie am Berlin-Institut und
Mitautorin der Studie. Denn Investitionen in die reproduktive
Selbstbestimmung junger Menschen in Afrika hätten eine doppelte Wirkung:
“Sie stärken individuelle Rechte und tragen dazu bei, strukturelle Armut
zu durchbrechen.”
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Catherina Hinz
Originalpublikation:
https://www.berlin-institut.or
armut-beenden