Seltene Wildbiene im Botanischen Garten der Universität Regensburg entdeckt

Erfolg für insektenfreundliche Pflegepraktiken Der Fund einer seltenen und vom Aussterben bedrohten Wildbiene sorgt im
Botanischen Garten der Universität Regensburg für große Freude: Während
einer Führung im Rahmen der Woche der Botanischen Gärten entdeckte
Biologiestudent Jonas Strenz eine ungewöhnliche Biene.
Die Bestimmung
durch Robert Zimmermann (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für
Zoologie) ergab: Es handelt sich um ein Weibchen der seltenen
Blattschneiderbiene Megachile genalis – ein Fund von überregionaler
Bedeutung.
Bienenart vom Aussterben bedroht
Diese Bienenart wird auf der Roten Liste Bayerns als vom Aussterben
bedroht eingestuft und stellt hohe Ansprüche an ihren Lebensraum.
Besonders entscheidend ist das Vorhandensein von offenen, warmen und
nährstoffarmen Standorten, an denen spezielle Pollenpflanzen wachsen –
bevorzugt Korbblütler wie Disteln oder die Skabiosen-Flockenblume
(Centaurea scabiosa). Auch für die Nestanlage ist M. genalis wählerisch:
Die Weibchen nutzen hohle Pflanzenstängel, in denen sie ihre Brutzellen
anlegen und darin überwintern – ein Lebenszyklus, der eng mit der Struktur
und Pflege der Vegetation verknüpft ist. Als Blattschneiderbiene benötigt
die Art schließlich noch Blattstücke, die sie selbst von geeigneten
Pflanzen abschneidet. Im Botanischen Garten wurde sie dabei an Himbeere
und Brombeere (Rubus spp.) beobachtet (Abbildung 1). Die Stücke werden zum
Auskleiden des Nests genutzt, was die Larven vermutlich vor Schimmelbefall
und Parasiten schützt. Über eine Ruhelarve entwickeln sie sich im hohlen
Stängel bis zur nächsten Saison zur adulten Wildbiene. Daher ist die Art
besonders anfällig für Pflegemaßnahmen, die solche Strukturen entfernen.
Biologiestudent entdeckt bedrohte Bienenart
„Während der Führung durch den Botanischen Garten fiel mir eine große
Wildbiene auf, die sich seltsamerweise für die Stängel einer Küchenzwiebel
zu interessieren schien“, so Jonas Strenz. Durch seine lange
Zusammenarbeit mit dem Wildbienenexperten Robert Zimmermann im
„Arbeitskreis Wirbellose“ erkannte er, dass es sich hierbei um etwas
Besonderes handeln musste. „Die Nistweise dieser Art ist in Mitteleuropa
einzigartig“ so Zimmermann, der sich vom Fund ebenso begeistert zeigte.
Der Fund im Botanischen Garten ist daher nicht nur ein Glücksfall, sondern
bestätigt auch den eingeschlagenen Weg in der Gartenpflege: Seit dem
vergangenen Winter lässt das Gartenpersonal einen Großteil der Stauden bis
ins Frühjahr stehen, um Insekten Überwinterungsmöglichkeiten zu bieten –
ein bewusster Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt.
Gartenpflege-Maßnahmen tragen Früchte
„Dass sich diese Maßnahme jetzt direkt durch den Fund einer solch
anspruchsvollen und bedrohten Art bestätigt, ist für uns ein motivierendes
Signal“, so Lena Knott, die Technische Leitung des Gartens. „Wir sehen
darin eine klare Bestärkung, insektenfreundliche Maßnahmen weiter
auszubauen und gleichzeitig wichtige Erkenntnisse für den Artenschutz zu
gewinnen.“
Bereits 2022 wurde Megachile genalis im Botanischen Garten München-
Nymphenburg nachgewiesen – seither gilt sie dort als Symbol für gelungene
Biodiversitätsförderung im urbanen Raum. Der aktuelle Fund in Regensburg
unterstreicht erneut, welch wichtige Rolle Botanische Gärten im
Artenschutz spielen können. Dank ihrer Strukturvielfalt, extensiv
gepflegten Bereichen und gezielten Maßnahmen bieten sie ideale
Rückzugsräume für bedrohte Arten wie viele Wildbienen.
Fast 50 % der über 600 Wildbienenarten in Deutschland gelten als gefährdet
oder bereits ausgestorben. Umso wichtiger ist es, auch im städtischen
Umfeld geeignete Lebensräume zu erhalten oder neu zu schaffen. Öffentlich
wie privat gestaltete Grünflächen bieten hierfür enormes Potenzial –
entscheidend ist eine bewusste, insektenfreundliche Pflege für den Erhalt
der biologischen Vielfalt.