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Für mehr Lebensjahre: Deutschland braucht den Herz-Kreislauf- Gesundheitscheck

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Deutschland braucht standardisierte Vorsorgeprogramme zur Prävention von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Todesursache Nummer eins. Deutsche
Herzstiftung und Deutsche Gesellschaft für Kardiologie setzen sich für
regelmäßigen Herz-Kreislauf-Gesundheitscheck im besten Fall ab 35 und
spätestens ab 50 ein



Wie die aktuellen Zahlen des Deutschen Herzberichts – Update 2025 zeigen,
ist die Sterblichkeit durch die Koronare Herzkrankheit mit rund 120.000
Sterbefällen (davon Herzinfarkt rund 44.000 Herzinfarkttote) in
Deutschland absolut betrachtet viel zu hoch. Als Folge von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen verliert außerdem die Bevölkerung in Deutschland Lebensjahre.
Besonders Defizite in Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen sind der Grund dafür, dass Deutschland in der Lebenserwartung
trotz hoher Gesundheitsaufwendungen im Vergleich zu anderen
westeuropäischen Ländern nur hintere Ränge (unter 16 Ländern Rang 14 bei
den Frauen/Rang 15 bei den Männern) belegt. Auch hat Deutschland seinen
Rückstand auf die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im
restlichen Westeuropa auf 1,7 Jahre vergrößert (1). Kardiologen sind
besorgt und alarmiert. Und die Zeit für konkrete Maßnahmen drängt. „Mit
dem Alter steigt auch die Häufigkeit von Herzkrankheiten wie koronare
Herzkrankheit (KHK), Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen wie
Vorhofflimmern stetig an und damit auch das Risiko für schwerwiegende
Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall und plötzlicher Herztod. Je
früher wir aktiv mit gezielter Prävention und Früherkennung vorsorgen,
desto besser“, erklärt der Kardiologe Prof. Dr. Stephan Baldus, Mitglied
im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung anlässlich der
Vorstellung des neuen Deutschen Herzberichts – Update 2025
(www.herzstiftung.de/herzbericht). Warum eine flächendeckende Initiative
für einen Herz-Kreislauf-Gesundheitscheck im besten Fall ab 35 und
spätestens ab dem 50. Lebensjahr so dringlich ist, zeigen allein schon die
Zahlen: „Die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit ist deutlich erhöht bei der
Bevölkerung über 65 Jahre: bei Menschen im Alter von 65 bis 69 Jahren
sogar über 60-fach höher als bei 25- bis 29-Jährigen“, erklärt der
Direktor der Klinik für Kardiologie im Herzzentrum der Uniklinik Köln.
Leider seien die Präventionsbemühungen hierzulande nur unzureichend, so
Baldus. Über den Herz-Kreislauf-Gesundheitscheck informiert die aktuelle
Ausgabe der Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ heute (Ausgabe 3/2025).

„Weil Deutschlands überdurchschnittlich hohe Herz-Kreislauf-Sterblichkeit
mit über 348.300 Todesfällen im Jahr 2023 – das ist jeder dritte
Sterbefall – vor allem Defiziten in der Prävention geschuldet ist,
brauchen wir standardisierte Vorsorgeprogramme für Herz-Kreislauf-
Erkrankungen für Menschen im besten Fall ab 35 und spätestens ab dem 50.
Lebensjahr“, fordert der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der
Deutschen Herzstiftung Prof. Dr. Heribert Schunkert. Der Direktor der
Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am TUM Klinikum Deutsches
Herzzentrum München und Prof. Baldus, ehemaliger Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK), machen
sich deshalb für bundesweite Anstrengungen zur Prävention mit
Unterstützung aller gesellschaftlichen Gruppen des Gesundheitssystems, der
Krankenkassen und der Politik stark. Beide sehen in einer besseren
Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und in mehr öffentlichem Bewusstsein
für die Gefahr durch Herz-Kreislauf-Leiden den entscheidenden Hebel für
Deutschland, „wieder den Anschluss an den bereits in anderen europäischen
Ländern erreichten Stand der Herz-Kreislauf-Vorsorge zu gewinnen“.
Besonders im Fokus dabei haben die Herzspezialisten sozial schwächere
Bevölkerungsgruppen. Sie profitierten besonders von
Vorsorgeuntersuchungen, „weil der sozioökonomische Status das Auftreten
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich beeinflusst“. Infos der
Herzstiftung zur Prävention:  <https://herzstiftung.de/herzgesund-leben>

