iere und Pflanzen als politische Akteure
Neue Stipendiatinnen und Stipendiaten beschäftigen sich mit planetarer
Demokratie – Abschlussjahrgang des Fellowship-Programms am Panel on
Planetary Thinking. Politische Entscheidungen haben nicht nur Einfluss auf den Menschen,
sondern auch Konsequenzen für Tiere, Pflanzen und den ganzen Planeten. Die
Frage, wie demokratische Prozesse auch Interessen jenseits der Menschheit
gerecht abbilden können, beschäftigt zunehmend auch die Forschung.
Welche
Rolle spielen Tiere, Pflanzen, Meere oder Gletscher in der Politik? Und
welche Institutionen braucht es, um Demokratie nicht nur unter Menschen,
sondern mit dem Planeten zu praktizieren? Mit diesen Fragen beschäftigen
sich die neuen internationalen Gäste („Fellows“) im Planetary Scholars &
Artists in Residence Program, am „Panel on Planetary Thinking“ der Justus-
Liebig-Universität Gießen (JLU). Es handelt sich gleichzeitig um den
Abschlussjahrjang des vierjährigen Fellowship-Programms.
Fellows im Wintersemester:
- Dr. Angela Snæfellsjökuls, kanadisch-isländische Ökologin,
Aktivistin, Künstlerin und Autorin, Projekt Glacial Vocabulary. Sie
beschäftigt sich mit der Frage, wie die nicht-menschliche Natur in
politische Prozesse einbezogen werden kann.
- Prof. Eva Meijer, niederländische Philosophin, Wissenschaftlerin,
Künstlerin, Schriftstellerin und Musikerin, Projekt Multispecies
Assemblies. Sie forscht an der Universität Amsterdam und ist Co-
Vorsitzende der niederländischen Arbeitsgruppe für Tierphilosophie.
- Prof. Milja Kurki, britisch-finnische Politologin aus Wales. Ihre
Arbeit verbindet internationale Politik mit kosmologischen Fragen und der
Entwicklung von Demokratiekonzepten. In Gießen arbeitet sie an ihrem
Buchprojekt Exploring the Wheres and Hows of Planetary Multispecies
Politics.
- Dr. Stefan Pedersen, politischer Theoretiker an der University of
Sussex in Großbritannien, Projekt Biospheric Politics and Planetary
Democracy. Seine Forschung verbindet internationale politische Theorie mit
globaler Umweltpolitik.
- Sophie von Redecker, Ganzjahres-Fellow und seit dem Sommersemester
2025 am Panel, führt ihr Projekt Planetary Agency Within the Human – An
Un/learning Through Peasant Knowledges im Winter fort und bietet am 24.
Oktober 2025 auf dem Gladbacherhof den Workshop „Soil Translations“ an.
Vom 18. bis 20. November 2025 werden die neuen Stipendiatinnen und
Stipendiaten gemeinsam mit ehemaligen Fellows und internationalen Gästen
zur Abschlusstagung „From Relations to Politics: Pathways Toward a
Planetary Praxis“ im Schloss Rauischholzhausen zusammenkommen. Das Ziel
der Konferenz ist es, eine Forschungsagenda rund um den Themenkomplex
„Planetare Politik“ zu entwickeln – als Abrundung des vierjährigen
Programms und zugleich als Auftakt für zukünftige transdisziplinäre
Forschung. Gäste können mit Voranmeldung teilnehmen; das Programm wird zu
Beginn des Wintersemesters veröffentlicht.
Das Panel on Planetary Thinking regt ganzheitliche Perspektiven in
Forschung und Lehre rund um das Thema Nachhaltigkeit an. Dazu arbeitet es
jenseits disziplinärer Grenzen an Projekten zu Planet-Mensch-Beziehungen.
In den ersten drei Jahren des Stipendienprogramms wurden die theoretischen
Grundlagen des Planetaren – Planetary Materials, Planetary Spaces und
Planetary Times – untersucht. Der Abschlussjahrgang 2025 widmet sich der
praktischen Umsetzung: Welche politischen Strukturen braucht es, um
Politik mit der Erde zu betreiben?
Prof. Dr. Frederic Hanusch, wissenschaftlicher Direktor des Panels und
Professor für Planetaren Wandel und Politik an der JLU, erklärt: „Die
aktuellen Fellowship-Projekte verdeutlichen, wie vielfältig die Wege in
eine planetare Politik sind – von der Entwicklung neuer Vokabulare über
artenübergreifende Versammlungsmodelle bis hin zu politiktheoretischen
Grundlagen. Mit der Abschlusskonferenz im November möchten wir diese Pfade
bündeln und zusammen mit unseren internationalen Partnern den Grundstein
für zukünftige Forschung legen.“
„Gegründet haben wir das Panel im Jahr 2020 – wir blicken auf insgesamt
fünf Jahre gemeinsamer Forschung am Planetaren zurück; das Fellowship-
Programm hat dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet“, bilanziert Prof.
Dr. Claus Leggewie, Inhaber der Ludwig Börne Professur der JLU. Dr. Liza
B. Bauer, wissenschaftliche Geschäftsführerin des Panels, ergänzt: „Im
Rahmen des Programms konnten wir Forschende und Kunstschaffende in der
Umsetzung innovativer Ideen unterstützen und neue Denkansätze an der
Universität und darüber hinaus anregen. Wir freuen uns auf einen krönenden
Abschluss und laden alle Interessierte herzlich ein, dabei zu sein.“
Termine
24. Oktober 2025: Workshop „Soil Translations“ von Sophie von Redecker am
Gladbacherhof (Online-Ankündigung folgt in Kürze).
18.–20. November 2025: Abschlusskonferenz „From Relations to Politics:
Pathways toward a Planetary Praxis“ im Schloss Rauischholzhausen (Programm
ab Wintersemester).