Mindmaps und Virtual Reality – wie Technologie das Altern verstehen hilft: Wilhelm Woort-Stiftung verleiht Förderpreis
Die Wilhelm Woort-Stiftung für Alternsforschung zeichnet in diesem Jahr
zwei exzellente Wissenschaftlerinnen mit dem Wilhelm Woort-Förderpreis für
Alternsforschung aus: Stella Wernicke (University of Cambridge) und Dr.
Alexa Häger (RWTH Aachen/Forschungszentrum Jülich) erhalten die mit
insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung zu gleichen Teilen für ihre
innovativen Forschungsprojekte, die wesentliche Impulse zur Bewältigung
der gesellschaftlichen Herausforderungen des demografischen Wandels
leisten.
Stella Wernicke erforscht in ihrer Promotion am Department of Psychology
der University of Cambridge, wie sich kognitives Altern bei neurotypischen
Personen und bei Personen im Autismus-Spektrum auf das räumliche
Arbeitsgedächtnis auswirkt. In einer Reihe komplexer Studien, die die
Teilnehmenden teils zu Hause am Computer, teils im Labor in immersiver
virtueller Realität durchgeführt haben, untersucht sie multisensorische
Integration, altersbedingte Gedächtnisprozesse sowie Unterschiede zwischen
Menschen mit und ohne Autismus. Ihr Projekt verbindet experimentelle
Psychologie mit innovativen Technologien der virtuellen Realität, um
älteren Menschen durch ein besseres Verständnis von kognitiven
Alterungsprozessen mehr Selbstwirksamkeit und gesellschaftliche Teilhabe
zu ermöglichen. Ein besonderer Fokus des Projekts liegt dabei auf dem
Einfluss dieser Alterungsprozesse auf untypische Denk- und
Wahrnehmungsweisen, die insbesondere mit Autismus in Verbindung gebracht
werden.
Stella Wernicke studierte Psychologie, Computerlinguistik und
Ostasienwissenschaften an der Universität Heidelberg und an der University
of Cambridge und arbeitete unter anderem an der TU München und an der
Bangor University, UK.
Privatdozentin Dr. Alexa Häger, Fachärztin für Neurologie, widmet sich der
Erforschung metabolischer Veränderungen im alternden Gehirn mittels
hochauflösender Bildgebungsverfahren. In ihrem Projekt „MINDMAPS“
analysiert sie Daten der SENIOR-Langzeitstudie in Zusammenarbeit der RWTH
Aachen/FZ Jülich und dem NeuroSpin-Zentrum in Paris/Saclay, um frühzeitige
energetische Veränderungen im Gehirn zu identifizieren, die auf ein
erhöhtes Demenzrisiko hinweisen können. Mit Hilfe von 23Na-MRT unter 7
-Tesla-Bedingungen untersucht sie neurodegenerative Prozesse auf
zellulärer Ebene – ein Ansatz, der neue Perspektiven für Prävention und
Früherkennung eröffnet.
Dr. Alexa Häger forschte unter anderem am renommierten NeuroSpin-Zentrum
in Paris/Saclay, ist in der Sektion Translationale Neurodegeneration der
RWTH Aachen tätig und hat kürzlich ihre Habilitation auf diesem Gebiet
abgeschlossen. Ihr wissenschaftlicher Fokus liegt auf der Differenzierung
zwischen gesundem Altern und neurodegenerativen Erkrankungen durch
bildgebende Verfahren, insbesondere in Kombination mit Lebensstilfaktoren
wie körperlicher Aktivität.
Der Beirat der Wilhelm Woort-Stiftung würdigt mit der diesjährigen
Preisvergabe zwei komplementäre Forschungsprojekte: Während Frau Wernickes
Grundlagenarbeit kognitive Mechanismen in Alltagssituationen simuliert und
Impulse für technikgestützte Trainings bietet, adressiert Frau Dr. Hägers
klinisch orientierte Forschung neurobiologische Frühindikatoren von
Demenz. Die Auswahl erfolgte einstimmig und unterstützt die Förderungen im
Bereich von Early Career wie im Bereich von Mid-Career Projekten. Aufgrund
der hohen Qualität beider Projekte wurde das Preisgeld in diesem Jahr
einmalig von 20.000 auf 25.000 Euro aufgestockt.
Die Wilhelm Woort-Stiftung für Alternsforschung, gegründet 1971 vom
Wiesbadener Bankier Wilhelm Woort unter dem Dach des Stifterverbandes,
fördert wissenschaftliche Innovationen zur Verbesserung der Lebensqualität
älterer Menschen. Mit dem Wilhelm Woort-Förderpreis werden Projekte
ausgezeichnet, die praxisrelevante Beiträge zur geriatrischen Versorgung,
Prävention, Rehabilitation, Autonomie und Teilhabe leisten.
Die Preisverleihung findet im Rahmen der zweitägigen Fachtagung „Altern
über die Lebensspanne“ der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und
Geriatrie (DGGG) statt:
am 18. September 2025
ab 10 Uhr
Ernst-Abbe-Hochschule Jena
Carl-Zeiß-Promenade, Haus 5
07745 Jena