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Führende Frauen in medizinischen Fachgesellschaften Fehlanzeige

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Frauen sind in den Führungsgremien medizinischer Fachgesellschaften trotz
ihres wachsenden Anteils im Beruf weiterhin deutlich unterrepräsentiert.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), die jetzt open access
in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (DMW) veröffentlicht wurde.


„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache“, sagt DIVI-Präsident Professor
Florian Hoffmann, waren aber bereits ein Anlass für die DIVI selbst, in
den eigenen Strukturen die Frauen sichtbarer zu machen.

Wir haben mittlerweile in unseren Sektionen 14 Sprecherinnen und 18
Sprecher, also fast ein ausgewogenes Verhältnis“, so der Chefarzt der
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Dritter Orden München-
Nymphenburg. Männerdominierte Netzwerke verhinderten die nachhaltige
Förderung und Sichtbarkeit von Frauen in den Fachgesellschaften – und
damit schließlich auch im Beruf.

1.460 Vorstandsmitglieder zählte die DIVI bei 183 medizinischen
Fachgesellschaften in Deutschland. „Aber nur rund ein Drittel der
Führungspositionen in den Vorständen und der Präsidien sind mit Frauen
besetzt“, bemängelt Louisa Jahnke, Mitautorin des Papers und Vertreterin
der Jungen DIVI im Präsidium. Noch geringer sei der Anteil mit Blick auf
die Präsidentschaft, also die Führung der Fachgesellschaft, weiß die
Assistenzärztin an der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und
Schmerzmedizin im St. Marien Hospital Lünen.

Nur jede vierte medizinische Fachgesellschaft wird weiblich geführt

„47 Fachgesellschaften werden derzeit durch eine Präsidentin geführt. Das
ist ein Verhältnis von eins zu drei“, so Jahnke. Im Vergleich läge der
Frauenanteil im Medizinstudium seit Jahren bei über 60 Prozent. „Wir
müssen hier gezielt gegensteuern, um auf dem Weg nach oben nicht zu viele
kluge, engagierte Kolleginnen zu verlieren!“

„Die Gründe für diesen Missstand sind vielfältig, aber nicht neu“, weiß
DIVI-Generalsekretär Uwe Janssens, Direktor der Klinik für Innere Medizin
und Internistische Intensivmedizin im St.-Antonius-Hospital Eschweiler.
„Es gibt nach wie vor strukturelle Hürden – von intransparenten
Auswahlverfahren bis hin zu tradierten Rollenbildern, die Frauen doppelt
belasten und Karrieren erschweren. Gleichzeitig fehlen weibliche Vorbilder
und Netzwerke, die Frauen gezielt fördern – aber das lässt sich ändern,
wenn man gezielt daran arbeitet und wie durch unsere Analyse auch noch
einmal deutlich darauf gestoßen wird!“

Kulturwandel gefordert: mehr Mentoring, mehr Kongressbeteiligung

Die DIVI fordert einen tiefgreifenden Kulturwandel – nicht nur innerhalb
der eigenen Strukturen, sondern im gesamten System der medizinischen
Fachgesellschaften. „Mentoring-Programme, transparente Wahlprozesse,
familienfreundlichere Rahmenbedingungen, gezielte Ansprache und aktive
Beteiligung von Frauen auf Kongressen – all das sind Maßnahmen, die wir
konsequent umsetzen müssen“, unterstreicht Uwe Janssens mit Blick auf die
Zukunft.

Die DIVI habe mit Formaten wie „Empowered Women in Medicine“ und
paritätisch besetzten Gremien in der Jungen DIVI bereits einige wichtige
Impulse gesetzt, zeigt Louisa Jahnke auf. Auch ein Mentoring-Programm mit
Mentorinnen und Mentees wurde auf dem letzten DIVI-Kongress gestartet und
sehr gut angenommen. Zudem sei in diesem Jahr jedes Präsidentensymposium
paritätisch besetzt wie auch in Veranstaltungen, wie dem geplanten
Bürgerforum im Dezember, bewusst ein ausgewogenes Verhältnis von
Vortragenden zusammengestellt worden.

Noch ein weiter Weg: „Wir halten uns hier alle selbst den Spiegel vor!“

Die DIVI fasst sich mit Blick auf ihr Präsidium mit zehn Männern und zwei
Frauen aber auch an die eigene Nase: „Es ist noch ein weiter Weg!“, so
Präsident Hoffmann. „Aber wir haben angefangen und sind die ersten
Schritte bereits gegangen.“ In einer Podiumsdiskussion auf dem DIVI-
Kongress wird zudem genau das Thema Frauenförderung und Karrierewege mit
Alt und Jung sowie Frau und Mann diskutiert.

Hoffmann hatte im Januar zu Beginn seiner Präsidentschaft die Förderung
von Frauen zu einem seiner Schwerpunkte erklärt. „Die gesamte DIVI muss
sich weiterentwickeln – wie sehr viele andere Fachgesellschaften in
Deutschland ebenfalls! Wir halten uns hier alle selbst den Spiegel vor und
müssen dranbleiben!“

•       Das Paper „Anteil von Frauen in Vorständen und Präsidien von 183
Fachgesellschaften der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)“ kann open access bei der DMW
abgerufen werden: https://www.thieme-
connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-2618-0902.pdf

Hintergrund:

Die Analyse – und das darauf basierende Positionspapier – wurde durch ein
interdisziplinäres Team aus vier DIVI-Mitgliedern und einer Vertreterin
der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF) erstellt. Neben DIVI-Präsident Prof. Florian
Hofmann und DIVI-Generalsekretär Prof. Uwe Janssens waren die Vertreterin
der Jungen DIVI, Louisa Jahnke, sowie die Vertreterin der
Gesundheitsfachberufe im DIVI-Präsidium, Dr. Teresa Deffner, beteiligt.
Dr. med. Monika Nothacker unterstützte als stellv. Leiterin des AWMF-
Instituts für Medizinisches Wissensmanagement.

Originalpublikation:
https://www.thieme-
connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-2618-0902.pdf

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