Gesundheitsversorgung besser machen: mit KI-Assistenz statt Fragebogen- Kästchen
Das Forschungsprojekt MIA–PROM entwickelt eine KI-gestützte Assistenz, die
Patientinnen und Patienten beim Erfassen ihres Gesundheitszustands
unterstützt – mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung zu verbessern.Wie stark sind Ihre Schmerzen im Moment? Wie oft
machen Sie sich Sorgen? In welchen Bereichen Ihres Lebens schränkt Sie
Ihre Erkrankung ein? Fragen wie diese gehören zu den sogenannten PROMs,
Patient Reported Outcome Measures, also Bewertungen des eigenen
Gesundheitszustands durch die Behandelten.
Sie werden oftmals zu Beginn
und zum Ende einer Behandlung von Kliniken und Reha-Einrichtungen
standardisiert erfasst. Ziel ist es, Aussagen über Gesundheitszustand,
Lebensqualität und die individuelle Erfahrung mit Krankheit und Therapie
direkt von den Betroffenen zu erhalten. Doch das Verfahren hat Schwächen:
Viele Menschen füllen die Fragebögen nicht aus – sei es wegen
Verständnisschwierigkeiten, Sprachbarrieren oder mangelnder Motivation.
Virtueller Avatar oder Roboteragent
Hier setzt MIA–PROM an. Das Projekt entwickelt eine Multimodale
Interaktive Assistenz, kurz MIA, die Patientinnen und Patienten beim
Ausfüllen der PROMs unterstützt. Federführend beteiligt sind die beiden
wissenschaftlichen Mitarbeitenden Philipp Graf von der Fakultät für
angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München und Manuela
Marquardt vom Institut für Medizinische Soziologie und
Rehabilitationswissenschaft der Charité Universitätsmedizin Berlin.
Die Assistenz ist als virtueller Avatar auf dem Bildschirm oder als
kleiner Roboteragent in Form eines menschlichen Kopfes verfügbar. „So
wollen wir das System sozialer gestalten und seine Akzeptanz erhöhen“,
sagt Graf. „MIA begleitet durch den Fragebogen, gibt Feedback zum
Fortschritt und motiviert Patient:innen so zur vollständigen Teilnahme“,
erklärt Graf. Ein zentrales Merkmal ist die Barrierefreiheit: MIA kann
Fragen vorlesen, in einfache Sprache übertragen und damit vielen Menschen
den Zugang erleichtern. „Wichtig beim Projektdesign war uns außerdem das
Einbinden der Patient:innen bei der Gestaltung der Assistenz: deren
Aussehen und deren Stimme“, fügt Projektleiter und HM-Professor Diego
Compagna hinzu.
Patienteneindruck ergänzt Diagnostik
Was bringt MIA der Gesundheitsversorgung konkret? Behandlungserfolge
hängen nicht nur von medizinischen Befunden ab, auch der subjektive
Eindruck der Behandelten zählt. PROMs ergänzen die ärztliche Diagnostik um
diese Perspektive. MIA hilft insbesondere das Feedback von Menschen mit
motorischen, kognitiven und emotionalen Barrieren dabei, diese Angaben
leichter und standardisiert zu erfassen – und entlastet so gleichzeitig
das Klinikpersonal.
Ausblick: Weiterentwicklung erwünscht
Wo steht das Projekt aktuell? Ein erster MIA-Prototyp wurde bereits
entwickelt und in der Praxis getestet: mit Patientinnen und Patienten aus
zwei Rehazentren in Berlin und Brandenburg, die als Projektpartner
beteiligt sind. „Aktuell werten wir die gesammelten Daten aus“, so Graf.
„Das vom BMBF geförderte Projekt nähert sich seinem Abschluss.“
Parallel laufen bereits Gespräche zur Weiterentwicklung. Geplant ist eine
Adaption für Kinder – damit auch junge Patientinnen und Patienten, die
noch nicht lesen können, mithilfe von KI besser Auskunft über ihre
Gesundheit geben und damit ihre Gesundheitsversorgung voranbringen können.
Gerne vermitteln wir einen Interviewtermin mit Prof. Dr. Diego Compagna
und Philipp Graf.
