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Bildung beginnt im Kleinkindalter – und Chancengerechtigkeit ebenso

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Wichtige sprachliche und soziale Kompetenzen werden schon frühzeitig in
der Interaktion zwischen Eltern und ihren Kleinkindern angelegt – und
damit auch Bildungsungleichheiten. Ein neuer Transferbericht beleuchtet
wichtige Einflüsse der frühen familiären Lernumwelt auf die Entwicklung
von Kindern in ihren ersten Lebensjahren.

Die Analysen von Daten der
Langzeitstudie des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zeigen, dass ungleiche
soziale und ökonomische Startbedingungen im Elternhaus hierbei eine
bedeutende Rolle spielen und können helfen, früh entstehenden
Bildungsungleichheiten durch gezielte Unterstützungsmaßnahmen
entgegenzuwirken.

Bereits im Alter von zwei Jahren zeigen sich bedeutsame Unterschiede im
Wortschatz und der Grammatikkompetenz von Kindern – beeinflusst durch den
sozialen und ökonomischen Hintergrund der Eltern. So verfügten die
zweijährigen Kinder aus benachteiligten Familien über rund 97 Wörter (aus
einer Liste von 260 Wörtern). Gleichaltrige Kinder aus ressourcenreicheren
Haushalten verwendeten nach Angabe ihrer Eltern hingegen bereits 158
dieser Wörter. Die Autorinnen des Berichts, Dr. Manja Attig (LIfBi –
Leibniz-Institut für Bildungsverläufe) und Prof. Dr. Sabine Weinert (Otto-
Friedrich-Universität Bamberg) betonen, dass Unterschiede in sprachlichen
und sozial-emotionalen Kompetenzen und hiermit zusammenhängende
Bildungsungleichheiten nicht erst im Vorschul- oder Schulalter entstehen,
sondern ihre Wurzeln bereits in den allerersten Lebensjahren haben.

Qualität der Eltern-Kind-Interaktion: Sensitivität und Anregung als
wichtige frühe Einflüsse
Demnach haben feinfühlige und anregende Interaktionen zwischen Eltern und
Kindern eine große Bedeutung für die sprachliche und sozial-emotionale
Entwicklung der Kinder. Besonders hilfreich sind auch gemeinsame
Aktivitäten wie das Betrachten von Bilderbüchern. „Gute sprachliche
Fähigkeiten ermöglichen den Kindern bessere soziale Kontakte, bessere
soziale Problemlösungen und eine bessere Steuerung eigener Emotionen“, so
Professorin Sabine Weinert, Mitautorin des Transferberichts. Die
Forschungsergebnisse zeichnen dabei ein differenziertes Bild der
verschiedenen Merkmale der frühen Lernumwelt (anregendes und sensitives
Interaktionsverhalten; gemeinsames Bilderbuch betrachten), die Kinder
erfahren, und der Wirkungen, die diese haben. Jedoch sind bereits im
ersten Lebensjahr bedeutsame Zusammenhänge mit den sozialen und
ökonomischen Ressourcen der Eltern beobachtbar – auch wenn es innerhalb
der sozialen Gruppen jeweils große Unterschiede gibt.

Häufung von Stressfaktoren ist besonders kritisch
Die Analysen der NEPS-Daten legen nahe, dass es Eltern mit sozio-
ökonomischen Belastungen – wie geringem Einkommen, niedrigem
Bildungsniveau – oft weniger gelingt, entwicklungsförderlich auf ihre
Kinder einzugehen. Besonders kritisch wird es, wenn mehrere Stressfaktoren
zusammenkommen. In diesen Fällen gelang es den Eltern nur noch sehr
eingeschränkt, auf Kinder mit einem herausfordernden Temperament
feinfühlig und anregend einzugehen. Die Autorinnen weisen darauf hin, dass
diese Problematik sogar noch unterschätzt sein könnte, da die NEPS-
Stichprobe nicht schwerpunktmäßig risikobehaftete Familien untersucht hat.
„Unsere Studie zeigt deutlich, dass Unterschiede in der kindlichen
Entwicklung schon in frühester Kindheit entstehen. Ziel muss es sein,
allen Kindern gerechtere Bildungschancen zu ermöglichen und deshalb Eltern
in Risikosituationen so frühzeitig wie möglich Unterstützung zukommen zu
lassen, um ungleiche Startbedingungen auszugleichen“, so Dr. Manja Attig,
Mit-Autorin der Studie.

Weichenstellung für Bildungserfolg – zahlen sich frühe Unterstützungen
aus?
Die Erkenntnisse, die mit Daten aus Beobachtungen und Erhebungen von 3.500
Säuglingen mit ihren Eltern über zwei Jahre hinweg entstanden,
unterstreichen die Bedeutung von Maßnahmen, die Familien und ihre Kinder
frühzeitig unterstützen. Projekte wie die Bremer Initiative zur Stärkung
frühkindlicher Entwicklung (BRISE) schließen an die Erhebungen des
Nationalen Bildungspanels an und untersuchen, wie Förderprogramme gezielt
auf Risikogruppen wirken können. Die Ergebnisse bieten wertvolle
Einblicke, um Bildungsungleichheiten in Deutschland entgegenzuwirken.
Gerade vor dem Hintergrund des schwachen Abschneidens von deutschen
Schulkindern in internationalen Vergleichsstudien wie PISA sei es laut
Weinert und Attig wichtig, schon in den ersten Lebensjahren für die
Familien Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten zu schaffen.

Faktenübersicht:
•       Diese Ergebnisse wurden auf Basis der Startkohorte „Neugeborene“
des Nationalen Bildungspanels (NEPS-SC1) erarbeitet. Die Startkohorte
umfasst ca. 3.500 Kinder, die seit dem Alter von 7 Monaten bzw. dem Jahr
2012 durch das Nationale Bildungspanel begleitet werden.
•       Wichtige Aspekte der frühkindlichen Lernumwelt wurden sowohl mit
Fragebögen erfasst als auch über Beobachtungen von Eltern-Kind-
Interaktionen analysiert. Zu drei Messzeitpunkten (die Kinder waren 7
Monate, 17 Monate bzw. 2 Jahre alt) wurden alltagsnahe Interaktionen der
Kinder und ihrer Eltern auf Video aufgenommen und im Nachhinein sowohl das
kindliche Verhalten als auch verschiedene elterliche Verhaltensweisen
(beispielsweise hinsichtlich ihrer Sensitivität und ihres
Anregungsverhaltens) eingeschätzt. Dafür wurden den teilnehmenden Eltern
(vorwiegend Mütter) Spielmaterialien überlassen und sie wurden gebeten, 8
bis 10 Minuten so wie sonst mit ihrem Kind zu spielen.

Originalpublikation:
Attig, M. & Weinert, S. (2025). Wie frühe Eltern-Kind-Interaktionen die
Entwicklöung von Kindern beeinflussen (NEPS Forschung kompakt No. 2).
Leibniz-Institut für Bildungsverläufe.
https://doi.org/10.5157/NEPS:FK02:1.0

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