Neue Podcastfolge: Das Mainzer Quagga
Im Jahr 1883 verstarb in einem Amsterdamer Zoo das
letzte Quagga. Mit ihm war seine Art, eine in Südafrika heimische Unterart
der Zebras, ausgestorben. Nur 23 präparierte Tiere weltweit erzählen bis
heute von ihrer Art, drei davon im Naturhistorischen Museum in Mainz, ein
Hengst, eine Sture und ein Fohlen.
Eine einzigartige Geschichte verbindet
die Quaggas mit Mainz. Maja Ulrich, Kevin Keller und Robin Marc Swann,
Studierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), haben die
Geschichte der Präparate in einen Podcast überführt, der jetzt bei „Clio
auf die Ohren“ zugänglich ist.
„Clio auf die Ohren“ ist der Podcast des Historischen Seminars an der
Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dort podcasten Lehrende und
Studierende gleichermaßen.
https://www.ub.uni-mainz.de/de
Aufmerksam wurden Keller, Swann und Ulrich auf die Quaggas in der
studentischen Übung
des Mainzer Wissenschaftlers Dr. Bernhard Gißibl. Am Leibniz-Institut für
Europäische
Geschichte (IEG) in Mainz forscht er unter anderem über die
Wissenschaftsgeschichte der
Mensch-Tier-Beziehungen, die Umwelt- und Naturschutzgeschichte Europas und
Afrikas, und über den Europäischen Imperialismus und Kolonialismus in
transimperialer und lokaler
Perspektive. Daneben gibt er Übungen für Studierende, beispielsweise über
die
ausgestorbenen Quagga-Zebras, ihr Nachleben im Mainzer Naturkundemuseum
und die
Rückzüchtungsprojekte dieser Art. Sensibel trägt er mit den Studierenden
zur Debatte über
das koloniale Erbe in europäischen Museen bei.
Seit Jahren dreht sich diese Debatte um afrikanische Kulturgüter und nach
Europa verbrachte Human Remains, um deren Provenienz und mögliche
Restitution. Wenig Aufmerksamkeit fanden bislang hingegen Animal Remains –
die Millionen von Überresten nicht-menschlicher Lebensformen, die im
Gefolge von Kolonialkriegen und Expeditionen, durch Jagd, Handel oder
anderweitige Akquise in Europas naturkundliche Sammlungen gelangten. Dort
wurden sie zu Stellvertretern ihrer Arten und zu wissenschaftlichen
Erkenntnisobjekten. Das galt auch für die Überreste der drei Quaggas, die
in den 1840er Jahren Eingang in die Sammlungen der Rheinischen
Naturforschenden Gesellschaft fanden. Taxidermisch präpariert wurden sie
zu internationalen Berühmtheiten und zum wertvollen Aushängeschild der
Mainzer Sammlungen.
In ihrem Podcast erzählen Ulrich, Keller und Swann die faszinierende
Geschichte dieses
ausgestorbenen Zebras. Sie beleuchten die europäische Kolonialzeit, in der
das Quagga
gejagt und schließlich ausgerottet wurde, wie auch das Nachleben des
Quaggas in
Naturhistorischen Museen und die ethischen Debatten um seine Rückzüchtung.
Gißibl gibt
Einblicke in die Haltung der Kolonialisten gegenüber dem Quagga und die
Bedeutung von
Naturkundemuseen in dieser Ära – und Bettina Henrich, Zoologische
Präparatorin am
Naturhistorischen Museum in Mainz, erläutert die Schwierigkeiten der
fachgerechten
Präparation. Der Podcast leistet so nicht nur einen Beitrag zur großen
Debatte um das
Artensterben und den Biodiversitätsverlust, sondern auch zur historischen
Aufarbeitung
dieser Entwicklungen mit einem Blick auf den kolonialen Griff nach der
Natur.