Effektiv auch im mittleren Alter: Aktiv vorsorgen und über zehn Jahre
länger leben
Wer im Alter von 50 Jahren einen normalen Blutdruck, normale
Cholesterinwerte und ein gesundes Körpergewicht hat, nicht raucht und
nicht an Diabetes erkrankt ist, bleibt im Vergleich zu Personen mit allen
fünf Risikofaktoren länger von Herzkrankheiten verschont und lebt
insgesamt länger: Frauen ohne Risikofaktoren sterben 14,5 Jahre später als
Personen, die im mittleren Alter alle fünf Risikofaktoren aufweisen;
Männer 11,8 Jahre (2). Hinzu kommt: Kardiovaskuläre Prävention umfasst
zusätzlich auch Begleit- und Folgeerkrankungen wie Demenz,
Nierenfunktionsstörungen oder pAVK. Dementsprechend sollte eine Vorsorge
ab dem 35. Lebensjahr und spätestens ab 50 die folgenden Untersuchungen
enthalten:

Blutdruck messen, Bluthochdruck behandeln
Ein hoher Blutdruck ist der wichtigste und häufigste beeinflussbare
Risikofaktor für Herzkrankheiten wie Herzschwäche oder Vorhofflimmern.
Bluthochdruck verursacht typischerweise keine Beschwerden. Deshalb sollte
der Blutdruck regelmäßig gemessen und ein Bluthochdruck effektiv
eingestellt werden.

Rauchen beenden
Etwa jeder fünfte Herz-Kreislauf-Todesfall geht laut
Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit auf das Rauchen zurück. Vor
allem die Raucherentwöhnung sollte zwingender Bestandteil der Herz-
Kreislauf-Vorsorge sein. Ein generelles Angebot für Programme zur
Raucherentwöhnung besteht in Deutschland aktuell nicht. Krankenkassen
bezuschussen zwar zertifizierte Entwöhnungskurse (Verhaltenstherapien),
das ärztliche Verordnen von Ersatzprodukten wie Nikotinpflaster zählt
jedoch bislang nicht zur üblichen Kassenleistung. Anders in europäischen
Ländern wie etwa Großbritannien: Dort bietet das nationale
Gesundheitssystem kostenlose Programme zur Raucherentwöhnung an und stellt
Nikotinersatzprodukte kostenlos oder zu einem geringen Preis zur
Verfügung.

Körpergewicht kontrollieren
Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) sind unabhängige
Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das gilt besonders für das
(viszerale) Fettgewebe in der Bauchhöhle rund um die inneren Organe und
das auf der Oberfläche des Herzens liegende (epikardiale) Fettgewebe, die
entzündliche Prozesse und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
Ein regelmäßiges Bestimmen des Taillenumfangs im Verhältnis zur
Körpergröße oder des Body-Mass-Index (BMI) hilft, das individuelle Risiko
frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

EKG aufzeichnen
Das Aufzeichnen der elektrischen Aktivität des Herzens
(Elektrokardiogramm, EKG) ermöglicht es, Herzrhythmusstörungen zu
erkennen. Wird beispielsweise Vorhofflimmern
– die häufigste Rhythmusstörung – rechtzeitig erkannt und behandelt, lässt
sich das Risiko für einen Schlaganfall infolge des Vorhofflimmerns um bis
zu 70 Prozent senken.

LDL-Cholesterin bestimmen
Ein erhöhter Wert für das LDL-Cholesterin ist der wichtigste Risikofaktor
für die Atherosklerose („Arterienverkalkung“) mit ihren schweren Folgen
wie Herzinfarkt. Welchen LDL-Zielwert der Einzelne aufgrund seines Alters
und seiner Krankengeschichte erreichen sollte, lasst sich mit speziellen
Risikotabellen bestimmen. Ob künftig zur Vorsorge auch der Wert des
überwiegend genetisch bedingten Blutfettes Lipoprotein(a), kurz Lp(a), in
die Herz-Kreislauf-Vorsorgeuntersuchung einbezogen werden sollte, ist
derzeit noch offen. Empfohlen wird Lp(a) einmal im Leben messen zu lassen.

