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Einsamkeit bei der Prävention besser mitdenken

Dr. Alexia Zurkuhlen, Vorständin des Kuratoriums Deutsche Altershife (KDA), fordert, das Thema Einsamkeit mehr in den Fokus zu rücken.  Copyright: KDA
Dr. Alexia Zurkuhlen, Vorständin des Kuratoriums Deutsche Altershife (KDA), fordert, das Thema Einsamkeit mehr in den Fokus zu rücken. Copyright: KDA
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals einen Bericht über
Einsamkeit und ihre Folgen herausgegeben. Demnach birgt der tief
empfundene, unfreiwillige Kontaktmangel unter anderem erhebliche Risiken
für die Gesundheit. „Das Thema Einsamkeit und seine Folgen wird in
Deutschland über die Generationen hinweg noch unterschätzt“, ist Dr.
Alexia Zurkuhlen, Vorstandsvorsitzende des Kuratoriums Deutsche
Altershilfe (KDA), sicher. Sie fordert, das mögliche Vorliegen von
Einsamkeit bei der Prävention stärker zu berücksichtigen.



Laut WHO ist Einsamkeit für nahezu 880 000 Todesfälle pro Jahr weltweit
verantwortlich. „Das Thema Einsamkeit und seine Folgen wird in Deutschland
über die Generationen hinweg noch unterschätzt“, ist Dr. Alexia Zurkuhlen,
Vorstandsvorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), sicher.
Während und nach Corona seien junge Leute und ältere Menschen - letztere
insbesondere in Pflegeeinrichtungen - in den Fokus gekommen. Der aktuelle
Deutsche Alterssurvey zeige aber, so Zurkuhlen, dass sich Menschen in der
Lebensmitte einsamer fühlen als Menschen im Rentenalter.

„Dieses Ergebnis mag erst einmal überraschen“, sagte Zurkuhlen. „Es muss
uns aber alarmieren. Wir sollten frühzeitig gegensteuern“, forderte sie
mit Blick auf die Folgen, die Einsamkeit unter anderem für die Gesundheit
haben kann. „Wir müssen mit dem Thema viel offensiver umgehen und
Einsamkeit auch in der Prävention stärker mitdenken“, forderte die KDA-
Vorständin. Hier sollten Kontaktstellen wie Praxen, Apotheken,
Gesundheits- und Sozialämter, lokale Beratungsstellen sowie Vereine
eingebunden werden. „Ein guter Ansatz bietet sich etwa, wenn jemand Freude
am ehrenamtlichen Engagement hat“, so Zurkuhlen. Manchmal müsse man auf
Möglichkeiten hingewiesen werden, konkrete Zugangsmöglichkeiten sollten
aufgezeigt werden.

Viele Menschen im mittleren Alter fühlen sich einsam

Etwa jede elfte befragte Person ab 43 Jahren fühlte sich „sehr einsam“.
Dabei fühlen sich die ab 76-Jährigen durchschnittlich weniger einsam als
die Gruppe der 43- bis 55-Jährigen. Neben Alter und Geschlecht spielt der
sozio-ökonomische Status – abgebildet über Einkommen und Erwerbsstatus -
eine wichtige Rolle. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des Deutschen
Alterssurveys, die das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) im Auftrag
des Bundesfamilienministeriums zum Thema Einsamkeit vorgenommen hat.

Der Druck, unter dem die „Sandwich-Generation“ zwischen Kindererziehung,
familiären Verpflichtungen, beruflichem Anspruch, Engagement und in nicht
wenigen Fällen der Pflege eines Angehörigen oder Freundes stehe, könne
leicht zu einem Gefühl von „einsamem Funktionieren“ führen, gab Zurkuhlen
zu bedenken. Das gelte ganz besonders für alleinerziehende Elternteile und
Personen, die neben dem Beruf eine private Pflegeverantwortung haben. Auch
die WHO-Studie nennt diese Gruppen ausdrücklich. „Hier liefern unsere
Projekte unmissverständlich die Erkenntnis, dass die Betreuung eines An-
oder Zugehörigen zwar oft selbstverständlich ist, aber tatsächlich auch
sehr einsam machen kann, unabhängig vom eigenen Alter“, bestätigte die
KDA-Vorständin.

Einsamkeitsfallen aufbrechen

Wichtig ist Zurkuhlen, klarzustellen, dass Einsamkeit nicht Alleinsein
meint. Einsamkeit beschreibe vielmehr ein individuelles Empfinden und
Erleben. Während das Alleinsein durchaus als Pause vom Alltagstrubel
propagiert werde, unterliege Einsamkeit „weitgehend einem
gesellschaftlichen Tabu“, so Zurkuhlen. „Dies müssen wir aufbrechen und
offensiv sowie präventiv Einsamkeitsfallen angehen“, forderte Zurkuhlen.
Das subjektive Erleben von Einsamkeit sei eine „existenzielle und
schmerzvolle Erfahrung“ mit vielfältigen Auswirkungen auf Psyche und
Körper, aber auch auf das Verhalten im sozialen Umfeld.

Die Wissenschaftler der WHO haben für den Einsamkeits-Report weltweit
Studien ausgewertet. Allein zu sein, ist demnach mit einem etwa 30 Prozent
erhöhtem Risiko für einen vorzeitigen Tod verbunden, wobei allerdings die
Daten vor allem aus wohlhabenden Staaten stammen. Ebenfalls um bis zu 30
Prozent steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Gefahr
eines kognitiven Abbaus im Alter sei bei den Betroffenen um etwa 15
Prozent erhöht - bei der Alzheimererkrankung kann die Wahrscheinlichkeit
sogar um bis zu 70 Prozent ansteigen. Auch ein Zusammenhang zwischen
Einsamkeit und psychischen Leiden wie Depressionen,
Abhängigkeitserkrankungen und Suizidalität wird gesehen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Alexia Zurkuhlen, Vorstandsvorsitzende des Kuratoriums Deutsche
Altershilfe (KDA): Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Originalpublikation:
https://kda.de/einsamkeit-bei-der-praevention-staerker-mitdenken/

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