Gefahr im Wald und auf der Wiese: Deutsche Leberstiftung warnt vor dem Verzehr giftiger Pilze
Nach Ansicht von Pilzexperten gibt es streng genommen keine
feste „Pilzsaison“: Pilze wachsen das ganze Jahr über. Der sichtbare
Schwerpunkt im Spätsommer und somit die klassische Zeit für Pilzsammler im
Herbst ist vor allem durch das Wetter bedingt. Viele Menschen zieht es
dann in die Wälder und auf die Wiesen – auf der Suche nach frischen
Speisepilzen. Diese eigentlich harmlosen Naturerlebnisse können
lebensbedrohliche Folgen haben: Immer wieder kommt es zu Pilzvergiftungen,
die insbesondere die Leber schwer schädigen können.
Die Deutsche
Leberstiftung warnt eindringlich vor den Gefahren durch den Verzehr
unbekannter oder falsch bestimmter Pilze.
„Bereits der Verzehr eines einzigen Giftpilzes kann ausreichen, dass die
hitzestabilen Toxine nach der Aufnahme im Magen-Darm-Trakt über den
Blutkreislauf in die Leber gelangen und ein akutes Leberversagen
auslösen“, erklärt Prof. Dr. Markus Cornberg, Medizinischer
Geschäftsführer der Deutschen Leberstiftung. „Besonders gefährlich ist der
Grüne Knollenblätterpilz. Sein wissenschaftlicher Name lautet Amanita
phalloides, er ist einer der giftigsten Pilze Europas und auch in
Deutschland für mehr als 90 Prozent aller tödlich verlaufenden
Pilzvergiftungen verantwortlich. Seine lebensbedrohliche Wirkung geht
insbesondere auf das hochgiftige α-Amanitin zurück. Je nach Toxingehalt
kann bereits eine Menge von fünf bis 50 Gramm Frischpilz tödlich sein –
bei Kindern und älteren Menschen können schon deutlich kleinere Mengen
lebensgefährlich werden.“
Pilzexperten warnen vor falschen Bestimmungsregeln
Beim Sammeln von Pilzen ist besondere Vorsicht geboten. Fachleute raten,
selbst gesammelte Pilze nur dann zu verzehren, wenn man sich sehr gut
auskennt und absolut sicher ist. Und sie warnen eindringlich davor, sich
allein auf Pilzbestimmungsbücher oder Apps zu verlassen. Anhand von Fotos
lassen sich viele Arten kaum sicher unterscheiden. Auch vermeintlich
bewährte Methoden zur Unterscheidung essbarer und giftiger Pilze sind
irreführend: Weder Verfärbungen von mitgekochten Silberlöffeln oder
Zwiebeln noch Fraßspuren von Tieren geben verlässliche Hinweise auf die
Ungiftigkeit. So wird der für Menschen tödlich giftige Grüne
Knollenblätterpilz beispielsweise von Schnecken problemlos vertragen.
Die Deutsche Leberstiftung rät allen Pilzsammlern, sich sehr gründlich
über Pilzarten zu informieren. Wer nicht über langjährige Erfahrung und
fundiertes Pilzwissen verfügt, sollte unbedingt einen Experten,
vorzugsweise einen Pilzsachverständigen, zu Rate zu ziehen – oder noch
besser gleich auf geprüfte Speisepilze aus dem Handel zurückgreifen. Eine
durch Giftpilze ausgelöste Lebervergiftung ist eine ernstzunehmende
medizinische Notlage, die unter Umständen tödlich enden kann.
Symptome, Risiken und richtige Maßnahmen bei Pilzvergiftung
Pilzvergiftungen sind oft schwer zu erkennen, da die Symptome sehr
unterschiedlich ausfallen können und nicht immer sofort auftreten.
Besonders heimtückisch sind Gifte wie beispielsweise jene des Grünen
Knollenblätterpilzes: Die Beschwerden setzen häufig erst viele Stunden
nach dem Verzehr ein, wenn die giftigen Substanzen bereits aus dem Magen-
Darm-Trakt aufgenommen und über die Blutbahn in die Leber gelangt sind.
Dort können sie schwerste Schäden verursachen, bis hin zu akutem Leber-
und Multiorganversagen.
Ein Anstieg der Leber- und Nierenwerte deutet auf eine systemische
Vergiftung hin. Da sich viele Betroffene nicht mehr genau an die
gegessenen Pilze erinnern, ist die Diagnose oft erschwert. Um sie zu
erleichtern, sollten im Ernstfall Reste der Pilzmahlzeit zusammen mit
eventuell vorhandenem Erbrochenem dem behandelnden Arzt übergeben werden.
Typische Symptome einer Pilzvergiftung sind unter anderem Übelkeit,
Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüche und Benommenheit. Wer nach dem
Verzehr von Pilzen entsprechende Anzeichen bemerkt, sollte umgehend
ärztliche Hilfe aufsuchen oder den Notarzt rufen. Auch die Kontaktaufnahme
zu einem Giftinformationszentrum kann hilfreich sein. Eine schnelle
Behandlung ist entscheidend, da die Zersetzung des Lebergewebes mit der
Zeit fortschreitet. Kann dieser Prozess nicht mehr gestoppt werden, bleibt
oft nur noch eine Lebertransplantation als letzte lebensrettende Maßnahme,
bevor weitere Organe wie die Nieren versagen.
Mit Expertenhilfe Pilze sicher bestimmen
Unerfahrenen Pilzsammlern wird empfohlen, an einer geführten Exkursion mit
einem Pilzexperten teilzunehmen. Zudem ist es sinnvoll, die gesammelten
Pilze vor dem Verzehr von einem Pilzsachverständigen prüfen zu lassen. So
gibt es speziell ausgebildete Pilzsachverständige, die die Funde
begutachten und grünes Licht für den Verzehr geben. Auf der Website der
Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) kann man gezielt nach solchen
Experten suchen. Viele Städte richten zur Pilzsaison zudem spezielle
Beratungs- und Kontrollstellen ein, an denen Fachleute Auskunft geben.
Informationen zu diesen Angeboten erhält man bei der jeweiligen Stadt-
oder Gemeindeverwaltung.
Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen
und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch
Forschungsförderung, Forschungsvernetzung und wissenschaftliche Projekte
zu verbessern. Mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung
die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher
erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet
außerdem Information und Beratung in medizinischen Fragen. Auf der Website
finden Sie umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für Betroffene,
Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter: https://www
.deutsche-leberstiftung.de.