Den Steinmetzen der Antike auf der Spur

Archäologie trifft Steinbildhauerei: An der Universität Würzburg konnten
Studierende die Arbeitsweisen der Antike nachvollziehen und eigene
Steinbildwerke hauen. Zehn Studierende der Klassischen Archäologie haben den Hörsaal mit einem
Pop-Up-Bildhaueratelier auf stillgelegten Gleisen am Würzburger
Hauptbahnhof getauscht.
Dort bekamen sie am 18. und 19. Juli 2025 eine
Einführung in die antike Technik der Steinbildhauerei. Dieser Werkprozess
hat sich bis heute nur geringfügig verändert, und auch die Werkzeuge der
Antike unterscheiden sich nur unwesentlich von den heutigen
Bildhauereisen.
Leiter des Seminars waren der Steinbildhauer Harald Scherer, der sein
Atelier am Bahnhof in der Posthalle hat, und Dr. Florian Leitmeir vom
Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Universität Würzburg. Die beiden
haben dieses analoge Lehrformat 2017 entwickelt. Seitdem bieten sie es den
Studierenden im zweijährigen Turnus an.
Zentraler Forschungsbereich der Archäologie
„Antike Steinbildwerke zählen zu den zentralen Forschungsbereichen der
Klassischen Archäologie“, sagt Florian Leitmeir. Im Studium werden sie in
aller Regel anhand von Fotografien und Gipsabgüssen besprochen. Echte
Skulpturen bieten aber den Vorteil, dass an ihnen unterschiedliche Spuren
von unterschiedlichen Meißeln zu erkennen sind. Dadurch ergeben sich
bessere Einblicke in den Herstellungsprozess.
In der experimentellen Übung schärften die Studierenden ihren Blick auf
antike Oberflächen, indem sie selbst Objekte aus Sand- oder Kalkstein
fertigten. Im direkten Kontakt mit dem Material konnten sie die
unterschiedlichen Härtegrade und die Zusammensetzung von lokalem Sandstein
und Muschelkalk sowie von Marmor aus Carrara bestens erkunden
Palmette als krönender Abschluss
Zusätzlich zu den Einzelarbeiten entstand auch ein gemeinsames Werkstück.
Weil die Übung zum fünften Mal stattfand, wurde zu diesem kleinen Jubiläum
eine Palmette gewählt, ein Ornament in Form eines Palmblattes. In der
Antike wurden Palmetten als krönender Abschluss eines Monuments verwendet.
An einen Abschluss ihres Seminars denken Harald Scherer und Florian
Leitmeir aber noch lange nicht: Sie würden gerne auch das zehnjährige
Jubiläum feiern. Die Zeichen dafür stehen gut: Die Planungen für 2027
laufen und erste Studierende sind bereits auf der Warteliste.