Blutzucker messen
Der sogenannte HbA1c-Wert bildet den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel
der letzten acht bis zwölf Wochen ab (Langzeitblutzuckerwert). Er dient
zur Diagnose der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus oder ihrer Vorstufe
(Prädiabetes). Mit einem erhöhten HbA1c-Wert steigt auch das Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Nierenfunktion beurteilen
Häufige Begleiter von Herz-Kreislauf-Leiden sind chronische
Nierenerkrankungen. Sie erhöhen das Risiko für Komplikationen und somit
die Sterblichkeit. Eine eingeschränkte Funktion der Nieren lasst sich mit
Laboruntersuchungen (Blut und Urin) erkennen. Das ist nicht nur für die
Prognose der Herz-Kreislauf-Erkrankung wichtig – auch das Fortschreiten
einer Nierenerkrankung lässt sich mittlerweile erfolgreich medikamentös
aufhalten.

Vorsorgeuntersuchungen: Warum hier selten, in Großbritannien häufiger
genutzt?
Zwar bietet das deutsche Gesundheitssystem für gesetzlich Versicherte
flächendeckend zugängliche und kostenfreie Vorsorgeuntersuchungen wie
beispielsweise den einmaligen Gesundheits-Check zwischen 18 und 34 Jahre
und ab 35 Jahren alle drei Jahre einen Check-Up, der auf kardiovaskuläre
Risikofaktoren inklusive Diabetes zielt. Jedoch würden nur wenige
Versicherte die Chancen zur Vorsorge wahrnehmen, betonen die Kardiologen
Prof. Schunkert und Prof. Baldus. In der aktuellen Ausgabe von HERZ heute
demonstrieren Baldus und Mitautorin Dr. Laura Di Benedetto, ebenfalls am
Herzzentrum der Uniklinik Köln, warum andere europäische Länder
Vorbildcharakter für regelmäßige Vorsorgeprogramme zur Senkung der Herz-
Kreislauf-Sterblichkeit haben. In Großbritannien etwa werden in einem
Programm zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes,
Nierenerkrankungen und Demenz Erwachsene zwischen 40 und 74 Jahren alle
fünf Jahre eingeladen, an einer Untersuchung teilzunehmen. „Mit den so
gewonnenen Gesundheitsdaten lässt sich die individuelle Gefährdung
berechnen, in den nächsten zehn Jahren eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu
erleiden. Dem Risiko entsprechend folgen eine individuelle Beratung und
Therapie“, bringt die Kölner Ärztin Dr. Di Benedetto das Prinzip auf den
Punkt.
(wi)

Weitere Infos zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
https://herzstiftung.de/cholesterin
https://herzstiftung.de/bluthochdruck
https://herzstiftung.de/herzgesund-leben
https://herzstiftung.de/rauchen-aufhoeren

Literatur
Di Benedetto, Laura, Baldus, Stephan, Aktiv vorsorgen!, HERZ heute 2025;
3, 22-25
(1)     Jasilionis D, van Raalte AA, Klüsener S, Grigoriev P. The
underwhelming German life expectancy. Eur J Epidemiol 2023;38:839-850.
(2)     Magnussen C. et al. (2025): Global Effect of Cardiovascular Risk
Factors on Lifetime Estimates. doi: 10.1056/NEJMoa2415879

Service: Der Deutsche Herzbericht – Update 2025 ist kostenfrei als ePaper
mit vielen weiteren Infos abrufbar unter: www.herzstiftung.de/herzbericht
Infos für Herz-Kreislauf-Patienten bietet die Herzstiftung unter
<www.herzstiftung.de>

HerzFit – Gesund blieben mit dem Smartphone: Die HerzFit-App bestimmt das
Herzalter und hilft dem Herzinfarkt vorzubeugen. Die App ist kostenfrei im
Apple- oder Google Play Store erhältlich. Infos zur HerzFit-App sind unter
<www.herzstiftung.de/herzfit-app> abrufbar.

Herzinfarkt-Risikotest: Die Herzstiftung bietet unter
<www.herzstiftung.de/risiko> einen kostenfreien Herzinfarkt-Risikotest an.

Service: Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ heute
Mehr Informationen rund um die Effekte der Prävention bietet die
Herzstiftung in der Ausgabe 3/2025 ihrer Zeitschrift HERZ heute mit dem
Titel „Mehr Leben wagen Prävention: So schütze ich Herz und Kreislauf“.
Ein Probe-Exemplar dieser Ausgabe kann kostenfrei unter Tel. 069
955128-400 oder unter <https://herzstiftung.de/bestellung> angefordert
werden.

Der Deutsche Herzbericht – Update 2025 ist kostenfrei als ePaper mit
vielen weiteren Infos abrufbar unter:
<https://herzstiftung.de/herzbericht>

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